Mittwoch, 28. Januar 2015

Homegrow

SPIDERGAWD
II
Crispin Glover
2015















Dass dem ersten Album von Spidergawd im letzten Jahr wenig Aufmerksamkeit meinerseits zukam, lag hauptsächlich daran, dass die Band um selbiges kein großes Theater machte. Man wusste kaum, dass es das Nebenprojekt der Motorpsycho-Mitglieder Bent Saether und Kenneth Kapstad mit Frontmann Per Borten überhaupt gab und ihr Debüt erschien zunächst nur auf dem norwegischen Indie-Label Crispin Glover. Natürlich ausschließlich auf Vinyl. Erst ein gutes halbes Jahr später trauten sich Spidergawd, das selbstbetitelte Album auch außerhalb der Homezone unter die Leute zu bringen. Und siehe da: es war sensationell. Zwischen Bluesrock, Proto-Punk, Progrock und leichtem Stoner-Einschlag jammte sich das Quartett locker den ein oder anderen Hit zurecht. Dass dabei auch Erinnerungen zu Motorpsycho geweckt wurden, war nur konsequent. Für II, den Nachfolger des Erstlingswerks, habe ich mich jetzt vorsorglich etwas früher gekümmert und wollte die Band unter keinen Umständen wieder unter den Teppich kehren. Gute Entscheidung. Denn obwohl seit dem Debüt nicht mal ein Jahr verstrichen ist, hat sich bei Spidergawd viel getan. Die Blues-Dichte hat sich hier mindestens verdoppelt, alles klingt ein bisschen dreckiger und trotzdem bleiben die Norweger dabei unglaublich versiert. Die Vergleiche mit der bereits einmal zu oft genannten Hauptband von Saether und Kapstad ist hier so gut wie ausgemerzt, Prog- und Psych-Einflüsse sind hier souveräne Eigenzucht. Wierderum erstaunt es dabei, dass hier nichts retro klingt, obwohl hier rein Songwriting-technisch alte Kamellen abgezogen werden. Theoretisch ist II altbackener Hippierock erster Güte, praktisch das am weitesten vorwärts denkende Blues-Album, das ich seit langem gehört habe. Dass die Akteure dabei wieder durch Details glänzen, die Produktion perfekt ist, textlich alles passt und Extra-Instrumente wunderbar eingesetzt werden, ist dabei schon fast Nebensache. Songs wie ...Is All She Said, Tourniquet oder Careulean Chameleon zeigen eindrucksvoll die Bandbreite, die ein so abgehangenes Genre 2015 noch auffahren kann. Natürlich mit den nötigen Stützrädern von Psychedelic Rock, Punk und extrabreiten Soli. Das ureigene Gebräu von Spidergawd ist damit Rockmusik, die so ziemlich das Gegenteil von tot ist. Eine Beweisführung, die dieses Jahr schon ganz schön überfällig ist.
9/11

Beste Songs: ...Is All She Said / Careulean Chameleon

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Timothy's Monster (Motorpsycho):
zum Review

Review zu Lazaretto (Jack White):
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