Samstag, 3. Oktober 2015

Frühvergreisungsblues

KURT VILE
B'lieve I'm Goin Down

Matador
2015
















Erst kam der Tod von Jay Reatard, dann wurde Mac DeMarco langsam nervig und mit dem neuen Album von The War On Drugs können wir uns ziemlich sicher sein: Die große Zeit der Garagen-Songwriter ist 2015 vorbei. Das Genre ist zwar noch lange nicht auf verlorenem Posten, ein Ty Segall beispielsweise ist noch immer unermüdlich, doch man hört definitiv nicht mehr so viele Jubelschreie, wenn sich irgendein langhaariger Typ im Batik-Shirt hinsetzt und seine speckige Akustikgitarre ans Fuzz-Pedal anschließt. Und laut meiner Prognose ist das auch gut so, denn ein bisschen albern war die ganze Hysterie um diese kalifornischen Stoner-Sunnyboys schon. Und mit Kurt Vile war das ganz besonders so. Obgleich ich sein letztes Album Wakin On A Pretty Daze vor zwei Jahren ziemlich cool fand, konnte ich mit dem Musiker dahinter nie besonders viel anfangen, den ich ohne besseres Wissen ganz sicher auf über 50 geschätzt hätte. Und sein neues Album verstärkt diesen Eindruck noch. Vile hat zwar Lunte gerochen und sich von der garagigen Slacker-Mucke seiner Vorgänger auf B'lieve I'm Goin Down ein wenig distanziert, doch dass er jetzt klingt wie eine bekiffte Rabauken-Version von Tom Petty macht es nicht gerade besser. Die Fuzz- hat er gegen eine Westerngitarre getauscht und singt jetzt selbstironisch über das Leben. Witzig ist das hier nur bedingt und es verleiht dem eigentlich nicht untalentierten Vile hier eine etwas ekelhafte Liedermacher-Attitüde, mit dem sein Coolnessfaktor hierzulande schon auf Minus hundert gesunken wäre. Da er aber Amerikaner ist und es in Amerika diese Art von Musikern auch in glaubwürdig gibt (Mark Kozelek ist das beste Beispiel) kommt er mit diesem Album trotzdem durch. Ich verabscheue den Typen hinter den Songs auf B'lieve I'm Goin Down jetzt vielleicht noch mehr, aber ich kann ihm die guten Phasen, die er hier hat, nicht absprechen. That's Life Tho (Alomost Hate to Say) ist gar kein total schlechter Song und als Texter hat Vile einfach mal ein Talent. Um diese Platte wirklich zu versauen, reichen die offensichtlichen Unzulänglichkeiten nicht aus und für ein überzeugendes Ergebnis ist vieles zu leidenschaftslos und schwammig. Vielleicht würde die ganze Sache mit etwas mehr Reverb und Sixties-Farbgebung schon anders aussehen, doch dann wäre es ja auch schon nicht mehr zeitgemäß. Wenn Kurt Vile also verhindern will, dass man ihn weiterhin für diesen einen von Creedence Clearwater Revival hält, sollte er sich umgucken. Oder vielleicht will er es ja auch gar nicht anders...
5/11

Bester Song: Wheelhouse

Nicht mein Fall: Pretty Pimpin' / Life Like This

Weiterlesen:
Review zu Another One (Mac DeMarco):
zum Review

Review zu Manipulator (Ty Segall):
zum Review

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