Montag, 16. Januar 2017

Empöret euch!

Schon seit ein paar Jahren sind die Flaming Lips nicht mehr so richtig diese total abgespacete Band, die alle so sehr für ihre abgespacete Musik auf abgespaceten Formaten lieben. Spätestens seit vor drei Jahren das düstere Trennungsalbum the Terror erschien, hat das Kollektiv aus Oklahoma eine gewisse Schwere gewonnen, die an sich gar nichts übles ist. Besagter Vorgänger war kein schlechtes Album und auch die darauf folgenden Projekte, unter anderem jene äußerst polarisierende Kollaboration mit Miley Cyrus, waren in meinen Augen künstlerisch erfolgreich. Gleichzeitig gelang es der Band dabei aber, sich von ihrem in den Neunzigern geprägten Image ein Stückweit zu entfernen, was in Anbetracht der Länge ihrer Karriere ja voll okay ist. Eine langweilige Platte von den Flaming Lips, so was geht doch eh nicht, oder? Mit der neuen LP Oczy Mlody haben wir nun den Beweis, dass es eben doch geht. Und wie. Die 57 Minuten hier könnte das schwächste sein, was Wayne Coyne und Kollegen in über 30 Jahren gemacht haben. Und zwar einfach aus dem Grund, weil es absolut nichtssagend ist. Als ich mir die Songs vor ein paar Tagen zu ersten Mal anhörte, fand ich sie richtiggehend einschläfernd und das ist etwas, was ich von dieser Band eigentlich nie gedacht hätte. Es ist auch noch viel schlimmer als ein Zaireeka oder ähnliches, weil diese Sachen bei mir wenigstens eine emotionale Reaktion bei mir hervorrufen, wohingegen Oczy Mlody diese eher abtötet. Tracks wie There Should Be Unicorns oder Nidgy Nie haben so furchtbar öde Melodien, dass man einen brutalen Noise-Ausbruch manchmal wünschen würde und wenn hier mal kleine psychedelische Sprenkler gesetzt werden, dann sehr sporadisch und ohne jedes Konzept. Zu guter letzt sind auch noch die Texte hier selten dämlich und ohne jeden Zusammenhang zusammengehaspelt, dass Dooo It! dagegen aussieht wie romantische Poesie. So gut wie die komplette erste Hälfte dieses Albums kann man in meinen Augen komplett in die Tonne treten, die große Überraschung kommt dann aber plötzlich im sechsten Stück Galaxy I Sink. Aus dem spaghettiwesterigen Gedümpel erhebt sich in der zweiten Hälfte wie aus dem nichts eine epische Streicherpassage, die nicht weniger ist als absolut genial. Für ein oder zwei Minuten zaubert sie einen Streifen Magie an den Horizont dieser Platte, der dann jedcoh auch ziemlich schnell wieder abflaut. Mit One Night While Hunting for Faeries and Witches and Wizards to Kill und Do Glowy geht es dann erstmal wieder maximal stumpf zu und bis zum Ende ändert sich daran nur wenig. Listening to Frogs With Demon Eyes hat eine akzeptable Lagerfeuer-Ästhetik und der Closer We A Famly muss von Miley Cyrus gerettet werden. Wer hätte gedacht, dass dieser Tag mal kommen würde. Aber zumindest versöhnt einen dieser letzte Song wieder ein bisschen mit dem, was die Flaming Lips hier machen. Auch wenn es ein paar vereinzelte Highlights gibt, kann man nicht drumherum reden, dass die US-Amerikaner hier ein wirklich mieses Album gemacht haben. Oczy Mlody ist eine Enttäuschung und das nicht nur für diejenigen, die eigentlich nur ein neues Soft Bulletin wollen. Auch die, die sich mit dem neuen Stil der Band angefreundet haben (und ich zähle mich da so ein bisschen dazu) dürften hier sehr ernüchtert sein. Ich bin es auf jeden Fall und das denke ich zu Recht. Von den Flaming Lips kann man definitiv mehr erwarten.





Persönliche Highlights: Galaxy I Sink / Listening to the Frogs With Demon Eyes / We A Famly

Nicht mein Fall: There Should Be Unicorns / Sunrise (Eyes of the Young) / Nidgy Nie (Never No) / One Night While Hunting for Faeries and Witches and Wizards to Kill / Do Glowy

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