Donnerstag, 8. Oktober 2015

Outside the Stadium Doors

EDITORS
In Dream

Play It Again Sam
2015
















Nach ihrem letzten Album hätten die Editors eigentlich alles machen können. The Weight of Your Love war die kompromisslose Rockplatte nach der kompromisslosen New Wave-Platte, hatte R'n'B-Momente und ließ auch noch genug vom pompösen Indie-Sound der Anfangstage übrig. Und In Dream ist jetzt das geworden, was am naheliegendsten ist, wenn man schon alles gemacht hat: Intelligente Popmusik. Auf dem Cover präsentiert sich ganz souverän ein entrückt blickender Tom Smith in Lotus Flower-Gedächnis-Gestik und Songtitel wie Our Love und No Harm lassen auf eine Öffnung der Band gegenüber dem größeren Publikum schließen, das sie mit ihren letzten beiden Longplayern abgeholt haben. Mit ihm im Rücken greifen Editors hier nach den Sternen. Sie wollen klingen wie all die Künstler, von denen sie schon immer geschwärmt haben: Radiohead, U2, Springsteen, Depeche Mode. Und es ist eigentlich nicht so, dass ich ihnen das nicht zutrauen würde. Das mit den großen Gefühlen haben die Briten schon mehrmals hingekriegt und sich damit langsam den Weg zum qualitativ hochwertigen Stadionrock geebnet. Allerdings ist In Dream das erste Editors-Album, das genau in diesen Punkten total versagt. Viele der Songs hier sind halbherzig ausgeführt, wenig eingängig und ein bisschen öde. An allen Ecken und Enden fehlen die präzisen Melodien, die ihnen bisher immer nur so aus den Ärmeln fielen. Da hilft es auch nichts, dass Smiths Gesangsleistung hier so gut ist wie selten zuvor, die Platte von vorne bis hinten erstklassig produziert ist und von Gitarren über Synthesizer bis zu Streichern alles auffährt, was für noch mehr Pomp sorgen könnte. Denn was dabei zu kurz kommt sind die Basics, ohne die auch die großartigen Editors keine Hits machen. Natürlich gibt es Lichtblicke, wie das elektronisch pluckernde Monster Life is A Fear oder den wirklich großen Refrain von Salvation. Doch diese Band hat das auch alles schon mal besser gemacht. Kein Papillon, kein A Ton of Love, kein Smokers Outside the Hospital Doors gibt es hier, weshalb ich hier leider vom bisher schwächsten Editors-Album sprechen muss. Ausgerechnet beim endgültigen Sprung in den großen Teich sind die Briten um Jahre zurückgefallen und haben sich ziemlich verzettelt. Wie sie in dieser wichtigen Phase ihrer Karriere mit so einem Rückschlag umgehen, werden wir noch sehen. Doch ich hoffe und glaube, diese Band kann das wegstecken. Schließlich haben sie uns noch immer irgendwie überrascht. Dieses Mal wird nicht das letzte Mal sein.
6/11

Beste Songs: Life is A Fear / the Law

Nicht mein Fall: Forgiveness

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