Samstag, 12. September 2015

Size Does Matter After All

BEIRUT
No No No

4AD
2015
















Neunundzwanzig Minuten geht das neue Album von Beirut. Das neue Album, auf das ich vier scheinbar endlos lange Jahre gewartet habe, nachdem mich the Rip Tide Anfang 2011 völlig von den Socken gehauen hatte und bis heute nur besser wird. Neunundzwanzig Minuten. Eine schon ziemlich herbe Enttäuschung, wenn man sich soviel davon versprochen hat, dass Zach Condon 2015 endlich wieder neue Musik macht. Das Folk-Wunderkind war doch einst ein so fleißiges Kerlchen, das in nur einem Jahr drei Platten veröffentlichte, die auch noch so genial komponiert waren, dass man nicht anders konnte, als in ihm den nächsten Jeff Mangum zu sehen. Da kam bei mir im Vorfeld dieses Albums schon irgendwie ein bisschen Frustration auf. Die war zum Glück wie weggeblasen, als ich No No No dann zum ersten Mal hörte. Denn die Fast-LP präsentiert Beirut nach wie vor in Höchstform und wieder einmal ganz anders als erwartet. Was wir hier erleben, ist das sicherlich poppigste Projekt des Multiinstrumentalisten, eine sommerlich angehauchte Wohlfühl-Scheibe mit fluffigem Flair und entspannten Melodien, die in dieser Leichtigkeit jedoch vollkommen aufgeht. Neun Mal versucht Condon hier, den perfekten Indiepop-Song zu schreiben und fast immer glückt ihm das auch. Sein wichtigstes Werkzeug ist dabei das Klavier, was im Kontast zum sehr folkigen Vorgänger erstmal gewöhnungsbedürftig ist, doch mit jedem Hören mehr Sinn ergibt. Der einzige Track, der leider ein bisschen albern geraten ist, ist August Holland, in dem der Tausendsassa dann doch ein bisschen an Mika erinnert. Als kleines Projekt ist No No No also gar nicht zu verachten. Man könnte meckern, dass es im Allgemeinen eigentlich eine ziemlich unspektakuläre Platte ist und man sich nach vier Jahren nun eigentlich doch ein bisschen mehr gewünscht hätte. Doch sobald man die Songs ein weiteres Mal hört, kann man Beirut auch schon gar nicht mehr böse sein. Denn trotz seiner offensichtlichen Simplizität und Beschränktheit lässt es mich nicht unbefriedigt zurück und schafft es sogar, mich ein weiteres Mal zu beeindrucken. Ich fühle mich hier nicht von einer knappen, ganz guten Alibi-Platte abgespeist, sondern habe das Gefühl, dass auch in ein solch kleines Release sehr große Sorgfalt gesteckt wurde. Und das spricht doch dafür, dass Beirut ihre beste Eigenschaft hier nicht verspielt haben. Da sind vier Jahre mehr oder weniger nun auch kein Problem.
9/11

Beste Songs: Gibraltar / As Needed

Nicht mein Fall: August Holland

Weiterlesen:
Review zu the Rip Tide (Beirut):
zum Review

Review zu Love Letters (Metronomy):
zum Review

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