Sonntag, 4. Oktober 2015

Hit After Hit

DISCLOSURE
Caracal

Island Records
2015
















"Diese Disclosure, die haben doch alle in drei Monaten schon wieder vergessen" dachte ich mir eines Tages im Februar 2013 und beging damit einen schweren Denkfehler. Denn kaum jemand anderes hat in der Mainstream-Elektro-Szene seitdem so viel Wind gemacht wie die Gebrüder Lawrence. Der Einzugsbereich des britischen Dance-Duos ist in den vergangenen zwei Jahren von dem einer Indieband zu dem einer internationalen Sensation gewachsen. Spätestens als sie 2014 mit Lorde bei den Brit Awards auftraten, bekam auch ich eine Ahnung vom Potenzial, das in diesen beiden Jungs steckte. Seit einiger Zeit sind Disclosure nun schon Garant für qualitativ hochwertige Chartmusik und mit Caracal. ihrem zweiten Longplayer, wollen sie uns noch viel mehr von sich geben. Es gibt nur ein Problem: Das Albumformat ist nicht wirklich das bevorzugte Terrain dieser Künstler. Schon auf Settle, ihrem Debüt, war die Situation so, dass darauf jede Menge großartiger Single-Hits versammelt waren, doch die Bindeglieder zwischen selbigen irgendwie fehlten. Letztendlich wirkte das Ganze wie eine lieblose Sammlung toller Songs mit Gaststars aller Couleur. Und dass Disclosure dieses Rezept auch für Caracal beibehalten haben, ist nicht wirklich ein Fortschritt. Auf der einen Seite bin ich begeistert, dass die Briten sich nach wie vor bemühen, bei der Wahl ihrer Featured Artists kreativ zu bleiben. Neben Schwergewichten wie Sam Smith, the Weeknd, Lorde und Miguel richtet sich die Konzentration auch deutlich auf relativ unbekannte Talente wie Gregory Porter, Lion Babe und Jordan Rakei. Der Nachteil dieser vielen, vielen Gäste auf Caracal ist allerdings, dass den eigentlichen Akteuren selbst kaum Platz eingeräumt wird. Und das Problem ist nicht, dass die Lawrence-Brüder nicht das Zeug dazu hätten. Ihre Tracks sind in jedem Moment spannend, für ihr Genre nicht zu oldschool und fantastisch produziert. Doch selbst wenn man nicht nur oberflächlich die Tracks dieses Albums hört, fallen vor allem immer diejenigen auf, die die Gesangsparts übernehmen. Und da diese von der Art her sehr verschieden sind, reißt natürlich auch wieder das komplette Gesamtkonstrukt auf. Das ist ein bisschen schade, aber ich muss auch zugeben, dass es auf Caracal nicht einen Song gibt, der wirklich mies ist. Als Kompilation toller Single-Hits haben Disclosure hier also wieder ganze Arbeit geleistet. Letztendlich zählt vor allem das bei einer Band wie dieser. Schließlich werden auch mit dieser Platte die Charts dieser Welt um etwas bereichert, was nicht nur flache R'n'B-Grütze beinhaltet. Den Rest kriegen diese Jungs schon noch hin. Denn diesmal mache ich bestimmt nicht den Fehler, sie für eine Eintagsfliege zu halten.
8/11

Beste Songs: Holding On / Hourglass

Nicht mein Fall: Willing & Able

Weiterlesen:
Review zu Pure Heroine (Lorde):
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Review zu Beauty Behind the Madness (the Weeknd):
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