Samstag, 17. Januar 2015

Forever Mittelmaß

BELLE & SEBASTIAN
Girls in Peacetime Want to Dance
Matador
2015















Es ist jetzt der Moment gekommen, in dem ich nicht länger um ein Review eines Belle-&-Sebastian-Albums herumkomme und vor allen zugeben muss, dass die Schotten eine dieser gefeierten Bands sind, die ich nie verstanden habe. Ich will nicht sagen, dass sie absolut nichts für mich sind, aber der große Jubel um sie und Twee-Pop generell war für mich immer ein Mysterium. Sicherlich, viele mögen diese Gruppe hier wegen ihrer Texte, die zugegebenermaßen immer sehr poetisch waren und ein Alleinstellungsmerkmal sondersgleichen. Doch für Leute, die bei Songs auf den Text hören, waren Belle & Sebastian stets zu ausgelassen und verspielt. Darüber hinaus fand ich ihr Songwriting immer ziemlich langweilig. Und dass sich das mit dem neuen Album fortsetzen würde, war nur logisch. Es ist das mittlerweile neunte der Band aus Glasgow, zuletzt erschien vor fünf Jahren Write About Love. Eine relativ lange Zeit, in der es dem Septett um Stuart Murdoch ergangen ist wie vielen anderen Größen ihrer Zeit: keiner interessiert sich mehr für sie. Zwar kramten manche coole Seiten die Schotten wieder als Randnotiz aus der Versenkung, doch viel Brimborium gibt es nicht ums neue Album. Und wenn man sich Girls in Peacetime Want to Dance anhört, weiß man auch, warum: Belle & Sebastian sind faul geworden. Und zwar so richtig. Wenn ich vorher von müdem Songwriting sprach, meinte ich damit nur ein paar fehlende Highlights und der Mangel am Besonderen hier und da. Wenn ich das jetzt thematisiere, meine ich lahme Synthesizer-Instrumentierung, uninspirierte Melodien, klamme Gitarrenarbeit und, jawohl, Texte, die zu wünschen übrig lassen. Wenn sich beispielsweise the Party Line als lauwarmer Club-Song probiert, muss man sich ernsthaft Gedanken um die Prioritäten von Murdoch machen. Oder wenn Enter Sylvia Plath an die Schlager-Tür klopt. Oder dort oder hier oder da. Und wenn Girls in Peacetime Want to Dance mal nicht peinlich ist, ist sie langweilig. Den Großteil der Songs hat man schon vergessen, bevor dieser überhaupt vorbei ist. Von der Produktion will ich gar nicht anfangen. Doch obwohl hier so viel nicht stimmt, gibt es ein paar erwähnenswerte Highlights. Dazu gehört die Violine in the Cat with the Cream, die ich gerne öfter gehört hätte. Zwei ganz nette Songs sind außerdem the Everlasting Muse, Perfect Couples und Ever Had A Little Faith, auch wenn hier immer noch Luft nach oben ist. Zum Schluss holt dadurch auch der Gesamtkontext ein bisschen auf. Am Ende ist Girls in Peacetime... ein ziemlich mittelmäßiges Album, das auch Fans der Band nicht unbedingt gefallen wird. Für mich bestätigt es nur, was ich ohnehin über Belle & Sebastian denke. Und ich hoffe einfach nur, dass mir ein weiteres Review zu ihnen erspart bleibt. Ihr wisst ja jetzt bescheid.
6/11

Beste Songs: Perfect Couples / Ever Had A Little Faith

Nicht mein Fall: the Party Line / Enter Sylvia Plath

Weiterlesen:
Review zu Soft Will (Smith Westerns):
zum Review

Review zu ...And Star Power (Foxygen):
zum Review

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