Montag, 2. Januar 2017

2017: Ein richtig geiles Jahr



Das neue Jahr ist da und nachdem ich das letzte nun sehr ausführlich habe Revue passieren lassen lohnt es sich nun vor allem, auf die kommenden zwölf Monate zu blicken. In diesem Post möchte ich euch die Platten vorstellen, auf die ich mich in der nächsten Saison besonders freue und darüber hinaus auch ein paar Wünsche äußern, die ich für 2017 habe. Das bezieht sich sowohl auf Künstler, von denen ich sehr gerne neues Material hören möchte als auch auf generelle Tendenzen und Prognosen, die ich in diesem Jahr kommen sehe. Das hier ist jedoch kein vollständiger Release-Kalender, sondern eher ein Text über meine persönlichen Hoffentlich-Highlights die auf uns zukommen. Wenn also etwas nicht hier steht, das euch besonders ins Auge gefallen ist, heult bitte nicht rum. Ein erster, sehr persönlicher Wunsch meinerseits ist, dass wir alle dazu beitragen, dass 2017 ein noch reichhaltigeres Jahr wird als das vergangene und ich euch weiterhin ein paar nette Tipps für eure Lauscher geben kann. Und damit zum konkreten Teil.

 2016 war das erste Jahr, in dem ein HipHop-Album an der Spitze meiner liebsten dreißig Platten stand und dass die Musikwelt momentan ohnehin von Rappern dominiert wird, daran wird sich sicherlich in der nächsten Zeit wenig ändern. Meine ersten angesetzten Besprechungen sind dann tatsächlich auch zwei HipHop-LPs, die jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Bereits vor einigen Wochen erschien mit Intergalactica das neue Tape des deutschen Cloud-Großmeisters LGoony, das natürlich auch von meiner Seite jede Menge Hype abbekam und über das ich sehr dringend einige Zeilen schreiben muss. Das zweite Projekt ist die jüngst veröffentlichte Vervollständigung des Triples von Run the Jewels, das ich wahrscheinlich im Zuge seines physischen Releases am 13. Januar in Angriff nehmen werde. Ein weiteres, für einige von euch vielleicht unerwartetes Highlight wird die neue LP der Antilopen Gang sein, die eine Woche später erscheint. Und obwohl ich mit Aversion noch immer so meine Probleme habe, bin ich optimistisch, dass die drei Ruhr-MCs durchaus das Zeug haben, eine richtig gute Platte zu machen und die ersten Eindrücke des neuen Materials waren doch durchaus positiv. Ein ehemaliger Hype von mir, der sich in den letzten Jahren doch sehr abgekühlt hat, sind Käptn Peng & die Tentakel von Delphi, die zwar so schnell vermutlich eh nichts frisches mehr machen werden, doch steht nächste Woche eine Live-DVD der Berliner an, über die ich noch einmal ausführlich berichten will, und sei es nur der alten Zeiten wegen. 2017 ist auch Nicki Minaj wieder am Start, die eigentlich schon in der vergangenen Saison etwas veröffentlichen wollte, doch dann überraschend still geblieben war. In ihrem Fall freue ich mich darauf, mal wieder über ihre Musik reden zu können statt über ihre Videos oder ihren Twitter-Account. Ebenfalls sehr ruhig war es im vergangenen Jahr um den fantastischen Billy Woods, in den ich nun wieder große Erwartungen setze. Sein letzter Longplayer von 2015 war eher so okay und irgendwie brauche ich jetzt einen Beweis dafür, dass er nach wie vor der große Rapper ist, für den ich ihn immer gehalten habe. Ob er sich dabei solo betätigt oder mit Elucid auf einem neuen Armand Hammer-Projekt, ist mir im Endeffekt egal. Nur gut sollte es sein. Auch Joey Bada$$ könnte nach einigen Singles in den letzten Monaten wieder größeres Besteck in die Hand nehmen, auch wenn es 2017 vielleicht nur für ein Mixtape reicht, was aber okay wäre. Definitiv ein richtiges Album möchte ich von Vince Staples hören, der mich mit seiner Prima Donna-EP im August doch eher enttäuscht hatte. Das gleiche gilt für meinen Lieblingsrapper Milo, der zwar in den vergangenen Jahren zwei großartige Tapes (eines davon sogar mit einer Elf-Punkte-Bewertung von mir) veröffentlichte, dessen Nachfolger zu A Toothpaste Suburb aber immer noch auf sich warten lässt. Die Zeit dafür wäre langsam reif. Sowieso freue ich mich wieder sehr auf diverse Releases des Hellfyre Club, womit wir bei den Labels wären. Überall in der Szene tummeln sich im Moment junge Crews und Plattenfirmen, die es zu beobachten gilt. Im HipHop möchte ich in dieser Hinsicht vor allem auf Beta Boys und Sichtexot verweisen, aber natürlich auch auf die beliebten Anlaufstellen der Cloud-Szene wie Airforce Luna, Life From Earth oder Astari. Zum Schluss noch ein Wunsch, den ich zwar als weniger dramatisch ansehe, aber in den letzten Tagen von vielen meiner Freunde gehört habe: Ein neues Zugezogen Maskulin-Album. Ich erweitere dieses Feld mal und wäre auch froh über neues Solo-Material von Grim104 beziehungsweise Testo. Gerade letzterer hätte dabei echt das Zeug für einen Alleingang.

Um jetzt mal einen nicen Übergang vom Thema HipHop zum nächsten Thema Hardcore und Metal zu schaffen gleich eine der tollsten Neuigkeiten des beginnenden Jahres: 2017 wird das Debüt von Yung Leans Hardcore-Punk-Projekt Död Mark erscheinen. Im absoluten Optimalfall könnte dieses besser werden als alles, was der Schwede solo je zustande gebracht hat und endlich mal dafür sorgen, dass wieder spannende Hardcore-Platten ihren Weg auf CWTE finden. Denn in dieser Hinsicht sieht es in den kommenden Monaten mal wieder dünn aus: Der Strohhalm, an dem man sich festhält ist das dritte Album von Code Orange in wenigen Wochen und den Hauch einer Chance, dieses Jahr etwas von La Dispute zu hören. Ganz anders im Metal. Hier werden schon seit Ende letzter Saison wieder schwere Geschütze aufgefahren und die Namen versprechen doch einiges: Power Trip veröffentlichen im Febraur eine neue Platte, die bereits einige unglaublich vielversprechende Tracks abgeworfen hat und damit mein persönliches Highlight sind. Andere kriegen feuchte Hände aufgrund der ersten Kreator-LP seit nunmehr vier Jahren. Mit Sepultura (neues Album am 13.1.) sollte man generell immer rechnen und im Februar steht darüber hinaus das Debüt der Melvins-Meets-Bosnian Rainbows-Supergroup Crystal Fairy an. Wenn ich einen Wunsch für 2017 äußern möchte, dann primär den, dass es auch mal was anderes gibt als immer nur großartige Black-Metal-Platten. In den vergangenen drei Jahren gab es unglaublich viele tolle Bands bei mir, doch fast alle waren sie Teil der sogenannten Hipster-Metal-Bewegung. Meine große Hoffnung für die kommende Zeit liegt vor allem im Death Metal, im Thrash Metal und im Grindcore. Die Szene in diesen Bereichen ist in jüngster Vergangenheit sehr beweglich geworden und hat das Zeug, sich 2017 auf ähnliche Art und Weise komplett zu revolutionieren, wie es die Blackgazer in den letzten Jahren getan haben. Konkretere Wünsche wären neue LPs von Murmur und Mastodon. Und weil man es immer noch dazu sagen muss: Tool und System of A Down können von mir aus machen was sie wollen. Auf neue Platten von denen freue ich mich schon lange nicht mehr.

Das vergangene Jahr war bisher das Jahr, in dem ich mich am intensivsten mit elektronischer Musik auseinandersetze und ich habe nicht wirklich vor, 2017 damit aufzuhören. Zumal in diesem Sektor einige meiner persönlichen Super-Highlights anstehen. Bereits gestern erschien beispielsweise schon wieder eine neue Platte von Brian Eno, der es ja mit seiner letzten unter meine 30 Lieblingsalben von 2016 schaffte und über den ich so bald wie möglich schreiben muss. Auch die großartigen Gorillaz könnten in Kürze wieder Material veröffentlichen, wobei man bei Ankündigungen von Damon Albarn nach wie vor besonders vorsichtig sein sollte, siehe das letzte Blur-Album. Fest stehen indes frische LPs von Bonobo, dessen Teaser-Track Break Apart gar nicht mal übel war und von the XX, deren Werdegang ich nach Jamies Solo-Ausflug um mindestens hundert Prozent interessanter finde. Den größten Hype-Faktor hat für mich jedoch das Comeback von Kid Koala im Februar, der mit Music to Draw To: Satellite ein vermutlich sehr ambientes Projekt am Start hat, das richtig richtig genial werden könnte. Interessant wird sicherlich auch Vektroid, der mit No Earth mal wieder ein vollwertiges Album herausbringt, dessen Prelude im vergangenen Sommer nicht das schlechteste war. Wünschenswert wäre nach mehreren grandiosen Singles und einer nicht weniger überzeugenden EP auch ein neuer Longplayer von Massive Attack, der jedoch bisher eher unwahrscheinlich bleibt. Und zu guter letzt würde ich gerne hören, wie Tiny Isles an ihr traumhaftes Debüt von 2014 anschließen. Auch in der elektronischen Musik lohnt es sich, gewisse Labels im Auge zu behalten. Wie bereits in den letzten Jahren kann man einiges von Brainfeeder (bitte bitte Thundercat!) erwarten, aber auch persönliche Herz-Labels wie Own Music (bitte bitte David Andree!) oder 1080p werde ich weiter verfolgen. Wobei man hier auch damit rechnen kann, dass jedes Jahr wieder eine neue Schmiede die Lorbeeren abfasst. Man kann sich jedoch quasi sicher sein, dass 2017 eine spannende Saison für Elektro wird.

Jetzt, wo ich schon fast den ganzen Post fertig habe und sozusagen meinen letzten Absatz schreibe, muss ich wieder mal feststellen, wie blöd das Prozedere ist, solche Texte nach Genres aufzuteilen. Denn nachdem man die Dinge einsortiert hat, die sehr leicht zuzuordnen sind, endet man mit einem ganzen Haufen an noch ausstehenden Mentions, die in kein Raster passen. Sicher könnte ich der nun folgenden Kategorie eine Floskel wie "Indie" oder "Other" überstülpen, doch damit werde ich weder meinen noch euren noch den Ansprüchen der Künstler gerecht. Also sind hier noch ein paar mehr Releases für 2017: Bereits in zwei Wochen erwartet uns das erste neue Album der Flaming Lips seit 2013, dem bereits einige interessante Eindrücke vorausgingen. Nach dem überraschend deprimierten the Terror wird Oczy Mlody wieder augenscheinlich bunter. Das Gegenteil ist bei Foxygen der Fall. Die hatten 2014 mit ...And Star Power ihr bisher verrücktestes Album herausgebracht und reduzieren sich auf den ersten Singles von Hang wieder stärker. Die Reduktion geht auch bei Cloud Nothings diesmal vermutlich noch ein Stück weiter, die shoegazigen ersten Songs vom neuen Album sind vom rabiaten Sound ihres Opus Magnum Attack On Memory weit entfernt.
Ein Jahr ohne eine Platte von Ty Segall gab es seit inzwischen fast zehn Jahren nicht mehr und auch 2017 sorgt er gleich im Januar mit einer selbstbetitelten LP dafür, dass das erstmal so bleibt. Ahnbar ist in seinem Fall wie immer alles. Eines der interessantesten Debüts kommt für mich indes von Tim Darcy. Der stylische Garagen-Songwriter überzeugte gerade erst mit der Leadsingle Tall Glass of Water und dem dazugehörigen surrealen Musikvideo, im Februar erscheint dann die LP Saturday Night. Definitiv nicht mehr vorstellen muss man spätestens jetzt die Österreicher von Bilderbuch, die in wenigen Wochen den Nachfolger zu ihrem Durchbruch Schick Schock vorstellen, der hoffentlich ebenso knallig und hittig wird wie selbiger. Auch Mark Kozelek nimmt sich nach einigen kruden Solo-Ausflügen in den letzten Jahren wieder seinem Hauptprojekt Sun Kil Moon an, zu deren neuem Album bereits jetzt einige harte Kontroversen existieren. Wer mehr wissen will, kann sich ja einfach mal He's Bad anhören. Einigermaßen gespannt bin ich auch auf das Comeback von the Jesus & Mary Chain, von dem ich zwar nicht allzu viel erwarte, das aber hoffentlich die Brücke schlagen kann zwischen dem Proto-Shoegaze, den die Schotten in den Achtzigern erfanden und der Szene von heute und das deswegen sicherlich interessant werden könnte. Das Album, auf das ich mich jedoch definitiv am meisten Freue in diesem Jahr kommt von Oiseaux-Tempête. Nachdem die letzte LP Ütopiya? nicht weniger war als ein perfektes Gesamtkunstwerk der experimentellen Rockmusik hat die Pariser Band diesmal schon wieder über eine Stunde Material auf einem gigantischen Doppelalbum formiert, das wieder eine unglaubliche inhaltlich-theoretische Dimension umfasst und wieder mit unzähligen Gästen zwischen Frankreich und Beirut aufgenommen wurde. Die Möglichkeiten, dass die neue Platte also wieder ein Geniestreich wird, sind durchaus da. So viel zu den Fakten. Doch auch 2017 ist wieder ein Jahr, in dem das Gemunkel um mögliche Releases fast noch interessanter ist. Noch günstiger als 2016 stehen im Moment beispielsweise die Chancen auf eine Reunion der Fleet Foxes, inklusive neuem Album. Auch At the Drive-In haben einen neuen Track blicken lassen, der große Hoffnungen auf mehr macht, ebenso wie Sigur Rós. Bei einigen anderen kann man sich das zurzeit nur wünschen. Ein großes Glück wäre neues Material von Arcade Fire, die mit Reflektor zuletzt einen komplett neuen künstlerischen Weg einschlugen und jetzt die Spannung steigen lassen, wie sie diesen weitergehen. Auch würde ich gerne wissen, was mit den Arctic Monkeys nach ihrem bis dat erfolgreichsten Album geschieht, das allerdings auch schon bald vier Jahre her ist. Was machen ihre besten Kumpels, die Queens of the Stone Age? Und wann wird Matt Helders endlich deren neuer Drummer? Auch zwei meiner Lieblingsbands der letzten Jahre könnten 2017 wieder von sich reden machen, zumindest wäre es an der Zeit dafür. Hop Along könnten mit einer neuen Platte die kleine Enttäuschung von Painted Shut wieder revidieren und Brontide ein weiteres Mal zeigen, wie spritzig Postrock auch heute noch sein kann. Aber auch ein paar alte Schlachtschiffe würde ich gerne wiederhören. Conor Oberst hat sich in den letzten Jahren wieder unglaublich gerappelt und ich bin mir sicher, dass er in irgendeiner Form noch einen draufsetzen kann. Ob solo, Bright Eyes oder Desaparecidos ist dabei zweitrangig. Das gleiche gilt für Thurston Moore. Seit dem Ende von Sonic Youth war die Indie-Gottheit weiß Gott sehr fleißig, doch langsam wird es bei ihm mal wieder Zeit für irgendein Projekt. Mein persönlicher Favorit wäre ja eine neue Chelsea Light Moving-LP, aber wenn es am Ende ein Black Metal-Kollab-Projekt mit Merzbow wird, ist das auch okay. Und zu guter letzt möchte ich betonen, dass ich unglaublich eingeschnappt wäre, wenn 2017 keine neue Platte von the National erscheint. Die Jungs lassen uns auch schon ewig hängen und üben sich in der Schönheit der Lethargie. Viel länger mache ich das nicht mehr mit.

Ich nehme mich jetzt zurück, irgendwelche zu detaillierten Prognosen für 2017 vorzunehmen, aber ich mache das hier mittlerweile seit fünf verdammten Jahren und bisher fand ich keines dieser Jahre irgendwie überflüssig oder doof. Daher kann ich mit Sicherheit sagen, dass auch die kommenden zwölf Monate meine volle Leidenschaft und meinen Tatendrang in Anspruch nehmen werden. Nur bitte lasst nicht mehr so viele Leute sterben, ja? Ein paar Legenden sollten uns doch noch bleiben...

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