Sonntag, 11. Oktober 2015

Instant Karma

THE UNDERACHIEVERS
Evermore - the Art of Duality

Underachievers
2015
















Issa Gold und AK machen sich viele Gedanken um Gott und die Welt. Schon seit ihrem Debüt-Mixtape Indigoism von 2012 geht es in ihren Texten sehr oft um Dinge wie Philosophie, Spiritualität und Religion. Das sogenannte "dritte Auge" ist eines ihrer All-Time-Lieblingsthemen und allemal ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen MCs. Nur hatte man bei ihnen bisher das Gefühl, dass diese Themenkomplexe auch nur als solches dienen und nicht wirklich so tiefsinnig waren wie sie schienen. Denn dass daneben auch immer noch jede Menge HipHop-Stereotypen Platz auf ihren Alben hatten, verwässerte die angeblich so reingeistige Message der Underachievers konsequent, was auch eines meiner größten Mängel an ihrem letzten Longplayer Cellar Door: Terminus Ut Exordium war. Doch für alle mit dem gleichen Problem gibt es jetzt eine gute Nachricht: Die neue Platte der New Yorker. Wie es scheint, wurde sich für Evermore erstmals im Vorfeld des Songwritings hingesetzt und tatsächlich eine Art Konzept ausgesponnen, in dem sich die Tracks hier bewegen sollen. Dies resultierte nicht nur darin, dass die neue LP aus zwei Teilen besteht, quasi einer Yin- und einer Yang-Seite, sondern vor allem auch, dass für die spirituellen Ideen der Underachievers endlich Bezüge hergestellt werden. Das dritte Auge der Akteure existiert hier nicht mehr nur um seiner selbst willen und um bestenfalls ein paar Groupies ins Bett zu kriegen, sondern ist Teil der Realität. Statt um Drogen, Fame und Sex geht es hier eher um Politik, Gesellschaft, den eigenen Lebensweg und universelle Weisheit. Und so doof wie das jetzt erstmal klingt, stellen sich Issa und AK eigentlich gar nicht an. Durch den Verzicht auf Featured Artists und das zweigeteilte Konzept schaffen sie einen roten Faden und textlich zeigen sich die beiden hier einfach so viel disziplinierter. Teilweise machen sie mit ihren existenzialistischen Gedankenströmen sogar einem Kendrick Lamar Konkurrenz. Und wo sie ihn definitiv übertreffen, sind die Instrumentals auf diesem Album. Wo die erste Hälfte durch erstklassig verlesene Jazz-Samples besticht, kontert Teil zwei mit finsteren Trap-Bangern (und mit finster meine ich finster). Mein einziges Manko an diesem Projekt ist eigentlich, dass zwischen den beiden MCs hier immer noch ein Gefälle besteht. Dieses hat sich zwar seit Cellar Door schon erheblich verkleinert, doch AK flowt immer noch ein nicht unerhebliches Stück besser als Issa. Am Ende steht Evermore dennoch deutlich im Zeichen der Verbesserung und im Vergleich zum Vorgänger haben die beiden hier wirklich großes geleistet. Ein solches Album habe ich mir von ihnen seit Jahren gewünscht und ich hatte eigentlich nicht geglaubt, es tatsächlich zu bekommen. Dass es nun doch da ist, bringt mich in eine Position, in der ich absolut nicht darüber jammern will. Im Moment kann ich nur einen Wunsch äußern, den ich habe: Bitte in Zukunft noch ganz viel davon!
9/11

Beste Songs: the Dualist / Illusions / Reincarnation

Nicht mein Fall: Take Your Place

Weiterlesen:
Review zu Cellar Door: Terminus Ut Exordium (the Underachievers):
zum Review

Review zu B4.DA.$$ (Joey Bada$$):
zum Review

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