Freitag, 16. Oktober 2015

Don't Believe Me? Just Watch.

NEON INDIAN
Vega Intl. Night School

Transgressive
2015
















Als erste Feststellung: Es ist erstaunlich, wie viele Leute noch immer an der Musik von Alan Palomo interessiert sind. Erstens, weil der New Yorker zu dieser Art von 2009er-Generation gehört, die seit einer Weile alle versuchen, um jeden Preis zu vergessen (was nebenbei bemerkt eine Schande ist) und zweitens, weil es mittlerweile seit einem halben Jahrzehnt kein neues Neon-Indian-Material mehr gab. Es ist zwar auch klar, dass seine Musik dadurch bisher nicht die Möglichkeit hatte, doof zu werden, doch die Halbwertszeit für fluffigen Elektropop ist normalerweise schon nach wenigen Monaten überschritten. Dass Songs wie Deadbeat Summer oder Polish Girl immer noch relativ hoch im Kurs der Kids von heute stehen, spricht wahrscheinlich nur für deren Qualität. Ich selbst komme ja auch nicht davon los. Trotzdem war ein neues Album nicht unbedingt das, was ich von Palomo jetzt wollte. Vor allem nicht mit diesem Artwork. Vor allem nicht mit einer Single wie Slumlord. Doch wie immer wird auch bei Vega Intl. Night School nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird und Neon Indian klingen 2015 nicht mehr nach den Achtzigern als Daft Punk, Mark Ronson oder Kevin Parker. Sicher sind die Syntheziser hier ein wenig cooler und viele Songs verlieren sich in einer ziemlich hippen VHS-Ästhetik, doch im Kern hat Alan Palomo ein Disco-Album gemacht. Hinter den Aerobic-Videos und Pool-Plansch-Soundtracks verbergen sich überall Handclap-Beats und groovige Falsett-Refrains, die auch bei Soul Train nicht verkehrt wären. Und das mit dem butterweichen LoFi-Klang und dem perfekt eingesetzten Reverb muss man diesem Typen eh nicht mehr erklären. Warum also zetern? Am Ende schafft es Neon Indian sogar wieder, trotz konsequenter Retro-Götzenanbeterei auf der Höhe der Zeit zu sein und hier die bessere Version von Random Access Memories zu machen. Dass es dem ganzen dabei noch immer ein wenig an echtem Anspruch mangelt, ist auch nur halb so wild. Bei Palomo setzt zumindest in meinem Fall die Ed Banger-Regel ein, dass es nicht schlau sein muss, wenn man dazu tanzen kann. Und ich bin mir sicher, dass ein Justice-Album in diesem Jahr ziemlich genau so klingen würde. Aber darüber reden wir ein andermal. Denn mit Vega Intl. Night School hat Neon Indian nach vier Jahren Stille mal eben seine beste Platte gemacht. Und das als jemand, der nach 2011 eigentlich stilistisch hätte tot sein müssen. Kinder, so klingt es, wenn ein kurzlebiger Trend nur opportunistisch genug ist, um auch noch die nächsten fünf Jahre in euren Ohren zu kleben. Ich für meinen Teil freue mich schon darauf.
9/11

Beste Songs: Smut! / Dear Skorpio Magazine / Baby's Eyes

Nicht mein Fall: -

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