Freitag, 14. Mai 2021

Doomed to Fail

Czarface & MF DOOM - Super What?CZARFACE & MF DOOM
Super What?
Silver Age
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ badass | oldschoolig | cartoonesk ]

Es ist natürlich in erster Linie eine total coole Sache, diese neue LP von Czarface zu haben, auf der nochmal eine ganze Ladung unveröffentlichter Performances der jüngst verstorbenen Rap-Legende MF DOOM (rest in power!) zu hören sind, die wahrscheinlich auch die letzten sein dürften, die er zu Lebzeiten aufgenommen hat. Es ist der große Triumph dieser Platte, der Grund warum es irgendwie emotional ist und ich will nicht leugnen, dass es auch der Hauptgrund ist, warum ich Super What? überhaupt in dieser Ausführlichkeit bespreche. Zwar ist die Gruppe Czarface und vor allem deren regelmäßig erscheinende Kollaborationsalben mit anderen Rap-Schwergewichten schon seit einer ganzen Weile eine Sache, die mich irgendwie interessiert, doch ist es definitiv der erneute Zusammenschluss mit DOOM, der das hier nennenswert und relevant macht. In meinem Fall allerdings nicht ausschießlich im positiven Sinne. Denn dass diese beiden Parteien hier für eine gemeinsame LP zusammenkommen, ist wie gesagt nicht das erste Mal. Bereits vor ziemlich genau drei Jahren gab es in identischer Konstellation das Album Czarface Meets Metal Face, das ich bis heute unglücklicherweise als eines der schwächsten Stücke aus dem Katalog beider Acts befinde und von dem ich irgendwie den Eindruck mitnahm, dass zwischen diesen beiden doch sehr ähnlichen Rap-Welten irgendwie die notwendige Chemie fehlte. Und obwohl ich mich trotzdem irgendwie auf Super What? freute, war diese Vorfreude deshalb nicht ohne einen gewissen herben Beigeschmack und der dezenten Befürchtung, es sollte zwischen Czarface und DOOM einfach nicht sein. Ob mich Versuch Nummer zwei nun eines besseren belehrt hat? Ehrlich gesagt nicht wirklich. Denn wenngleich die zehn hier vorliegenden Tracks in vielen Punkten erheblich besser sind als die auf der letzten gemeinsamen Platte, hat das nicht wirklich was damit zu tun, dass die Chemie hier besser geworden ist. Viel eher schafft es hier eine Seite relativ gut, sich stilistisch so unterzuordnen, dass die Reibungspunkte gar nicht erst aufkommen. Und man sollte sich dabei definitiv vor allem einer Illusion nicht hingeben: Dass Super What? ein DOOM-Album ist. Zwar taucht der Brite hier in jedem Song mit mindestens einer Strophe auf, ist irgendwie ästhetisch präsent und an vielen Stellen auch als lyrischer Angelpunkt, die Fäden haben aber in jedem Moment Czarface in der Hand. Die Produktion leisten durchweg L7 und sein Produktionsteam Czar-Keys, die lyrischen Leitmotive sind die Stories um die entsprechende Comicfigur und nicht selten geht es auch selbstreferenziell um die Band an sich. DOOM ist auf dieser Platte irgendwie ein gern gesehener Ehrengast, er bleibt aber ein Gast. Was man nicht zuletzt auch daran merkt, dass kaum ein Track hier seine musikalische Handschrift trägt. Und wo das für diejenigen, die hier vielleicht nochmal seines letzten Vermächtnisses wegen gekommen sind, womöglich schade ist, muss ich doch sagen, dass es dem Album an sich hilft. Denn auch wenn es in kaum einem Moment besser als ganz nett wird, wenigstens hat es einen einigermaßen konsequenten Sound. Der sorgt hier dann auch durchaus für ein paar Highlights wie So Strange, Jason & the Czargonauts oder das herrlich nerdige This is Canon Now (bester Songtitel auch), die am Ende doch ziemlich ansehnlich sind. Man sollte an dieser Stelle dazu sagen, dass Super What? ein ziemlich hinterlastiges Album ist und die besten Sachen hier erst ganz zum Schluss kommen, was bei einer Länge von gerade Mal 26 Minuten aber auch relativ ist. Wobei die Frage auch generell ist, inwiefern das hier als Gesamtwerk überhaupt schon fertig war. Mit der kurzen Spieldauer und dem etwas unsteten Fokus dieser Platte könnte es gut sein, dass Czarface hier ein paar Tracks in der Pipeline gelassen haben, für die DOOM vor seinem Ableben im Oktober keine Parts mehr aufnehmen konnte, um ihm hier nochmal in Form einer vollwertigen Kollaboration die Ehre zu erweisen. Allerdings hätte man dafür trotzdem nochmal ein paar Ideen überdenken und einen zusätzlichen Blick auf das Endmastering werfen können, um dem auch in dieser Kürze gerecht zu werden. Und wie gesagt: Inhaltlich ist hier so viel DOOM drin wie Josh Klinghoffer bei den Red Hot Chili Peppers. Was Super What? für die Fans cool machen dürfte, ist die Gelegenheit, ihren Meister noch einmal zu hören, doch weder ist er hier in performativer Höchstform unterwegs noch finde ich, dass die Grundidee dieser Kollaboration letztlich fruchtet. Dass es nicht nochmal eine gibt, ist also primär deshalb schade, weil der Grund dafür im Tod eines begnadeten Musikers liegt. Wobei ich inständig hoffe, dass er davor noch ein paar Aufnahmen für Ghostface Killah gemacht hat, denn diese Fusion wäre das posthumes Album, das mich von DOOM wirklich mal interessieren würde.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡⚫⚫⚫⚫ 07/11

Persönliche Höhepunkte
DOOM Unto Others | Jason & the Czargonauts | A Name to the Face | This is Canon Now | So Strange

Nicht mein Fall
the King & Eye | Czarwyn's Theory of People Getting Loose


Hat was von
Griselda
WWCD
 
Run the Jewels
RTJ3


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