Sonntag, 22. Januar 2017

R-E-S-P-E-C-T

Für jemanden wie mich, also jemanden der über Musik schreibt, ist eine Band wie Foxygen nicht weniger als pures Gold. Bereits dreimal habe ich während meiner gesamten Bloggerkarriere über das Duo aus Kalifornien Besprechungen verfasst und hatte dabei stets reichlich interessantes zu sagen. Sich über Jonathan Rado und Sam France das Maul zu zerreißen macht eigentlich bei jeder ihrer Platten wieder sehr viel Spaß und bisher musste man sich dafür auch nie schlecht fühlen. Zumindest bis vor etwa drei Jahren ihre dritte LP ...And Star Power erschien. In der öffentlichen Meinung und vieler Kritiker zufolge war das Album ein Disaster und die Verrisse dazu Überschlugen sich gegenseitig in ihrer spöttischen Schärfe. ich jedoch fand dieses Projekt seinerzeit ziemlich okay und war sogar dezent beeidruckt von der gigantischen Show, die Foxygen hier ablieferten. Und ich schwor damals feierlich, dass ich mich von diesem Tag an nie wieder über diese Band lustig machen würde, weil sie das einfach nicht verdienen. Und wenn man sich nun, drei Jahre später, ihre neue LP Hang anhört, dann war das definitiv die richtige Entscheidung. Denn hier schaffen es die beiden Musiker ein weiteres Mal, mich mit etwas vollkommen neuem zu überraschen. Obwohl dieses neue Projekt gerade so eine halbe Stunde lang ist, könnte es das bisher vielleicht ambinionierteste der Kalifornier sein. Und das liegt vor allem an der schieren Größe der Songs. Ohne dicke Streicher-Untermalung geht hier meistens gar nichts und die Arrangements haben mindestens die kompositorische Tragweite eines Phil Spector oder Frank Sinatra. Avalon erinnert mit seiner dick aufgetragenen Pomp-Melodie sicherlich jeden an die frühen Abba oder die Bombast-Phase von George Harrison, aber im Gesamtkontext dieser LP ist das lediglich eine von vielen Facetten. Bereits im Dezember veröffentlichte die Band den Song America, der nicht nur eine popmusikalische Prunk-Nummer sondersgleichen ist, sondern in dem sich Foxygen doch tatsächlich an politische Botschaften heranwagen. Mit Trauma liefern sie eine weitere retro-schmalzige Ballade der Extraklasse und der Closer Rise Up dreht am Ende nochmal komplett durch. Dadurch geschieht es, dass dieses Album trotz seiner knappen Spielzeit unglaublich deftig und gehaltvoll ist und man am Ende unter den vielen Schnörkeln und Brettern ganz schön ins Schnaufen kommt. Dennoch macht mir diese schwere Ästhetik die Platte kein Stück madig, weil die Melodien hier einfach zu genial sind und Rado und Frances es auch verstehen, zwischendurch clevere Füllelemente einzuspannen, die die Songs dehnen. Hang ist am Ende des Tages nicht das beste Album von Foxygen, doch es ist eines, das man ab jetzt sicherlich öfters nennen wird, wenn es um diese Frage geht. Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass die meisten Leute dieser Band jetzt wieder mit dem Respekt begegnen werden, den sie in meinen Augen nie aufgehört haben, zu verdienen.





Persönliche Highlights: Avalon / America / On Lankershim

Nicht mein Fall: Follow the Leader

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