Donnerstag, 15. Januar 2015

Reibach-Grrrl

SLEATER-KINNEY
No Cities to Love
Sub Pop
2015















Für einige ist es schon seit ein paar Monaten das Comeback des Jahres 2015 und man muss auch ernsthaft zugeben: Sleater-Kinney haben wieder mal den richtigen Zeitpunkt abgepasst, um ein neues Album mit der größtmöglichen Wirkung rauszuhauen. So ziemlich alle Mitglieder hatten es in den letzten Jahren zu einigem Ansehen außerhalb der Band gebracht, ob nun als Schauspielerinnen, Journalistinnen oder in Nebenprojekten wie Wild Flag oder der Corin Tucker Band. Und in dieser Konjunkturwelle die alte Riot-Grrrl-Truppe wieder zu entstauben, öffnet natürlich überall Augen und Ohren. Die Leute, die Sleater-Kinney in den Neunzigern gehört haben, schreiben mittlerweile fürs Feuilleton oder Kandidieren für die Grünen, die Kaufkraft ist also ebenfalls gegeben. Man kann No Cities to Love diesen geringen kommerziellen Aspekt leider nicht absprechen, obwohl die Songs hier deutlich eine andere Sprache sprechen. Sie handeln von Getrifizierung und exklusivem Lebensstil und haben dabei wenig von ihrer Punk-Energie von einst verloren. Corin Tucker kann noch immer in vollster Inbrünstigkeit singen, das Songwriting ist nach wie vor sehr brachial und sogar die Produktion hat sich ein Stückweit den LoFi-Charakter bewahrt. Und obwohl es hier auch Pop-Momente, Synthesizer und Gitarrensoli gibt, merkt man, dass Sleater-Kinney hier zu ihren Anfängen zurück wollen. Doch genau dort sehe ich das Problem: Was nützt es einer Band, wenn sie sich trennt, in neuen Projekten neue Erfahrungen sammelt und sich wiedervereinigt, um ein neues Album zu machen, wenn das ganze doch nur klingt wie die gleiche Band zwanzig Jahre früher? Was haben diese drei denn  bitte davon, mit dem ersten Longplayer nach zehn Jahren auf der Stelle zu treten, statt sich weiter zu entwickeln? Und sie hätten das Zeug dazu, da bin ich mir sicher. Denn intelligentes Songwriting und mörderisch gute Texte sind hier der Normalfall. Mit ein bisschen Mut zur Veränderung hätte No Cities to Love richtig, richtig gut werden können. So ist es nur die Nostalgie-Platte einer mittelalten Rockband, die noch mal cool sein wollte. Für die meisten haben sie das geschafft. Nur ich bin ziemlich skeptisch, was dieses Album angeht. Zwar machen Sleater-Kinney es tausendmal besser als die Pixies, aber immer noch nur befriedigend. Und ab jetzt ist wahrscheinlich erstmal wieder ein paar Jahre Pause. Na toll.
7/11

Beste Songs: Surface Envy / Fade

Nicht mein Fall: No Cities to Love

Weiterlesen:
Review zu Indie Cindy (Pixies):
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