Montag, 7. September 2015

Kiffen, Saufen, Feiern

FIDLAR
Too

Wichita
2015
















Wenn es darum geht, ob Fidlar cool sind, kann ich nicht anders antworten als mit einem ganz klaren Ja. Die Kalifornier gehören zu den hedonistischsten Leuten im Indie-Business, schreiben Songs über kalifornische Dinge (namentlich Drogenkonsum, Surfsport und das Leben als Punker) und haben den dazu passenden Bandnamen gleich mit gekauft. Wenn es allerdings darum geht, ob sie gute Musiker sind, war ich mir im Vorfeld von Too ziemlich unsicher. Als im Winter 2012 ihr Debüt rauskam, war ich einer der großen Enthusiasten, die dem Hype-Train der Sonnenschein-Punks blind folgten und war von der Platte absolut begeistert. Aus jetziger Sicht muss ich allerdings sagen, dass die Songs darauf ihren Charme sehr schnell einbüßten und Fidlar sich schlussendlich als nicht mehr entpuppten als eine klassische Eintagsfliege im kurzlebigen Indie-Zirkus. Die Sache mit Too war also schon erledigt, bevor sie begonnen hatte. Oder kann der neue Longplayer entgegen aller Vermutungen tatsächlich doch noch was reißen? Ich möchte mal so anfangen: Sie haben sich schlau angestellt. Der Sound des Albums ist eine sehr gute Mischung aus dem des Vorgängers und ein paar ziemlich geilen innovativen Ansätzen. Fidlar finden in vielen Songs hier zum Pop und werfen große Teile ihrer You-Only-Live-Once-Attitüde über Bord. Zwar sind die Themen Alkohol, Marihuana und die Konsequenzen aus beidem zur gleichen Zeit immer noch zentrale Themen, doch man merkt, dass zumindest die Songs darüber mehr oder weniger nüchtern geschrieben und aufgenommen wurden (siehe Overdose). Das Resultat dieser umfassenden Neuorientierung ist einigermaßen beachtlich: Too ist zu gleichen Teilen ein Hardcore- und ein Indiepop-Album und schafft es darüber hinaus, die Akteure dahinter für eine weitere Saison glaubwürdig erscheinen zu lassen. Im Moment finde ich sogar, dass es mit diesem Sound für einen soliden Karrieresprung reichen sollte, doch ohne den Faktor Langzeitwirkung will ich diesmal keine endgültige Rechnung machen. Der Stand ist der, dass Fidlar wider Erwarten das beste Album gemacht haben, dass sie hätten machen können und ich daher nicht anders kann, als ihnen ein weiteres Mal meine Hochachtung auszusprechen. Was am Ende des Jahres, in einem Jahr und in zweien ist, kann ich von diesem Punkt aus nicht sagen, doch im Moment sind diese Jungs bei mir wieder oben auf. Und das ist doch das Ziel, oder nicht?
9/11

Beste Songs: West Coast / Sober / Overdose

Nicht mein Fall: Why Generation

Weiterlesen:
Review zu Dye It Blonde (Smith Westerns):
zum Review

Review zu California Nights (Best Coast):
zum Review

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