Samstag, 19. September 2015

Die Sirenen von Mexiko

LE BUTCHERETTES
A Raw Youth

Ipecac
2015
















Ich habe mitunter versucht, es mir auszureden, doch spätestens seit dem letzten Bosnian-Rainbows-Album bin ich ein Riesenfan von Teresa Suárez alias Teri Gender Bender. Nicht nur bildet sie mit Lebensgefährte Omar Rodriguez-Lopez mein persönliches Traumpaar der Indie-Szene, auch sie selbst ist eine ganz besondere Musikerin, was mir in den letzten Jahren immer wieder klar geworden ist. Und scheinbar auch dem Rest der Welt. Als Sängerin, als Live-Performerin und als Gitarristin hat sie sich viele Lorbeeren verdient und immer wieder überzeugt, lediglich ihr Ruf als Songschreiberin ist leider noch immer etwas ausbaufähig. Und auch als konsequenter Fanboy muss ich hier sagen: Nicht zu Unrecht. Bei den Bosnian Rainbows hatte sie vielleicht einen guten Lauf, allerdings standen ihr hier auch drei andere Komponisten zur Seite, mit Rodriguez nicht zuletzt ein sehr renommierter und erfahrener. Daneben fand ich die Platten ihrer eigentlichen Hauptband Le Butcherettes immer sehr interessant, wenn auch nicht ganz ausgereift, ganz zu schweigen von furchtbaren Projekten wie Kimono Kult oder ähnlichem. Für A Raw Youth hatte ich dennoch einige Hoffnungen, da die Band durch den Schub der letzten Jahre plötzlich im Fokus einer Szene steht und auch entsprechend darauf reagiert. Am stärksten äußerst sich das sicherlich durch die Gastauftritte von Iggy Pop und John Frusciante auf diesem Album, aber auch die wesentlich offenere Ausrichtung spricht für sich. Von einer Pop-Sensibilität zu sprechen, würde vielleicht zu weit gehen, doch mit echter Punk-Trveness hat dass hier auch wenig zu tun. A Raw Youth ist im besten Sinne eine Wave-Geschichte und passt in diese Rolle nicht mal schlecht. Suárez' Gesang macht sich hier viel besser den Weg frei und die Sache mit den Keyboards hat ja schon beim letzten Mal gut funktioniert. Tracks wie My Half (der mit Frusciante) oder Witchless C Spot funktionieren sehr gut durch die Konzentration auf intensive Momente und sind spätestens hier auch kein Neuland mehr für die Butcherettes. Auf der anderen Seite existieren aber immer noch die flotten, gitarrenlastigen Elemente in Stücken wie Stab My Back oder Hitch Hiker. Was wieder einmal nicht so richtig fetzt sind die Texte von Suárez, denn zwischen hohlen Phrasen und pseudo-artsy Kommentaren ist für die Messages hier wenig Platz übrig. Mehr als ein Wermutstropfen ist das aber nicht, denn ihre fantastische vokalistische Leistung kann dies meist kompensieren. Wie immer also. Unterm Strich steht bei den Butcherettes diesmal ein wesentlich reiferes Album, das zwar nicht zwingend besser als die Vorgänger ist, aber die Souveränität hat, das als Ästhetik zu verkaufen. Und in meiner völlig irrationalen Verehrung für diese Band bestärkt es mich ebenfalls. Also werde ich mich nicht darüber beschweren, sondern einfach mal Fan sein. Ist mir ja sonst so wenig vergönnt.
9/11

Beste Songs: Shave the Pride / Stab My Back / They Fuck You Over / Witchless C Spot / My Half

Nicht mein Fall: La Uva

Weiterlesen:
Review zu Bosnian Rainbows (Bosnian Rainbows):
zum Review

Review zu The World is Not Enough (Marching Church):
zum Review

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