Samstag, 26. September 2015

Punchdrunk Lovesick Singalong

PARKWAY DRIVE
Ire

Epitaph
2015















Mein Interesse für die späte Zweitausender-Welle des Metalcore hielt sich schon immer in Grenzen. Die vor fünf bis sechs Jahren besonders auch in meinem Umfeld sehr angesagte Warped-, Impericon- und Schüttelfrisur-Szene streifte mich kurz und wäre vielleicht von größerer Bedeutung für mich gewesen, wenn ich nicht Rage Against the Machine entdeckt hätte. Wie ich zum jetzigen Zeitpunkt zu der ganzen Sache stehe, kann man ja gerne in meinem Review zum letzten Bring Me the Horizon-Album nachlesen (guckst du unten). Wobei ich sagen muss, dass auch hier wie immer gewisse Ausnahmen existieren. Und die vielleicht wichtigste heißt für mich in diesem Zusammenhang Parkway Drive. Die vierköpfige Band aus Australien schindete bei mir schon relativ zeitig durch ihre schlagkräftige und präzise Art Eindruck und ist in meinen Augen so ziemlich das einzige Überbleibsel des Hypes, das sich auch ein halbes Jahrzehnt später noch nicht überlebt hat. Ein Schlüsselerlebnis war in dieser Hinsicht das 2013 veröffentlichte Atlas, in dem zehlreiche Prog-Elemente ihren Stil zusätzlich auflockerten und Momente schafften, die mich dieses Album wirklich mögen ließen. Ire ist 2015 nun der Nachfolger dieser Platte und einer gewissen Neugier konnte ich mich im Vorfeld nicht entziehen. Nun, da das Beschauungsobjekt draußen ist, muss ich zugeben, dass ich wieder einmal überrascht bin von der Metamorphose, die diese Band erneut durchlaufen hat. Parkway Drive haben die progressiven Parts des Vorgängers zurückgeschraubt und hier eine Platte aufgenommen, die wieder verstärkt auf die Aspekte Punch und Core-Bausteine setzt, die sie schon immer am besten beherrschten. Zusätzlich hat Ire jedoch einen sehr ausgeprägten klassischen Heavy-Metal-Einschlag, der sehr an den Stil der frühen Iron Maiden erinnert. Das ist interessant, aber nicht unbedingt unproblematisch. An sich habe ich ja mit endlos geschmierten Picking-Soli keinerlei Probleme, doch wie Parkway Drive diese einsetzen ist ziemlich uncool. Nicht selten ist ein Solo hier eben nicht wirklich ein Solo, das heißt ohne Begleitung gespielt, sondern ist entweder mit Synthesizern unterlegt oder packt fette "wooh"-Chöre obendrauf. Und sowas läuft nun mal überhaupt nicht, wenn man den Effekt des Gitarrenspiels richtig auskosten will. Wenn man dann auch noch bedenkt, wie oft das hier passiert, dann befinde ich das als wirklich groben Schnitzer. Und er bleibt auch mein einziges Hauptproblem am gesamten Album. Dass Songs stellenweise überproduziert sind, die Platte stellenweise ein weing zur Monotonie neigt und dass Winston McCalls Gesang in Writings On the Wall eine Katastrophe ist, sind Details und müssen nicht weiter vertieft werden. Denn ansonsten haben Parkway Drive hier ein grundsolides Stück Musik abgeliefert. Wieder einmal muss ich die instrumentalistische und gesangliche Präzision hervorheben, mit der die Band hier spielt und ein weiteres Mal finde ich es schön, wie unpeinlich die Australier bei Verrichtung ihrer Arbeit zu Werke gehen. Obgleich Ire am Ende doch bei weitem nicht so gut ist wie Atlas, die Vier Akteure stehen immerhin auch hier weiter ihren Mann. Und sorgen für 50 Minuten mal dafür, dass ihre Szene nicht total lachhaft ist. Was am Ende vielleicht sogar das wichtigste ist.
7/11

Beste Songs: Fractures / Vicious

Nicht mein Fall: Vice Grip / Writings On the Wall

Weiterlesen:
Review zu That's the Spirit (Bring Me the Horizon):
zum Review

Review zu From Parts Unknown (Every Time I Die):
zum Review

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