Montag, 30. Januar 2017

Geht doch!

Die kanadische New Wave-Band Austra sind in den fünf Jahren, in denen ich dieses Format hier betreibe, ein äußerst aktives und bekanntes Kollektiv gewesen und die Tatsache, dass dies hier meine erste Besprechung ihrer Musik ist, ist weiß Gott kein Versehen. Es ist einfach aus dem Grund so, weil ich mich für sie bisher nicht einen Deut interessiert habe. Für mich war das Dreigespann immer Teil des ungesunden Indiepop-Strudels von Künstler*innen wie Iamamiwhoami, Purity Ring, Little Dragon, the Naked & Famous oder Dillon, die zwar an sich keine schlechten Songs schrieben und ihre verdienten Hits hatten, sich aber auch alle furchtbar gleich anhörten und nie zwischen anspruchsvoller Kunstmusik und dancigen Radio-Hymnen entscheiden konnten. Austra ihrerseits klauten dabei vornehmlich bei Kate Bush, Florence Welch und Björk, wollten aber schon irgendwie immer jemand anderes sein. Ich habe mich auf ihren Output seit dem 2011er-Debüt Feel It Break zugegebenermaßen nicht mehr wirklich konzentriert, doch alles, was ich bis hierhin gehört habe, würde ich maximal als durchwachsen bezeichnen. Der Zufall wollte es, dass ich bei Gelegenheit nun doch mal in Future Politics, ihre neue Platte reinhörte und dabei doch positiv überrascht war. Zunächst hatte ich die LP allein schon aufgrund ihres reißerischen Titels abgeschrieben und weil ich bei Austra nun schon lange genug die Klappe gehalten habe, dass niemand enttäuscht wäre, wenn ich das auch weiterhin tue. Doch wie durch ein Wunder haben mich die drei Kanadierinnen hier plötzlich gekriegt. Ich finde tatsächlich, dass das hier ein ziemlich gutes Album ist. Natürlich auch nicht ganz unbegründet. Denn in meinen Augen scheint die Band hier endlich die Balance gefunden zu haben, die ich bei ihnen so lange vermisst habe. Die komplette Dreiviertelstunde Musik ist klanglich stimmig, überzeugt mit dick aufgetragener Synthie-Produktion und einer unglaublichen stimmlichen Performance von Vokalistin Katie Stelmanis. Außerdem wirkt das Songwriting hier tatsächlich mal eigenständig und nicht von den anderen Szene-Größen zusammengeklaut. Es ist sogar noch besser: Mit Angel in Your Eye, Beyond A Mortal oder vor allem dem Titelsong sind ein paar richtige Hits hier vertreten, die definitiv auch bei mir nachhallen werden. Selbst die schwächeren Takes wie der Opener oder Gaia sind lediglich ausbaufähig und trotzdem noch sehr genießbar. Im Endeffekt wird Future Politics dadurch zu einem echten Genuss von einem Album und einem doch nach wie vor recht selten zu bestaunenden Pop-Erlebnis. Und obwohl Austra damit nicht die erste Band mit ähnlicher Ästhetik ist, die plötzlich ziemlich cool wird, freut man sich doch jedes Mal wieder. Da bleibt man doch gerne Mainstrem-Konsument.





Persönliche Highlights: Future Politics / I Love You More Than You Love Yourself / Angel in Your Eye / Freepower / Beyond A Mortal / Deep Thought

Nicht mein Fall: Gaia

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