Montag, 3. September 2018

Schnelldurchlauf: August 2018 (Young Thug, YG, Mantar, Death Cab for Cutie, Iglooghost, Matula und und und...)

Mit dem August 2018 haben wir das letzte Stückchen Sommerloch definitiv hinter uns. Zu Ende des Monats kamen schon wieder die großen Releases von Casper und Marteria, Eminem, Mogwai und Idles, zu denen wir in den nächsten Tagen kommen werden. Hier soll es erstmal aber nochmal um die sekundären Arbeiten des vergangenen Monats gehen, von denen einige gar nicht mal so sekundär waren. So gab es zum Beispiel eine neue LP von Death Cab For Cutie, einer objektiv gesehen einigermaßen legendären Indieband, die allerdings deshalb nur hier stehen, weil ihre großen Tage offenkundig lange vorbei sind. Nach den schon zuletzt immer schwächer werdenden Vorstellungen mit Keys & Codes (2011) und Kintsugi (2015) ist ihre aktuelle Platte Thank You For Today noch ein kleines bisschen glatter und stromlinienförmiger, kurz gesagt also ziemlich langweilig. Ein wirkliches Interesse für die Gruppe kann ich also auch hier nicht aufbauen. Ähnliches gilt leider auch für Iglooghost, den ich selbst vor ein paar Jahren noch für eine der kommenden Größen in der elektronischen Musik hielt (die er wahrscheinlich auch wird), der mich allerdings inzwischen nur noch nervt. Schon sein Debüt vom letzten Jahr war leider sehr anstrengend, die nun folgende Doppel-EP-Serie Clear Tamei und Steel Mogu ändert daran wenig. Bis auf weiteres kann ich den ADHS-Breakbeat-Sounds des Briten eher wenig abgewinnen. Der August war viel eher der Monat für chilligen Retrorock. Nicht nur überzeugten an vorderster Front Tony Molina und Oh Sees mit tollen Platten, Shoutouts gehen definitiv auch an Gloriettas selbstbetiteltes Erstlingswerk mit seinem lebendigen Bluesrock und White Denim mit ihrem - wie ich finde - ersten wirklich überzeugenden Album. Gerne hätte ich auch Cullen Omori hier genannt, doch dessen Solo-Debüt schunkelt mir dann doch ein bisschen zu gemütlich dahin. Fünf Jahre nach dem Ende der Smith Westerns hört man hier nicht mehr als eine zahme Light-Version seiner ehemaligen Band, was nach so langer Produktionszeit schon arg wenig ist. Fast genauso lange wie Omoris LP hat das vierte Album der Hamburger Indie-Emo-Punker Matula gebraucht, auf deren Output ich allerdings schon eine Weile nicht mehr sehnsüchtig warte. Auf allen Festen von 2014 war eine sehr enttäuschende Erfahrung, die Schwere nochmal in schlechter wiederholt. Da habe ich persönlich kein Interesse mehr und sonst ja scheinbar auch niemand. Eine Gruppe, die Anfang des Monats jedoch mächtig Zulauf bekam, waren Clearance aus Chicago. Obwohl diese aus den Staaten kommen, klingen sie auf ihrem neuesten Longplayer At Your Leisure eigentlich eher wie die britischste Band aller Zeiten. Ihre klangliche Ästhetik ist eine Mischung aus Einflüssen wie Oasis, den Stone Roses oder den Smiths, deren Idealen sie leider auch ohne viele eigene Ideen nacheifern. Damit machen sie zwar ein gut klingendes Album, aber auch ein halb geklautes. Und das kann ich eben nur bedingt gutheißen. Positiv überrascht war ich dafür von der neuen EP von Toe. Nachdem mir die Japaner zuletzt immer etwas zu zahm gewesen sind, spielen sie auf den vier Songs von Our Last Number wieder Bilderbuch-Mathrock, von dem man gerne auch mehr hören würde. Ebenso wie vom Postpunk-Duo Ohmme, das gerade sein zweites Album veröffentlicht haz. Auf Parts klingen sie zwar bisweilen noch ziemlich zerfasert und unausgereift, aber wenigstens nicht so wie alle anderen. Mit ein bisschen mehr Pep und Catchiness könnte das schnell ganz anders aussehen. Vielleicht sollte man sich die mal vormerken. Das wäre dann zumindest besser als das Newcomer-Pushing, das Young Thug auf seiner neuen Compilation Slime Language betreibt. Von den unzähligen MCs, die der Rapper hier featured, ist kein*e Einzige*r wirklich interessant, sodass am Ende selbst ein Kasper wie Lil Uzi Vert verhältnismäßig talentiert wirkt. In weiteren News im Hiphop gibt es ein neues Album von Bas namens Milky Way, das außer dem grandiosen Sommerhit Boca Raton äußerst wenig zu bieten hat, sowie Stay Dangerous von YG, das zu diesem Zeitpunkt nun wirklich keine Sau mehr interessieren sollte. Zum Schluss gibt es noch ein einziges Metal-Album in dieser Rubrik, das zumindest mal Erwähnung finden sollte, geht es doch um den vielleicht erfolgreichsten deutschen Untergrund-Metal-Export seit Heaven Shall Burn: Mantar aus Bremen. Die waren schon mit ihrem Debüt bei mir hoch im Kurs, flachten dann aber stilistisch zusehends ab. Mit the Modern Art of Setting Ablaze klingen sie wieder etwas frischer, mehr als guter Sludge-Doom-Standard ist das alles aber auch nicht. Man gönnt ihnen die Lorbeeren, die neuen Kreator muss man aus ihnen aber auch nicht machen. Das wäre dann schließlich auch ein bisschen viel für eine Sommerloch-Platte. Und ich kann dankbar sein, denn dadurch ist dieser Schnelldurchlauf ein relativ knapper gewesen. Wenn ich mir so ansehe, was für Brocken im September schon wieder anstehen, wird dieser Text in vier Wochen nicht nur doppelt so lang sein, sondern leider Gottes auch ein paar Künstler*innen dabei haben, über die ich eigentlich sehr gern ausführlich geschrieben hätte. Aber man wird sehen...


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