Samstag, 1. September 2018

10 Songs im August 2018 (Behemoth, Soap & Skin, Robyn, MF Doom, Anna Calvi und und und...)
























1. ROBYN
Missing U

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Kann diese Frau überhaupt einen Song schreiben, der kein absoluter Instant-Riesenhit ist? Bisher war ich in dieser Hinsicht zumindest nie enttäuscht und auch die neue Single Missing U macht nach langer Zeit ohne neues Robyn-Material unglaublich happy. Dabei ist der Song im Verhältnis eigentlich einer der eher "langweiligeren" Tracks der Norwegerin, der den produktionstechnischen Bombast etwas zurückfährt und auch gesanglich verhaltener klingt. Was aber alles nichts nützt, denn unterm Strich ist das hier trotzdem wieder eine gloriose Pop-Nummer mit riesenhaftem hymnischen Potenzial. So wie es eben nur diese Eine kann.

2. WINDHAND
Grey Garden

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Dafür, dass Grey Garden oberflächlich gesehen ein ziemlich derbes Stoner-Doom-Brett ist, haben Windhand hier jede Menge ätherische und so gar nicht rustikale Momente eingefangen. Vor allem die Gesangsperformance hier, die überall sonst als testosterongeschwängertes Halb-Geschrei aufgeführt worden wäre, erinnert hier eher an Neunziger-Shoegaze-Bands oder ein bisschen auch Beth an Gibbons. Diese sehr klare klangliche Entscheidung macht die Nummer vielleicht nicht ganz so zu einem Kopfnicker, doch sie hebt den Track sehr deutlich aus der homogenen Masse von Doomrock-Künstler*innen heraus und verpasst der ganzen Sache eine Melodik und Catchyness, die ihr nicht schlecht zu Gesicht steht. Eigentlich kein großer Trick, aber für Genre-Verhältnisse schon ziemlich mutig.

3. ANNA CALVI
Hunter

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Großer Pop von Anna Calvi: Bisher hatte ich die Britin eher weniger unter meinem Radar, doch der Titelsong ihres bald erscheinenden neuen Albums verdient absolut jede Aufmerksamkeit. Mit dramatischen, dick aufgetragenen Synthesizer-Harmonien, verzerrten Gitarren und einer wahnsinnigen Gesangsperformance an der Spitze könnte dieser Track nicht besser als Leadsingle ausgewählt sein. Eine raumgreifende Power-Ballade, wie sie Patti Smith vielleicht einst geschrieben hätte, nur nicht im Mindesten so traditionalistisch. Auf jeden Fall eine Nummer, die viel Lust auf mehr macht.

4. SOAP & SKIN
Heal

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Mit Soap & Skin kehrte diesen Monat gleich noch eine großartige Artpop-Diva aus der Versenkung zurück, auch sie mit einem tollen Single-Comeback. Heal ist weniger greifbar als der Großteil ihres bisherigen Materials, aber dennoch von einer beachtlichen kompositorischen Größe. Ein eher zerfaserter Song, in dem die Österreicherin weniger wie sonst mit intimen Gesangspartien punktet, sondern durch einen mächtigen instrumentalen Aufbau und songwriterischer Abstraktion. Einen hymnischen Refrain und eine gute Portion von Soap & Skin als Sängerin gibt es am Ende trotzdem, auch wenn ich hoffe, dass das kommende Album nicht flächendeckend so abstrakt wird.

5. BEHEMOTH
God = Dog

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Wenn die polnischen Black Metal-Veteranen von Behemoth für eine Sache meinen größten Respekt haben, dann dass sie es schaffen, für ihre stilistische Herkunft unglaublich epische Single-Hits zu veröffentlichen. Schon Blow Your Trumpets Gabriel war vor fünf Jahren so ein Fall und mit God = Dog wiederholen sie diesen Streich einmal mehr für ihr neues Album. Dabei scheuen sie klanglich wie auch visuell (Video ist verlinkt!) keine Mühen, was sich hier unter anderem durch ein krasses Gitarrensolo, epochales Riffing und einen Kinderchor (!) äußert. Selten sieht man dieser Tage noch eine Band, die so viel Arbeit und Material in ihre PR-Maßnahmen steckt und wie man hier erneut sieht: Es lohnt sich.

6. BAS feat. A$AP FERG
Boca Raton

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Ein etwas verspäteter Sommerhit von Bas, der aber definitiv zu den Highlights dieses Monats gehört. Wobei hier vor allem die Devise gilt, dass Spaß wichtiger ist als lyrische Inhalte und tolle Performance. Das Narrativ des Songs ist denkbar einfach gestrickt, die Reime sind mitunter ziemlich platt und was den Gastbeitrag von A$ap Ferg angeht, so ist dieser eigentlich ziemlich überflüssig. Nichtsdestotrotz ist Boca Raton ein ziemlich cooler Track, was vor allem mit dem chilligen Beat, dem launebärigen Charisma von Bas und einer gut gemachten Hook zusammenhängt. Ein bisschen haben die beiden Rapper hier also sowas wie das Broccoli für 2018 gemacht. Und von solchen Stücken kann es eigentlich nie genug geben.

7. MICK JENKINS
Bruce Banner

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Eigentlich war ich ja ein großer Fan des Jazz-Rappers Mick Jenkins, der in den letzten Jahren gerne etwas lyrische Performance für den richtigen Gniedel-Vibe opferte, doch mit Bruce Banner zeigt er nun, dass er auch anders kann. Als Leadsingle seines neuen Albums ist das hier ein kompletter Ansage-Track, der auf inhaltlich anspruchsvollen Realtalk setzt und diesen auf einem Level vollführt, das für diesen Typen ziemlich neu und aufregend ist. Man ahnte, dass er das kann, doch hier haben wir auch erstmals den Beweis dafür. Und wenn er das immer so gut macht wie hier, will ich darüber nicht meckern. Auch wenn Statements wie "can't nobody come for me but Kendrick" an dieser Stelle vielleicht doch noch ein bisschen drüber sind.

8. MARISSA NADLER
Blue Vapor

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Ein unbeschriebenes Blatt ist Marissa Nadler schon lange nicht mehr und dass ich erst jetzt so richtig auf sie Aufmerksam werde, ist eigentlich ein Frevel. Der Moment ist aber auch gut, denn mit Blue Vapor hat sie gerade einen ziemlichen Über-Song veröffentlicht. Unglaublich düster, unglaublich trocken und ziemlich grantig obendrein ist diese Countryrock-Ballade vom kommenden Album der Songwriterin. Wem die Musik von Leuten wie Angel Olsen oder Chelsea Wolfe gefällt, wird das hier mögen, auch wenn Nadler nicht ganz so in die Indie-Ecke gestellt werden möchte wie viele ihrer KollegInnen. Auf jeden Fall bin ich nun aber zum ersten Mal so richtig gespannt auf eine LP von ihr.

9. OUTER HEAVEN
Bloodspire

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Dieser Song ist alles, was man bei einem Crossover von Black- und Death Metal richtig machen kann: Kaskadische Gitarrenriffs, steile Breaks, eine dämonische Gesangsperformance und Baller-Blastbeats als klangliches Rückenmark. Outer Heaven sind damit zwar auch alles andere als originell, aber ihre Ruppigkeit und Räudigkeit fetzt auch so mächtig gewaltig und lässt Fan-Herzen höher schlagen. Auf das Album müssen wir aber leider noch bis November warten.

10. DJ MUGGS & MF DOOM
Assasination Day (Trust No One)

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Das bald erscheinende Kollaborations-Album von DJ Muggs und MF Doom ist eines der ersten Doom-Projekte, auf das ich mich seit Jahren wirklich freue, schuld daran ist unter anderem dieser Song. Schon lange schaffte es niemand mehr so gut wie Muggs, den kruden Flow und die Slomo-Performance des Briten so gut zu untermauern, in diesem Fall mit einem sehr minimalistischen, finsteren Bass-Beat. Dazu gibt es hier sehr klare, politisch motivierte Messages und ein ziemlich makabres animiertes Video, das auf jeden Fall die Stimmung des Tracks einfängt. Noch mehr davon gibt es hoffentlich schon bald, meinetwegen auch erstmal in Form weiterer Singles.


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