Dienstag, 11. Mai 2021

Wir sind im Modus

Fatoni & Edgar Wasser - Delirium FATONI & EDGAR WASSER
Delirium
LOL Records
2021 

 
 
 
 
 
 
 
[ ironisch | zynisch | kumpelhaft | routiniert ]

Schon so lange sind Fatoni und Edgar Wasser inzwischen die gut gealterte Buddy-Komödie des Deutschrap, dass man sich erstmal wieder in Erinnerung rufen muss, woher das eigentlich alles kommt. Denn obwohl es von beiden mit Nocebo bisher nur ein einziges gemeinsames Album gab, das noch dazu acht Jahre auf dem Buckel hat, wurde vor allem im kleinen dafür gesorgt, dass diese zwei Namen in der Szene mittlerweile untrennbar miteinander verbunden sind. Auf so gut wie jeder LP des einen ist der andere Feature-Gast, beide waren zusammen in Cyphers zu sehen und tourten gemeinsam, außerdem gab es mit dem erweiterten Ensemble um Juse Ju und Enaka eine ganze Reihe von Singles, die bis heute zu den Klickstärksten von beiden Künstlern zählen dürften. Dass die beiden sich irgendwie ergänzen und zu zweit schon ein ganzes Stück Weg gegangen sind, muss man an dieser Stelle also nicht mehr wirklich besprechen. Und nachdem die Kollaboration der beiden zwischen Nocebo und Delirium durchweg so fruchtbar war, freute es mich jetzt total, diese auch wieder auf Albumlänge zu hören. Die Vorboten der Platte versprachen ja diesbezüglich auch einiges. Wobei ich es an dieser Stelle auch ein bisschen müßig finde zu sagen, dass die vorliegenden zwölf Tracks grundsätzlich gelungen sind. Es reicht zu sagen, dass zwei meiner liebsten Charaktere aus dem Deutschrap der letzten zehn Jahre hier weiterhin ziemlich ungebrochen ihr Ding machen und das nach wie vor ganz gut können. Die Dinge die mir dabei auffallen, sind in so einem Moment eher Details. Wo ich zum Beispiel früher immer fand, dass Edgar Wasser der mit Abstand talentiertere Lyriker der beiden war, hat sich dieses Verhältnis inzwischen ziemlich angeglichen. Und das nicht unbedingt, weil Fatoni besser geworden ist (ist er mitunter schon, etwa in Realität oder Newcomer des Jahres, aber an sich hat sich bei ihm wenig verändert), sondern eher, weil Wassers Texte oft nicht mehr so schneiden wie 2013. Generell gibt es lyrisch viele echt gute Momente, aber wenige wirklich bemerkenswerte oder neue. Freierssohn behandelt ziemlich gut den Konflikt zwischen Rap-Vulgarität und politischer Correctness (wobei Fatoni klingt, als hätte er ein bisschen zu oft Täubling-Songs gehört) und Künstlerische Differenzen mag ich aufgrund seiner cleveren gegenseitigen Gegenüberstellungen (keine Spoiler, hört das Stück einfach selber), abgesehen davon sind die Themen aber altbewährte, die schon früher von beiden Künstlern duchexerziert wurden. Das bedeutet nicht etwa, dass die behandelnden Songs dazu gleich schlechter sind, sie bringen nur wenig voran. Und gerade was Hooks betrifft, zeigt sich hier mal wieder ein deutliches Defizit der beiden. Ein bisschen fühlt sich Delirium deshalb schon wie Dienst nach Vorschrift an, selbst wenn es die bestmögliche Ausführung davon ist. Nach Platten wie Andorra, Etka Vassa oder Alle Liebe nachträglich, auf denen die beiden seit Nocebo viele neue Ideen ausprobierten, ist es fast ein bisschen putzig, sie hier im komplett gleichen Modus wie 2013 zu hören, beziehungsweise in der Backup-Version dessen aus den Jahren danach. Beide sind Stand 2021 für sich eigentlich weg von dieser Art Deutschrap, gemeinsam steht dann aber doch immer wieder die Zeit still. Ob ich das beständig, rührend oder langweilig finde, weiß ich im Moment noch nicht genau. Das Album an sich passt aber ein weiteres Mal und macht immer noch Spaß. So schlimm kann es also gar nicht sein.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡⚫⚫ 08/11

Persönliche Höhepunkte
Alle 11 Minuten | Der Beste | Freierssohn | Danke für dein Feedback | So High | Künstlerische Differenzen

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Antilopen Gang
Adrenochrom

Juse Ju
Übertreib nicht deine Rolle


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen