Freitag, 4. November 2016

Das Transrapid-Album

TONY MOLINA
Confront the Truth


Slumberland Records / 2016















Man kann sehr leicht den Fehler machen, die Areiten von Tony Molina aufgrund dessen zu vernachlässigen, weil sie einfach so unfassbar überschaubar sind. Sein Debüt-"Album" Dissed & Dismissed von 2014 hörte ich mir hauptsächlich aus dem Grund nicht an, weil es gerade mal elf Minütchen lang war und ich vermutete, dass da ja wohl noch mehr kommen würde. Doch augenscheinlich sind solche Mini-Projekte die Art und Weise, wie dieser Songwriter gerne arbeitet und in Zeiten der digitalen Zapping-Kultur und kurzen Konzentrationsspanne ist so etwas auch nichts anderes als zeitgemäß. Auf keinen Fall sollte man sich dadurch nicht davon abhalten lassen, sich mit diesem Künstler ausführlich zu befassen, denn sonst hat man definitiv etwas verpasst. Tony Molina spielt auch auf seiner zweiten Scheibe Confront the Truth, die sogar nur 10 Minuten geht eine angenehm nach Sixties anmutende Folkmusik, die an Simon & Garfunkel, Bob Dylan und Joan Baez erinnert und sich sanft wie eine Kuscheldecke auf die Ohren legt. Das heißt, sie würde es tun, wenn sie nicht von so selbstkritischen und zynischen Texten begleitet werden würde, die sich zwischen den Hörer und das vollkommene Easy Listening stellen. Aber auch das ist eigentlich so genial an dieser Platte. Was allerdings zu einem vorhersehbaren Problem wird, ist hier die knappe Zeit. Es gilt in der Popmusik das ungeschriebene Gesetz, dass, je kürzer ein Album ist, es umso besser sein muss, damit es auch vollends überzeugt. Und bei gerade Mal zehn Minuten müsste das ganze hier schon ziemlich meisterhaft sein. Tony Molina schlägt sich im großen und ganzen sehr gut, doch an einigen Stellen fehlen hier einfach die Anschlüsse, der einheitliche Gedanke und der Closer Banshee ist noch dazu nicht wirklich die hellste Birne im Leuchter. Was dann bei jedem Projekt normaler Länge bloß kleine Schusselfehler wären, wirkt sich hier natürlich doppelt und dreifach aus. So ist Confront the Truth am Ende doch nur ganz okay, auch wenn das darauf enthaltene Material per se eigentlich wenige Mängel aufweist. Das künstlerische Prinzip des Tony Molina fasziniert jedoch nachhaltig und ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr solcher Häppchen-Platten von ihm erscheinen. Zu viel Arbeitszeit düften die ja nicht beanspruchen.
9/11

Beste Songs: Lisa's Song / Old Enough to Know / No One Told Me / Hung Up On the Dream / See Me Fall

Nicht mein Fall: Banshee

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