Mittwoch, 12. Mai 2021

We Will Rock You

Weezer - Van Weezer WEEZER
Van Weezer
Crush Music | Atlantic
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ rockig | eingängig | pathetisch ] 

Dafür, dass ich mich seit etlichen Jahren eigentlich gar nicht mehr so sehr für den Output von Weezer interessiere, schreibe ich hier seit einer Weile ganz schön ausführlich über sie. Grund dafür ist sicherlich ein bisschen die gefühlte Verpflichtung der Internet-Bubble, die nicht genug davon bekommt, dieser Band beim konsequenten scheitern und wieder aufstehen zuzusehen, aber auch ein bisschen die Tatsache, dass ich das ein oder andere Mal dann doch recht angenehm überrascht war, wenn eine neue LP herauskam. Und gerade aktuell befinde ich mich wieder in so einer Phase. OK Human, das erste diesjährige Album der Kalifornier, war mit seiner Hinwendung zu sinfonischen Pop-Motiven ein echtes Highlight ihrer Karriere, zumindest was meine Auffassung davon angeht. Eigentlich hätte mir das allein für die nächste Zeit auch schon gereicht und gerade 2021 finde ich, dass niemand auf der Welt zwei Platten pro Saison von dieser Band braucht. Dass Van Weezer eigentlich die LP von vor zwei Jahren war, die erst wegen kreativen Überarbeitungen und später wegen Corona© tausendfach verschoben wurde, macht für mich dabei keinen großen Unterschied. Ja sicher, für die Fans ist das hier das Album, auf das sie nun wirklich sehr lange gewartet haben, aber gab es ja inzwischen nicht nur genug neues Weezer-Material, es war auch noch ihr bestes seit einer ganzen Weile. Rumheulen muss hier also wirklich niemand, in meinen Augen auch nicht des Ergebnisses auf Van Weezer wegen. Denn nach dem Achtungserfolg mit OK Human ist das hier in meinen Augen ihr zweites ziemlich gelungenes Projekt in ziemlich kurzer Zeit. Eine Sache, die bei dieser Band sonst eher selten vorkommt. Wobei ich erkennen kann, warum sich an dieser LP eventuell auch die Geister spalten werden. Denn wo einige sicherlich den konsequent-melodischen und teuflisch eingängigen Hardrock-Sound feiern werden, den die Kalifornier hier abnudeln, fühlen sich andere womöglich an ihre berüchtigte Millenial-Pop-Phase um das Album Pacific Daydream erinnert, dem vieles hier sehr ähnlich klingt. Für mich persönlich ist Van Weezer dabei aber eine ziemliche Win-Win-Situation: Als einer der sehr wenigen, die Pacific Daydream seinerzeit ernsthaft mochten, kann ich mit diesem klanglichen Entwurf eigentlich sehr gut, noch dazu holt die Band hier noch ein paar der starken Hooks und Harmonien zurück, die OK Human im Februar so klasse machten. Und obwohl die lässige Rockerpose mit Aerosmith- und Van Halen-Referenzen immer noch eine ist, die Weezer nicht unbedingt steht, ist das Songwriting und die Umsetzung trotzdem zu gut, um wirklich ein Problem damit zu haben. Sicher, Van Weezer ist nicht ganz so ein cooles Projekt wie sein Vorgänger, was aber auch größtenteils daran liegt, dass es eher eine vertraute Ästhetik neu entdeckt als echte Innovationen zu schaffen und wieder auf übersteuerte Gitarren statt Streicherpassagen setzt. Abgesehen davon kann ich aber keine strukturellen Unterschiede erkennen. Gewissermaßen kann man sagen, dass Weezer hier ergänzend zu ihrem tollen Pop-Machwerk mit OK Human jetzt ein adäquates Rock-Äquivalent aus dem Hut gezaubert haben. Einziger Nachteil dabei sind die knappen 30 Minuten, die das ganze am Ende leider nur dauert. Aber auch das ist verschmerzbar, andernfalls hätte das Album wahrscheinlich noch drei Jahre gedauert.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡⚫⚫ 08/11

Persönliche Höhepunkte
Hero | All the Good Ones | I Need Some of That | Beginning of the End | She Needs Me | Precious Metal Girl

Nicht mein Fall
Blue Dream


Hat was von
Blur
Blur

Ash
1977


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