Samstag, 1. September 2018

Das Siegertreppchen: August 2018

Ganze 14 Minuten lang ist das aktuelle Goldplatz-Album von Tony Molina mit dem Namen Kill the Lights, was in der Historie von CWTE einen ziemlich deutlichen Kürzerekord aufstellt. Selbst im von der halben Musikwelt auserkorenen Jahr der Mini-LP ist das noch etwas besonderes, wobei dieses Siegertreppchen generell wieder ein sehr knappes geworden ist. Auch die Zweitplatzierte Mitski Miyawaki bringt es mit ihrer neuen Platte gerade mal auf 32 Minütchen, im Kontext von 2018 ist das schon guter Durchschnitt. Der Dreiviertelstunde, mit der Stella Sommer auf ihrem Solo-Debüt aufwartet, kann man da fast Überlänge vorwerfen. Rein temporär liegt dieses Siegertreppchen also voll im aktuellen Trend. Auch wenn ich langsam ein bisschen die Schnauze voll habe von Alben, die kürzer sind als manche Snippets.

GOLD:
TONY MOLINA
Kill the Lights

Vom grantigen Garagerocker in seiner Anfangsphase ist Tony Molina spätestens hier zum Hochglanz-Songwriter geworden, der mit seinem dritten "Album" Kill the Lights eine Pop-Wundertüte in Miniaturformat veröffentlicht. Seine Paten heißen dabei Paul McCartney, Brian Wilson und Simon & Garfunkel, wobei das hier definitiv alles andere als eine billige Sixties-Rock-Kopie geworden ist. Mit seiner knappen Viertelstunde Musik schreibt Molina hier am Ende sogar eines der besten Singer-Songwriter-Projekte des gesamten Jahres.







SILBER:
MITSKI
Be the Cowboy

Vielleicht das größte Hype-Album der Indie-Szene im August und eine Erleichterung, weil es a) mal ausnahmsweise keine Rap-Platte ist und b) tatsächlich sehr gut. Klar hatte ich schon seit Mitskis letztem Longplayer auf die New Yorkerin gesetzt, trotzdem ist Be the Cowboy mehr als die Bestätigung meiner guten Hoffnungen geworden. Die Sängerin hat hier einen sattelfesten, eigenen Stil, den sie über die komplette halbe Stunde hier durchzieht und der eine Vielzahl genialer Tracks abwirft. Mitski ist also zu Recht der aktuell coolste Indie-Darling und hoffentlich bald noch mehr als das...






BRONZE:
STELLA SOMMER
13 Kinds of Happiness

Überraschend gelungenes Solo-Debüt von Frau Sommer, die mir ja bisher als Sängerin von Die Heiterkeit stilistisch eher unsympathisch war. Hier jedoch findet sie sich irgendwo zwischen Retro-Pop, moderner Kammermusik und Gothrock wieder, singt auf englisch und klingt dabei nicht selten wie die große Chanteuse Nico, mit der sie mehr als nur ihr tiefes Timbre verbindet. Guter, intelligenter und düsterer Songwriterinnen-Pop für Bewunderer*innen von Acts wie Julia Holter oder Soap & Skin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen