Mittwoch, 2. September 2015

Musik, die schwer zu Twerk

MILEY CYRUS & THE FLAMING LIPS
Miley Cyrus and Her Dead Petz

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2015
















Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Miley Cyrus wäre der Cyborg, den die Flaming Lips erfunden hätten, um endlich die Pop-Welt unter ihre Kontrolle zu bekommen. Und dass die beiden ein Album zusammen machen, lag irgendwie in der Luft. Bereits zuvor wurde gemeinsam der Beatles-Klassiker Lucy in the Sky With Diamonds in der Luft zerfetzt (Moby war auch mit dabei) und die letztes Jahr von Wayne Coyne Pseudo-Band Electric Würms war eigentlich auch nicht mehr an die Frau, die Hannah Montana getötet hat. Ich will nicht behaupten, ich hätte mir heimlich dieses Album gewünscht, aber wo es einmal da ist, finde ich allein die Idee großartig. Zwar wurde das Release der Platte ziemlich von der ganzen VMA- und Nicky Minaj-Sache überschattet, aber ist das Produkt deswegen weniger wert? Ich glaube kaum. Miley Cyrus steht schon lange auf der Liste der Leute, die viel cooler sind als ihr Ruf und mit den Flaming Lips hat sie ein paar echte künstlerische Seeleverwante gefunden, die dazu auch noch verdammt gute Musiker sind. Und wer jetzt argumentiert, Dead Petz wäre ja ein totales Jux-Album, der hat damit recht. Aber ist es nicht das, was diese beiden Parteien am besten können? Haters gonna hate, ich ging mit den besten Erwartungen in diese Kollaboration. Bekommen habe ich am Ende eine Reihe Songs, die immerhin keine Enttäuschung sind. Nicht dass ich dachte, hier wirklich revolutionäres zu hören, doch bei all dem Freak-Potenzial, das sich hier verbirgt, ist Dead Petz als quatschige Pop-Platte dann doch etwas unspektakulär. Nach dem fantastisch abgefahrenen Opener Dooo It! (Shia LaBoeuf approves!) folgen erstmal zwei Balladen, die zwar an sich ziemlich cool sind, aber dennoch nicht so richtig das, was man sich gewünscht hat. Wo sind die schrillen Synthesizer? Die psychedelischen Drifts? Die Twerk-Beats? Miley Cyrus streut solche Obszönitäten nur spärlich ein und parodiert stattdessen Madonna (1 Sun), wird esoterisch (Miley Tibetian Bowlzzz) und flirtet mit Ariel Pink (Tiger Dreams) und Big Sean (Tangerine). Was ich ihr allerdings zugute halten muss ist, dass dieses Album gesanglich eine erstklassige Performance ist, die auch durch Tonnen von Reverb und Autotune nicht gemindert wird. Und ja, an vielen Stellen ist es auch textlich ziemlich brilliant, zumindest wenn man damit trashig meint. Alles in allem liefern Miley und die Flaming Lips hier eine gute Gesamtarbeit ab, deren einziges Problem es ist, dass sie nicht wirklich versucht, besser zu sein. Ich weiß, dass es sich hier bestenfalls um ein Zwischenprojekt beider Künstler handelt und natürlich auch nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die ein "richtiger" Longplayer bekommen hätte. Doch dass die theoretisch explosive Mischung aus diesen beiden Kollaborateuren so durchschnittlich geworden ist, frustriert mich schon ein wenig. Ich hoffe, beide bleiben befreundet und die Chance, diese Art von Zusammenarbeit zu wiederholen, bleibt bestehen. Sie könnten ja wieder was zusammen covern oder eine Würms-Platte machen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, wir reden hier schließlich von Miley Cyrus und den Flaming Lips.
8/11

Beste Songs: Twinkle Song / Tiger Dreams / Tangerine / Lighter

Nicht mein Fall: Pablow the Blowfish

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