Donnerstag, 29. Januar 2015

Kein Witz

BLACK SHEEP WALL
I'm Going to Kill Myself
Season of Mist
2015















Vorsicht, Mogelpackung! Wer sich an das neue Album von Black Sheep Wall herantraut und sie wegen des Muppets-Artworks mit Ironie-Granaten wie Excrementory Grindfuckers oder We Butter the Bread With Butter verwechselt, irrt gewaltig. I'm Going to Kill Myself ist Metalcore auf Profi-Niveau und blutiger Ernst. Wenn man es so will, ist die Ironie hier das ironische. Denkt man sich das zugegebenermaßen ziemlich irreführende Cover weg, ist das Album der Kalifornier eines der bisher anspruchsvollsten Gesamtwerke des beginnenden Jahres. Auf vier Songs in etwas mehr als einer Stunde versammelt die Band hier eine Mischung aus Post-Doom-Metal-Wucht und geisteskrankem Depri-Core. Wer hier an Converge, Amen Ra oder Cult of Luna denkt, hat den richtigen Riecher. Nur dass die dicken Sludge-Bretter hier über die dreifache Songlänge gezerrt werden und in ihrem verzweifelten Mantra-Charakter dabei gleich noch fünf Mal finsterer wirken. Höhepunkt ist dabei definitiv das 33-Minuten-Epos Metallica, in dem sich Black Sheep Wall auch mal richtig austoben, was die klangliche Kolorierung ihres tiefschwarzen Doom angeht. Auf die große Pointe wartet man dabei aber vergeblich, die Klaifornier bleiben die komplette Zeit über in ihrem düsteren Trott, wodurch man sich als Hörer doch ein bisschen verarscht vorkommt. Die ganze Zeit erwartet man eine Break, in der statt der Fuzz-Gitarre plötzlich ein Banjo loslegt, Blödel-Lyrics dargeboten werden oder wenigstens ein alberner Schrei zu hören ist. Nichts dergleichen passiert. Und am Ende ist das dann wahrscheinlich der eigentliche Witz an I'm Going to Kill Myself: Es gibt keinen. Black Sheep Wall schicken uns in den Teil der Hölle, vor dessen Tor sie vorher das Eingangsschild zur Sesamstraße hingehängt haben und lachen sich heimlich ins Fäustchen, wenn der Hörer aufläuft. Scherzkekse der ganz fiesen Art sind das. Was aber nicht davon ablenken kann, dass die Songs, obwohl finster und selbstzerstörerisch, richtig gut sind. Wenn man sich durch eine Stunde schwärzesten Humor gehört hat, kann man darüber lachen, weil der nicht vorhandene Witz richtig gut war. Und das Album an sich auch. So schön verkohlt zu werden, macht am Ende auch Spaß. Und finsterer Doom-Core sowieso.
8/11

Bester Song: Metallica

Nicht mein Fall: -

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