Sonntag, 20. September 2015

Funny Or Die

THE FRONT BOTTOMS
Back On Top

Fueled By Ramen
2015
















The Front Bottoms sind eine dieser Bands, bei denen man nicht weiß, ob man sie für genial oder vollkommen bescheuert halten soll. Folk-Punk ist ja ohnehin ein zweischneidiges Schwert und diese Band aus New Jersey reizt diese Tatsache in vollem Bewusstsein ihrer Möglichkeiten meist bis an die Grenzen des guten Geschmacks aus. Talon of the Hawk, das Album, durch das ich im Sommer 2013 ihre Musik kennenlernte, war in dieser Hinsicht eine Gratwanderung. Die Songs darauf klangen nicht selten ein wenig albern und für jemanden, der mit den Namen Neutral Milk Hotel und Andrew Jackson Jihad etwas anfangen kann eigentlich zu uninspiriert. Dennoch waren eindeutige Stärken im Songwriting der Front Bottoms erkennbar, die mich vom Fleck weg überzeugten. Zum einen waren sie relativ eingängig und melodisch und nicht zu abgefahren, zum anderen zeigte sich Sänger Brian Sella als ein vorzüglicher Texter, der es meisterlich versteht, die ewige Melancholie des Lebens in Songs einzuarbeiten, über die man am Ende doch schmunzelte. Nicht zuletzt deshalb schaffte es Talon of the Hawk auch in die Auserwählten-Liste vom Juni 2013 und machte seinen Nachfolger damit für mich besonders interessant. Mit Back On Top ist dieser jetzt da und setzt wieder alle Parameter neu. Die Front Bottoms haben sich ihrer sowieso schon immer recht sparsamen Folk-Affinität hier größtenteils entledigt und geben dafür erstmals eine größere Rolle an Synthesizer ab. Einer von denen ruiniert dann auch gleich Jumpscare-mäßig die ersten Sekunden der Platte mit einem nervtötenden Solo zu Beginn von Motorcycle. Funktioniert als Abschreckung, täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass Back On Top am Ende doch wieder ziemlich cool geworden ist. Das Problem mit den Keyboards kriegt die Band zwar auch auf den restlichen 42 Minuten nicht in den Griff, doch wie schon beim Vorgänger rettet sie auch hier das tolle Songwriting. Dass dieses manchmal ein bisschen nach Blink-182 klingt, dürfte Absicht sein und textlich halten sich Tracks mit Titeln mit Motorcycle und Summer Shady an eine Art intelligente Emorock-Parodie von Lana del Rey-Nummern. Schon beim Lesen ist das vielleicht nicht jedermanns Sache, was natürlich in verstärkter Form für das Hörerlebnis gilt. Es wird sicherlich viele Leute geben, die mit einer solchen Platte rein gar nichts anfangen können und dazu sei an dieser Stelle gesagt, dass ich diese Meinung vielleicht sogar besser nachvollziehen kann als meine eigene. Fakt ist nur, dass ich persönlich Back On Top ziemlich clever finde und die Front Bottoms mein Interesse erneut wecken konnten. Und das spricht ja nun eine ziemlich eindeutige Sprache. Haters gonna Hate.
8/11

Bester Song: Cought It Out

Nicht mein Fall: Laugh Till I Cry

Weiterlesen:
Review zu the Most Lamentable Tragedy (Titus Andronicus):
zum Review

Review zu I Want That You Are Always Happy (the Middle East):
zum Review

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