Dienstag, 7. Juni 2022

Tiefer in der Nische

Ada Rook - UGLY DEATH NO REDEMPTION ANGEL CURSE I LOVE YOU
ADA ROOK
Ugly Death No Redemption Angel Curse I Love You
Die-Ai-Wei
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ krachig | metallisch | angepisst ]

Zwar ist es an diesem Punkt auch erst gute zwei Jahre her, dass ich (reichlich spät noch dazu) auf die Musik der Black Dresses aufmerksam geworden bin und sogar noch ein bisschen kürzer, dass ich diese wirklich auch als solches mögen lernte, trotzdem erwische ich mich mittlerweile schon manchmal bei dem Gedanken, dass mich daran ja eigentlich nicht mehr viel überraschen sollte. Ihre klangästhetische Nische zwischen Hyperpop, Noise-Avantgarde, Industrial und Glitch-Elementen hat das Duo aus Toronto nun inzwischen seit ein paar Jahren als ziemlich festen Indikator etabliert und so ultrakrass und schräg diese für sich auch sein mag, viel kreativen Spielraum lassen sich die Kanadier*innen innerhalb dieser meistens nicht. Abgesehen von ein paar (nicht zu unterschätzenden) technischen Details ist die Marke Black Dresses nun schon mindestens seit 2019 ziemlich stringent in eine Richtung unterwegs und auch wenn ich dabei jedes ihrer letzten Alben inzwischen sehr gerne mag, rechne ich in nächster Zeit doch nicht mehr mit größeren Stilbrüchen oder Überraschungen von ihnen. Wenn man 2022 also nach Abwechslung innerhalb der klanglichen Formel der beiden Künstler*innen sucht, sollte man sich eher die Sachen anschauen, die von ihnen abseits der gemeinsamen Band veröffentlicht werden und von denen es inzwischen auch reichlich gibt. Sowohl von Devi McCallion, die sich neben den Black Dresses vor allem in Crossover-Projekten wie Anarchy99 oder ihren gemeinsamen Platten mit Katie Dey betätigt, als auch von Kollegin Ada Rook, die in den letzten sieben Jahren einen stattlichen Katalog von Soloplatten angesammelt hat, von denen auch so gut wie jede stilistisch ein bisschen anders ist. In diesen einzusteigen, ist für Fans der Black Dresses definitiv ein bisschen das Upgrade in den Fortgeschrittenenmodus und auch für mich ist diese neueste LP zugegebenermaßen die erste, mit der ich diesen Schritt wage. Wobei ich sagen muss, dass es auch nur deshalb genau hier passiert, weil Rook es mir hier erstaunlich einfach macht, genau das zu tun. Klanglich ist Ugly Death No Redemption Angel Curse I Love You genug vom gewohnten Style der Black Dresses, um irgendwie Fanservice zu sein, gleichzeitig geht das ganze aber in bestimmten Punkten das entscheidende Stück weiter, das diesen Ausflug für mich auch interessant macht. Soll heißen, dass Rook ihre Ursuppe ihres Noise-Glitch-Industial-Sounds hier noch eine gute Portion Metal- und Core-Bestandteile bereichert, die ein bisschen für Groove und Rotz auf dem ganzen Sorgen. Besonders in ihrer stimmlichen Performance geht das ganze hier dabei schon ab und zu ein ganzes Stück in die Richtung deftiger Deathgrowls und wenn in Songs wie Xanafalgue und 5H4D0W H34R7Z teilweise dicke Groove-Riffs dazukommen, klingt das ganze schon fast nach Metal- oder sogar Deathcore. Vieles erinnert mich daran zwar auch an die kurze Nu Metal-Phase, die Poppy vor ein paar Jahren hatte, nur dass diese nicht ansatzweise so kratzbürstig und finster war wie die von Ada Rook und damit auch keineswegs so originell. Und was ich darüber hinaus toll finde ist, dass es überall auf diesem Album diese eingeschnipselten Filmsamples gibt, die oft nochmal extra rotzig wirken und damit auch unfassbar gut zu den wie immer extrem kackigen und abgefuckten Lyrics von Rook passen. Wobei es bei all diesen unfassbar schrägen und teils auch ästhetisch widersprüchlichen Elementen seltsam erscheinen mag, dass diese in den meisten Fällen auch noch unverschämt eingängig sind und zumindest meistens eine echt starke Hook oder sogar einen fast schon tanzbaren Groove aufweisen. Das jedoch ist dann auch wieder eine Sache, die Rook einfach nur ziemlich gut von ihrer Erfahrung bei den Black Dresses übernommen hat und die ihr hier zugute kommt. Überhaupt ist Ugly Death No Redemption Angel Curse I Love You in den wenigsten Momenten mehr als Black Dresses plus X und funktioniert definitiv am ehesten für Leute, die deren Musik eh schon mögen. Tut man das jedoch so wie ich, kann es aber eine fantastische Ergänzung sein. Was in meinem Fall heißt: Ein weiteres wahnsinnig toll gemachtes Album aus der Periphärie dieser Gruppe, das mein Fandom gerade noch ein bisschen vertieft hat.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11


Persönliche Höhepunkte
999999999 in A Dream | Purgator3y Modulation Engine | Tru U | Gravity Weapon | Coward 2 Coward | Underneath it All | Xanafalgue | 5H4D0W H34R7Z

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Black Dresses
Forget Your Own Face

100 Gecs
1000 Gecs


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