Montag, 28. September 2015

Das Album danach

CASPIAN
Dust and Disquiet

Big Scary Monsters
2015
















Es gab Zeiten, da galten Caspian als eine der eher euphorischen Bands in der Postrock-Szene und das stimmte auch. Die Musik der Gruppe aus Massachusetts spielte immer mit den hellen Farben und trug eine Leichtigkeit in sich, die in gewisser Weise einzigartig war. Zur großen Zahl der Düstermänner des Genres musste man sie nie zählen. Dennoch ist ihr neues Album Dust and Disquiet ein eher melancholisches und auch etwas aufrührerisches geworden, und das nicht ohne Grund. Im Herbst 2013 verstarb überraschend Bassist Chris Friedrich und hinterließ einen tiefen Riss im Gefüge der Band. Caspian zogen sich ins Private zurück und blieben bis auf wenige Konzerte still. Posthum wurde zwar noch im selben Jahr die EP Hymn for the Greatest Generation veröffentlicht, deren Release jedoch schon vor Friedrichs Ableben vorbereitet war. Das erste wirklich neue Album ohne ihn ist nun deutlich vom Verlust geprägt und vielleicht das bisher düsterste in der Diskografie der US-Amerikaner. Ihre leichtfüßige Spielweise hört man zwar immer noch relativ oft, doch sie verhält sich wie weiße Punkte auf einer Leinwand, die fast ausschließlich in Grau- und Schwarz-Tönen gehalten ist. So wie das Covermotiv, das ebenfalls den Abschied symbolisiert. Sieben Federn sieht man darauf: Sechs dunkle für die sechs verbliebenen Mitglieder von Caspian und eine weiße für Friedrich. Und so ist er auf Dust and Disquiet noch immer recht präsent, teilweise mehr als man glauben mag. Denn im allgemeinen Klang der Band ist es nicht wirklich auszumachen. dass mit Jani Zubkovs nun ein anderer hier den Bass spielt. Und überhaupt: Trotz der etwas düstereren Schattierungen bleiben die Musiker ihrem bisherigen Stil ziemlich treu. Die Neuorientierung hier ist ungefähr vergleichbar mit der des letzten Sigur Rós-Albums, welches ja zu den wesentlichen Elementen ja auch nur ein paar mehr Moll-Akkorde hinzufügte. Was allerdings wirklich neu hier ist, ist die Einbindung von Gesang in die Platte. Insgesamt zwei Songs werden hier stimmlich unterstützt, zunächst nur verzerrt auf dem energischen Run Dry, kurz danach auch in Reinform in Equal Night. Und beide Male muss ich gestehen, dass das Konzept von Caspian dadurch immens bereichert wird. Überhaupt, auch wenn es sich hierbei nur um Details handelt, finde ich es schön, wie sie mit ihrem Stil experimentieren und für gleich gute Tracks auch bereit sind, weitere Wege zu gehen. Damit beweisen sie sich hier als noch bessere Songwriter und schaffen auch unter neuen Bedingungen ein  Album, welches den Ansprüchen seiner Vorgänger bei weitem genügt. Sie zeigen damit, dass sie eine starke Band sind, die auch der schwere Verlust eines Mitgliedes nicht zerstören kann. Für ihre Zukunft können das nur gute Vorzeichen sein.
9/11

Beste Songs: Separation No. 2 / Run Dry / Equal Night / Sad Heart of Mine

Nicht mein Fall: Darkfield

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