Freitag, 18. September 2015

Der Wahnsinn hat Methode

BATTLES
La Di Da Di

Warp
2015
















Ein Album von Battles ist schon deshalb etwas besonderes, weil es nicht ständig passiert. Zwei Longplayer hat die Supergroup aus Brooklyn bereits veröffentlicht, diese erschienen jeweils im Abstand von vier Jahren. Und allein die Tatsache, dass man darauf so unglaublich kreative, zeitlose und einzigartige Musik hört, rechtfertigt diese Wartezeiten. Die Hoffnung, mit La Di Da Di mal wieder ein echtes Meisterwerk zu bekommen, ist also nicht komplett ins blaue gesetzt. Schon mit the Yabba, der ersten Single dieser Platte, wurde diese Hoffnung auch bestätigt. Der siebenminütige Track ist in jeder Hinsicht brilliant: verschnickte Taktwechsel, abgefahrenes Instrumentarium, nerdige Mathrock-Ästhetik, doch am Ende trotzdem irgendwie ein Popsong. Mit dieser Rezeptur sind Battles zwar bisher immer gut gefahren und für einige Hörer dürfte das nun vielleicht erstmals etwas öde werden. Doch wenn man die Kreativität und den Einfallsreichtum erstmal wahrnimmt, den die Band hier nach wie vor an den Tag legt, dürfte das kein Problem mehr sein. Zwischen waghalsigen Elektronica-Spielereien, obszönem Gitarren-Picking, Dub-Geblubber und Chiptune-Anleihen machen die Kompositionen der drei Ausnahme-Musiker erneut eine sehr gute Figur und sind nicht nur was für technische Theoretiker und die, die es werden wollen. Battles prahlen nicht mit ihren Fertigkeiten als Instrumentalisten, sondern stellen die Songs in den Mittelpunkt des Geschehens. Und das ist auch Notwendig, da diese sonst schnell in ein vollkommenen Chaos ausarten würden. Zugegeben, dass La Di Da Di ein sehr aufgeräumtes Album ist, merkt man nicht sofort. Aber was die Paarung von Präzision und eingängigem Songwriting angeht, können Battles nur wenige was vormachen. Und diese Herangehensweise genügt den New Yorkern auch, um zum dritten Mal auf LP-Länge zu überzeugen. Überzeugen, das heißt aber nicht unbedingt begeistern. Dass wir es hier mit einer sehr guten Platte zu tun haben, steht außer Frage, doch ist es wieder mal ein Meisterwerk? Meh. Es ist eine Tatsache, dass diese Musiker samt und sonders unglaubliche Talente sind. Und nach diesen Maßstäben ist La Di Da Di nun mal nicht ganz rund. Mir persönlich fehlen hier ab und zu ein paar lärmige Auswüchse wie auf dem Vorgänger Gloss Drop und auch mit wenigstens ein paar Lyrics hätte man das Erlebnis hier deutlich aufwerten können. Mir ist bewusst, dass man auf höherem Niveau eigentlich nicht jammern kann und dass Battles das Sternchen zu ihrer Eins zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nötig haben. Doch von einer solchen Band kann man gerade deswegen auch mal mehr verlangen als nur ein gutes Ergebnis. Sie haben uns das ja bereits mehr als einmal geliefert.
9/11

Beste Songs: the Yabba / FF Bada / Flora > Fauna

Nicht mein Fall: Non-Violence

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