Sonntag, 13. November 2016

Die López-Dodekalogie Teil 9: Traditional Synthesizer Music

OMAR RODRIGUEZ-LÓPEZ
Weekly Mansions


Ipecac / 2016















Wir haben dieses Jahr gemeinsam mit Omar Rodriguez-López schon einiges erlebt. Schnulzige Herzschmerz-Platten, orientalische Folkmusik, goldenen Neunziger-Indierock, New Wave und Krautrock. Und doch schafft es der Texaner irgendwie immer wieder, auf diesen Stapel noch eine Portion draufzuhauen. Im Falle von Weekly Mansions, seines neunten Albums 2016, durch eine erstmals komplett elektronische Herangehensweise. Schon auf vorherigen Longplayern, gelegentlich auch bei Bosnian Rainbows oder Kimono Kult, griff Rodriguez mitunter zum Keyboard statt zur Gitarre, doch es gab nie einen Zweifel daran, dass dem Sechssaiter doch die größere Leidenschaft galt. Nun gibt es sie aber doch, seine erste reine Synthesizer-Platte. Und die fällt dafür gar nicht mal schlecht aus. Natürlich muss man verstehen, dass es sich bei Weekly Mansions mehr um eine Art Selbsttudium handelt als um tatsächliche Performance. Dem Künstler geht es hier nicht darum, ein überzeugendes, grandioses Gesamtwerk mit viel Konzeptualität herzustellen, sondern einfach darum, so viele Dinge wie möglich auszuprobieren. Was dann beispielsweise zum ambienten, proto-elektronischen Opener Essential Punishment, zum fast schon an EDM erinnernden A Little Old Picnic in Fort Collins oder gar zur Dub-inspirierten New Wave-Nummer Science Urges. Dabei bleibt Rodriguez auch stets konsequent und in den gesamten 39 Minuten hier (womit Weekly Mansions übrigens das bisher längste seiner diesjährigen Projekte ist) hört man nicht eine Gitarre. Einziges analoges Instrumentarium bleibt über die komplette Länge die Stimme des Künstlers, die er jedoch erfahrungsgemäß ebenfalls sehr gern verfremdet. Und ich kann noch einmal betonen, dass ihm seine Unternehmung damit im Rahmen der Umstände definitiv gelingt. Sicherlich schießt Rodriguez hier nicht lässig die größten EDM-Hits des Jahres aus der Hüfte und alles in allem sind seine Versuche doch noch etwas unbeholfen, aber gerade das sollte hier ja auch gezeigt werden. Wenn man dann bedenkt, dass es auf Weekly Mansions nicht einen wirklich schlechten Song gibt, finde ich das vielversprechend. Dass es trotzdem irgendwie seltsam ist, eine Platte zu hören, auf der Omar Rodriguez-López nicht eine Sekunde lang Gitarre spielt, liegt auf der Hand. Aber davon werden wir sowieso noch genug hören.
7/11

Beste Songs: Rotten Straw Lips / Science Urges / Want, Need, Scream in A Dream / A Little Old Picnic in Fort Collins / Get In There Before You Sour / They Ain't Kidding Me / Bone Fat

Nicht mein Fall: -

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