Mittwoch, 22. Juni 2022

Neues Achievement freigeschaltet: Mein erstes House-Album

Drake - Honestly, Nevermind
DRAKE
Honestly, Nevermind
OVO
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ elektronisch | gechillt | stabil ]

Es hat schon ein bisschen eine dämliche Ironie, dass ich gute fünf Jahre lang okay damit war, von Drake ein Album nach dem anderen zu hören, auf dem er ein zugegebenermaßen ziemlich billiges Schema F abspulte, vor einigen Tagen aber erstmal ziemlich enttäuscht von einer Platte von ihm war, die genau dieses endlich mal ein bisschen aufbricht, aber es ist nun mal so. Und zu meiner Verteidigung: Der Rest der Nerdwelt, der die Musik des Kanadiers die letzten Jahre über anscheinend konsequent scheiße fand, scheint mit dieser LP auch nicht plötzlich wieder auf den Geschmack gekommen zu sein. Dabei ist die grundsätzliche Idee hinter Honestly, Nevermind von der Sache her eigentlich gar keine so blöde: Den soften R'n'B-Sound der typischen Drake-Leier um eine erfrischende und sogar leicht tanzbare House-Note zu ergänzen, die letztendlich eh nur ein weiterer Einfluss im stilistischen Füllhorn des Aubrey Graham sein würde, von denen er einzwischen schon so viele freigelevelt hat. Und auch in der Praxis hat es schlussendlich nur ein bisschen Zeit und Überzeugungsarbeit gebraucht, um dieses Rezept zu einem weiteren aus dem Drake-Lehrbuch zu machen, von denen man erstaunt ist, wie gut es in dieser Umsetzung am Ende funktionieren. In nicht wenigen Momenten schafft es der Kanadier hier, genau die Idee einer klanglichen Ergänzung seines üblichen Sounds stilecht umzusetzen und dabei zwar mal wieder nicht besonders aufregend zu klingen, aber zumindest definitiv in seiner Zone zu sein. Und man kann darüber hinaus als positive Entwicklung verzeichnen, dass Drake sich hier inhaltlich hier deutlich weniger zum Obst macht als auf gewissen Teilen seines Vorgängers Certified Lover Boy. Wobei man auch durchaus sagen muss, dass es auch hier so einige Punkte gibt, an denen der stabile Grind des Aubrey Graham ein klein wenig schwächelt und sich seiner selbst vielleicht ein klein wenig zu sicher ist. Ganz konkret äußert sich das dadurch, dass dieses Album sich in vielen Momenten wie ein mittelmäßig zusammengechopptes Set anfühlt, das mitunter ganz schön repetetiv und ereignislos werden kann und dem definitiv auch ein paar deutliche Höhepunkte fehlen. Mit Massive gibt es Mittelteil zwar mal wieder den üblichen Quotenhit, der in diesem Fall auch einen ordentlichen Tanzbarkeits-Pull mitbringt, bis zu diesem Punkt braucht das Album jedoch lange, um überhaupt warm zu werden. Gerade die eröffnenden Tracks wie Texts Go Green oder Falling Back, die eigentlich die Türöffner der LP sein sollten, sind mit Abstand die schwächsten hier und die richtig starken Songs der Platte kommen tatsächlich erst in ihrer zweiten Hälfte wirklich durch. Ab dem Mittelteil muss man dann allerdings auch sagen, dass Honestly, Nevermind mit jedem Song ein bisschen besser wird und gerade zum Ende hin mit Tracks Jimmy Cooks oder Tie That Binds nochmal seine größten Songwriting-Momente offenbart. Und obwohl Drake dabei nie wirklich einen Punkt erreicht, in dem er ganz aus seinem smoothen R'n'B-Kokon aussteigt und vollständig den House-Crossover vereinnahmt (was definitiv dafür sorgt, dass die Platte manchmal etwas dröger ist, als sie bei einer solchen Genreverbindung hätte sein müssen), finde ich das hier im Sinne eines stilistischen Erprobungsausflugs doch mehr als gelungen. Es ist dabei letztendlich auch eine sehr logische Sache, dass Honestly, Nevermind eher für diejenigen funktioniert, die eh schon die letzten Alben von Drake mochten, denn der von mir "befürchtete" große Stilbruch ist das hier absolut nicht. Eher eine weitere Seite im stilistischen Portfolio des Kanadiers, der hier ausnahmsweise mal die Aufmerksamkeit eines ganzen Longplayers gewidmet wird. Wer sich dafür also interessiert, bekommt hier ein weiteres grundsolides Drake-Album mit den üblichen Parametern, für alle anderen kann ich nur sagen: Bitte gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11

Persönliche Höhepunkte
Currents | Calling My Name | Sticky | Massive | Flight's Booked | Overdrive | Down Hill | Tie That Binds | Liability | Jimmy Cooks

Nicht mein Fall
Texts Go Green


Hat was von
Partynextdoor
Partymobile

Rihanna
Anti


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