Sonntag, 13. September 2015

Peng Peng-Musik

VÖGEL DIE ERDE ESSEN
Besuch von innen

Kreismusik
2015
















Es begab im Jahr 2013, als der Wahnsinn um Käptn Peng und Kreismusik so richtig aus den Fugen geriet, dass plötzlich eine weitere sehr talentierte Band auf der Bildfläche des Labels erschien. Mit der absoluten Wahnsinns-Single Hitchcock und einer nicht weniger fantastischen EP machte das Trio Vögel die Erde essen zunächst vor allem Insider wuschig, landete wenige Wochen später aber auch schon auf den größeren Blogs der Republik, die in ihnen schon die nächsten Käptn Pengs witterten. Und obwohl wir es hier eigentlich mit einer eher auf experimentelle Rockmusik orientierten Band zu tun haben, ist diese Annahme gar nicht verkehrt. Zum einen ist ein Teil der Mitglieder hier auch bei den Tentakeln von Delphi aktiv, zum anderen sind sich beide Gruppen stilistisch sehr ähnlich. Und wo das auf der EP noch hätte Zufall sein können, ist es auf Besuch von innen, dem ersten richtigen Album von Vögel die Erde essen, ein ganz klarer Fall. Dass auf Kreismusik generell ein sehr reger kreativer Austausch zwischen den Künstlern stattfindet, ist nichts neues, Robert Gwisdek drehte beispielsweise auch das Video zu Hitchcock. Dennoch ist teilweise eigenartig, wie sehr diese Platte vor allem auch textlich nach denen von Käptn Peng klingt. Das bedeutet zwar an sich, dass sie ziemlich gut geworden ist, leider aber auch, dass ein schwerer Mangel an Originalität vorliegt. Und eigentlich hätte das nicht unbedingt sein müssen. Mit Songs wie Schneckendasein oder eben auch Hitchcock hatten sie bereits bewiesen, dass sie auch eine eigene klangliche Identität besitzen. Besuch von innen wirkt daher jetzt ein bisschen so, als hätte es das alles nie gegeben. Wenn man so will, ist es unter den wenigen bisherigen Releases der Band das eindeutig schwächste. Was aber nicht bedeutet, dass es wirklich schlecht ist. Gerade für mich als Kreismusik-Kenner-und-Lieber ist diese Platte eigentlich vor allem erstklassiger Fan-Service. Vögel die Erde essen schreiben hier keinen einzigen schlechten Song, geben den abstrakten Lyrics ein sehr passendes Noise-Schrägstrich-Punk-Umfeld und gehen sogar vorsichtige Schritte in Richtung Pop. Darüber hinaus sind Tracks wie Froschmann oder das neunminütige, fast postrockig anmutende Fahrstuhl nach unten so großartig, dass man ihnen nicht ernsthaft böse sein kann. Die Frage ist letztendlich, ob man Vögel die Erde essen ihre offensichtliche Inspirationsquelle krumm nimmt oder es gut findet, dass sie so kollegial Ideen klauen. Ich finde letztendlich, dass Besuch von innen trotzdem verdammt kreativ ist und es nicht verdient hätte, wegen eines einzigen Makels von mir ausgebuht zu werden. Was sie verdienen, sind neun von elf Punkten und einen Platz in meinem Plattenregal. Das erste bekommen sie gleich, das zweite hoffentlich noch im Laufe dieses Jahres. Schließlich habe ich als Fan ja auch meine Verpflichtungen.
9/11

Beste Songs: Froschmann / Fahrstuhl nach unten / Lass rauschen

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Freedom (Refused):
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Review zu Fun (Die Nerven):
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