Sonntag, 26. Juni 2022

Burning Down the House

Foals - Life Is Yours
FOALS
Life is Yours
Warner
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ synthetisch | energisch | erfrischend ]

Wahrscheinlich bin ich einfach immer ein ganz kleines bisschen zu jung gewesen, um die Foals gut zu finden, als sie auf dem Zenit ihres Schaffens waren. Beziehungsweise auch zu jung, um mich überhaupt so richtig für sie zu interessieren. Denn als mit Antidotes 2009 ihr - wie ich finde - bis heute einziges wirklich interessantes Album erschien, war ich selbst in meiner musikalischen Entwicklung noch nicht weit genug, um mich ernsthaft für diese Art von Indiemusik zu interessieren. Und vier Jahre später, als ich dann endlich auch für sie bereit war, fingen sie schon langsam an, langweilig zu werden. Was mich 2022, etwa zehn Jahre nach meinen ernüchternden ersten Berührungspunkten mit ihrem Output und drei Jahre nach einem ebenfalls sehr ungelenken Comeback in Form des zweiteiligen Everything Not Saved Will Be Lost-Albums an einen Punkt bringt, an dem ich an eine Band wie die eigentlich Foals keine echten Erwartungen mehr stelle. Nach jetzigem Stand sind sie für mich eine der vielen schlecht gealterten Indiebands der späten Zwotausendzehner, die mehr oder weniger erfolgreich einem verlorenen Ideal hinterhereifern und einen kreativ erlahmte Version ihres einzigen Sounds für eine kontinuierlich schrumpfende Fanbase reproduzieren. So zumindest war meine bisherige Auffassung der Band. Umso schöner ist es also also, dass sie es mit Life is Yours, ihrem inzwischen siebten Longplayer, nun doch geschafft haben, noch einmal ein wirklich reichhaltiges und erfrischendes Stück Musik aufzunehmen, das an diesem Moment ihrer Karriere tatsächlich nicht weniger als ein Schock ist und mich tatsächlich eines besseren belehrt. In dem Sinne, dass es - zumindest in meiner bescheidenen Auffassung - das interessanteste Album der Briten seit ihrem Debüt geworden ist. Und das ist nun inzwischen fast 15 Jahre später alles andere als eine logische Konsequenz. Ob es dabei ein Stilbruch ist? Zumindest in gewissen Punkten. Denn obwohl man sagen kann, dass sowohl Antidotes als auch die erste der beiden Everything Not Saved-Platten diese Art von spritzigem New Wave-Dancepunk-Sound schon irgendwie andeutete, wird das ganze erst hier wirkungsvoll und konsequent umgesetzt und mit den jeweiligen neuen Bestandteilen der Alben dazwischen so verbunden, dass es einen größeren und poppigeren Sound als den der ganz früheren Foals ergibt, der aber auch wieder deutlich jugendlicher und tanzbarer als die meisten Sachen der Band während der Zwotausendzehner ist. So klingen die ersten beiden (und ganz klar auch stärksten) Tracks der Platte extrem nach einer frischeren und neueren Variante der späteren Talking Heads (circa Burning Down the House), angereichert mit dem Synthpop der besten Zeiten von Two Door Cinema Club, Alt-J und Metronomy. Und auch wenn einige Deep Cuts der Platte anschließend doch noch zahmer werden und gerade im letzten Teil auch wieder die eher sanften Klänge der direkten Vorgänger ausgepackt werden, findet all das doch in einem Rahmen von ansprechendem Songwriting und einer peppigen Produktion statt, die durchweg Spaß macht. Was im großen und ganzen also bedeutet, dass Life is Yours klingt wie das große, clevere Pop-Album, das die Foals 2011 eigentlich hätten machen können, wären sie damals schon clever genug gewesen. Und dass es jetzt gut eine Dekade später kommt, heißt ja nicht, dass es deswegen irgendwie schlechter ist. Im Gegenteil: An diesem Punkt ihrer Karriere zeigt es mir, dass diese Band eben doch noch nicht komplett eingeschlafen ist und hier mit so viel Patina auf ihrem Werdegang nochmal ihre größten Hits schreibt. Der Nachteil: Wo solche Nummern vor zehn Jahren dazu geführt hätten, dass sie richtige Popstars geworden wären, freuen sich 2022 nur noch ein verbliebene alte Fans darüber, dass es jetzt doch nochmal ein fetziges Album von den Foals gibt. Und ich als verirrter Skeptiker, der irgendwie dazugestolpert ist.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11

Persönliche Höhepunkte
Life is Yours | Wake Me Up | 2am | 2001 | Under the Radar

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Talking Heads
Speaking in Tongues

Two Door Cinema Club
Gameshow


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