Donnerstag, 24. November 2016

Silent Disco

JUSTICE
Woman


Because Music / 2016















Dafür, dass Gaspard Augé und Xavier de Rosnay aka Justice eigentlich nie mehr waren als zwei befreundete Fans von Musik aus den Siebzigern, die zufällig ziemlich gut mit Samples umgehen konnten und genau zur richtigen Zeit einen Remix-Contest gewannen, haben sie eine ganz schöne Marke in der Welt des Elektropop hinterlassen. Ihr Debütalbum von 2007 gehört zu den sicherlich wichtigsten House-Platten der Zweitausender und mit Singles wie D.A.N.C.E. oder We Are Your Friends haben sich die beiden Franzosen nachhaltig in die Annalen jener Zeit eingraviert. Das ist auch in Anbetracht der Tatsache erstaunlich, dass sie mit Woman innerhalb von fast zehn Jahren gerade mal ihren dritten Longplayer veröffentlichen. Dafür haben Justice allerdings auch immer abgeliefert, wenn man sie brauchte. Auch das neue Projekt startete diesen Sommer mit der Veröffentlichung von Safe & Sound denkbar gut: Der Opener der LP ist im besten Sinne ein Band-Klassiker mit allem drum und dran. Es gibt einen wahnsinnig starken Beat, eine eingängige Hookline und als Sahnehaube die altbekannten, zuckersüßen Streicherparts, die nochmal für zusätzlichen Pailetten-Glamour sorgen. Auch die zweite, fast siebenminütige Auskopplung Randy war ein musikalisches Party-Kleinod. Im Gegensatz zum eher am Prog- und Classic Rock der Siebziger orientierten Audio Video Disco von 2011 versprach Woman also wieder eine eher Funk- und Elektro-orientierte Platte zu werden, sprich eine Art zweites †. Und obwohl sie das stilistisch durchaus ist, kann das Ergebnis dem Debüt leider nicht ganz das Wasser reichen. Denn wo die erste LP vor neun Jahren die Vintage-Einflüsse noch mit einer gesunden Menge House-Brutalität zu kompensieren wusste, kommen viele Songs hier ein wenig brav daher. Klar gibt es auch hier roughe Banger wie Alakazam! oder Chorus, ohne die ein Justice-Album nun mal nicht geht, doch auf der anderen Seite sind eben auch Tracks wie Pleasure oder Stop, die eindeutig mildere, ja fast melancholische Klänge anschlagen. Dabei beweisen Augé und de Rosnay zwar noch immer ein unglaubliches Gespür für Melodien und knackige Sounds, doch der Bombast, den das ganze mal hatte, ist hier irgendwie verblichen. Erschwerend hinzu kommt, dass die gechillteren Stücke meist auch die besseren hier sind, was Woman mehr oder weniger zu einer entspannt dominierten Platte macht. Das ist nicht im eigentlichen schlimm, doch den ein oder anderen wirklich krassen Club-Brecher hätte man sich hier schon gewünscht. Vor allem, weil die Franzosen das nach allem anderen doch noch am besten können. Aber so wie es aussieht, ist das hier das Random Access Memories von Justice geworden. Und als solches ist es nicht schlecht. Es ist ein bisschen schade, dass man sie hier nicht mehr als Partyband erlebt, doch es ist ohnehin fraglich, ob man ihre Musik auch tatsächlich auf irgendwelchen Partys gespielt hätte. Wir haben schließlich auch nicht mehr 2007.
8/11

Beste Songs: Safe & Sound / Alakazam! / Randy / Heavy Metal

Nicht mein Fall: Love S.O.S.

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