Dienstag, 17. Januar 2017

Überall & Nirgendwo

Das Problem ist wahrscheinlich, dass die meisten Leute Code Orange schon kannten, als Code Orange sich noch nicht mal selbst so gut kannten. Bereits im Frühjahr 2012, als die Band aus Pittsburgh - damals noch mit einem hippen 'Kids' im Namen - ihr kommerzielles Debüt Love is Love / Return to Dust veröffentlichte, sprangen sehr schnell die damals noch stark vertretenen the Wave-Jünger auf einen kleinen Hypetrain auf, der erstmal sehr schnell kollidierte, weil die Musiker selbst sich gar nicht als Teil dieser Bewegung sahen. So folgte gleich nach ihrem ersten richtigen Album eine stattliche Sinnkrise, die sich erst vor zwei Jahren in Form eines kompletten Neustartes auspendelte. Die Band hieß jetzt nur noch Code Orange, spielte weiterhin Hardcore, aber eher den von der finster-nihilistische Sorte und setzte ein grundlegendes ästhetisches Konzept fest, das sich auf der neuen LP I Am King manifestierte. Dennoch empfand ich ihre Musik auch dort noch als etwas unausgegoren, sprunghaft und wenig spezifisch. Man probierte verschiedene Sounds aus, die an sich auch richtig gut umgesetzt waren und die Songs hier waren weiß Gott fantastisch, doch fehlte irgendwie die einheitliche Marschrichtung des Quartetts, die mir sagte, wo es mit dieser Band hingehen würde. Auch deshalb hatte ich gehofft, dass die dritte LP Forever noch einmal eine schippe drauflegt. Doch wenn sich hier einwas etabliert hat, dann ist es tatsächlich nur die Überzeugung, dass sich nichts etablieren soll. Genau wie sein Vorgänger ist dieses Album eine Ansammlung sehr verschiedener, extrem geil ausgeführter Stileinflüsse, die für grandiose Breakdown-Brecher sorgen, doch dem im großen und ganzen die Richtung fehlt. Das ist alles kein Weltuntergang, schließlich gibt es auf Forever keinen einzigen wirklich schlechten Song (die Induestrial-Elemente zum Ende hin finde ich zwar fragwürdig, doch sie runinieren keinen der Cuts komplett) und gerade Stücke wie der Titeltrack oder Spy sind bombastisch. Wenn man jedoch diese Art von nicht so leicht konsumierbarer Hecksel-Musik macht, ist es als Hörer immer schwer, einen roten Faden zu behalten. Und dass Code Orange uns diesen gar nicht erst anbieten, finde ich ein bisschen ignorant. Zumal es die Band ganz sicher drauf hätte, auch unter Einbezug einer einheitlichen Ästhetik noch sehr vielseitige Songs zu schreiben. Doch scheinbar gehört dies nicht zu den Plänen für die nähere Zukunft der Gruppe. Oder ihre Findungsphase ist auch nach dem dritten Longplayer und fast zehn Jahren des Bestehens noch immer in vollem Gange. Dieses Szenario wäre dann wirklich traurig.





Persönliche Highlights: Forever / Kill the Creator / the Mud / Spy / No One is Untouchable

Nicht mein Fall: Ugly / Dream 2

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