Mittwoch, 19. September 2018

An deiner Seite





















The Flenser sind eigentlich nicht wirklich ein so cooles Platten-Outlet, wie sie selbst gerne denken. Zwar hat das Label aus San Fransisco durchaus einen stringenten Stil von Musik, den es veröffentlicht und ich selbst war auch mal ziemlicher Fan davon, doch in meinen Augen sind viele ihrer Acts auch ein bisschen überbewertet. Ich kann Menschen verstehen, die Sachen wie Kayo Dot, Street Sects oder Wreck & Reference ernsthaft gut finden, aber ein bisschen Hipsterkacke ist das ganze schon. Wenngleich ich zugeben muss, dass es der Firma gelingt, hin und wieder ein paar echt dicke Szene-Fische an Land zu ziehen, für die es sich doch mal lohnt. Mit White Suns war das vor sechs Jahren so, Sannhet machen bei ihnen zurzeit ebenfalls eine gute Figur und als 2014 ausgerechnet Have A Nice Life ihr zweites Album bei the Flenser veröffentlichten, war das ein bisschen so, als hätte der FC Erzgebirge Aue gerade Neymar gekauft. Und mit Bosse-de-Nage scheint sich nun eine weitere Band hier wirklich zu profilieren. Zwar ist das Quartett, das ebenfalls aus Frisco stammt, noch kein ganz so großer Name, doch ihre Spuren in der Experimentalrock-Welt sind mehr als deutlich. Seit 2010 haben sie bereits vier Longplayer auf diesem Label veröffentlicht, außerdem gab es bereits 2012 eine Split-EP mit Deafheaven, bevor die cool waren. Dass ihre Musik in Verbindung mit diesem Namen immer wieder auftaucht, kann übrigens kein Zufall sein. Denn stilistisch waren sich diese beiden Gruppen schon immer sehr ähnlich. Wo jedoch George Clarke und Kompanie ihren atmosphärischen Black Metal irgendwann in Richtung sonniger Shoegaze-Flächen steuerten, wurden Bosse-de-Nage mit den Jahren immer grantiger und bösartiger. Stand 2018 hat ihre Musik fast ebensoviel mit Hardcore-Punk gemein wie mit Black Metal und vor allem gesanglich fallen die Kalifornier ziemlich weit aus der Reihe. Sänger Bryan Mannings Organ erinnert hier kein bisschen an andere Genre-verwandte, sondern eher an eine Band wie Amenra oder schlechten Death Metal. Wo mich das unter anderen Umständen aber vielleicht stören würde, ist es hier mal eine angenehme Abwechslung zum sonst immer sehr vorhersehbaren kaskadischen Gekeife, das man eh schon überall hört. Und auch sonst sind Bosse-de-Nage weit davon entfernt, eines dieser blöden Blackgaze-Klischees zu sein, die sich in den letzten fünf Jahren extrem vermehrt haben. Ihr Ansatz ist wesentlich roher, kann auch mal ziemlich rotzig sein und verfängt sich nur sehr selten in schmeichelnden Indiepop-Passagen. An vielen Stellen hier erinnert mich ihr Sound trotzdem an die düsteren Momente von Deafheavens New Bermuda, wobei die Frage ist, wer diese Ästhetik letztendlich von wem geborgt hat. Mit der breit und rockig aufgestellten Instrumentierung und Produktion finden sie hier auf jeden Fall eine klangliche Umsetzung, die wunderbar zu ihnen passt und das ganze Kvlt-Gekloppe mal auf eine ganz andere Art um die Ecke denkt. Innovativer Blackgaze ist halt auch nicht besser, umso zahmer er gespielt und umso glatter er produziert wird. Bosse-de-Nage wussten das schon vor Sunbather und trotzdem hat es bis jetzt gedauert, dass die Szene sie so richtig wahrnimmt. Vielleicht liegt es daran, dass dieses Album auch echt ein Brecher ist und die Gruppe ihr Potenzial auf Further Still auch endlich mal erfüllt, aber man hätte auch eher drauf kommen können. Lasst euch das von dem Typen sagen, der gerade selbst das erste Mal über sie schreibt.






Persönliche Highlights: the Trench / Crux / Dolorous Interlude / My Shroud

Nicht mein Fall: -

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