Samstag, 30. Juni 2018

10 Songs im Juni 2018 (the Smashing Pumpkins, Chistina Aguilera, Underworld, Audio88, Yassin, Mädness & Döll, Eneka und und und)























1. TONY MOLINA
Nothing I Can Say
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Tony Molina, der "Zehn-Minuten-Mann", bekannt für seine extrem kurzen Longplayer, veröffentlicht in wenigen Wochen ein neues Album (wenn man das bei ihm so nennen will), dem er mit Nothing to Say einen ersten Appetizer vorausschickt, der in meinen Augen ungelogen nicht weniger als sein bisher bester Song ist. Das Arrangement ist bunter, da Molina verstärkt auf einen vollen Band-Sound setzt, der von voller Instrumentierung bis zu Backing-Vocals das volle Programm bietet. Die insgesamt 72 Sekunden des Tracks werden da zu gefühlten fünf und man spürt, dass weniger Zeitaufwand nicht gleich weniger Ambitionen heißt. Und ich bin tatsächlich zuversichtlich, dass die neue Platte eines der Highlights dieses Jahres werden könnte.

2. UNDERWORLD
Apple Shine for Belfast
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Zwei neue Songs haben Underworld diesen Monat veröffentlicht, und nachdem bereits im Mai ihr Feature mit Iggy Pop auf Bells & Circles absolut grandios war, verblüffen sich mich diesmal aufs neue. Einer der Tracks ist eine weitere Kollaboration mit Iggy im selben Stil wie der erste, doch es ist diese eher außer der Reihe veröffentlichte Nummer, die mich besonders anzieht. Anlässlich ihres ersten Gigs in Belfast namen die Briten Apple Shine auf, einen bis auf einen markenten House-Beat sehr ambienten Song, der ein Bilderbuch-Beispiel für gut gemachte, zeitlose Clubmusik geworden ist. Mehr als alles andere hört man hier die Erfahrung einer Gruppe, die bereits seit über 20 Jahren diese Musik macht und die Dinge dabei auch 2018 richtig anpackt. In meinen Augen sogar besser als jemals zuvor.

3. IDLES
Danny Nedelko
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Auf ihrem Debütalbum im letzten Jahr waren Idles für meinen Geschmack noch etwas zu grobschlächtig, doch was man in letzter Zeit so von ihnen hört, gefällt mir schon um einiges besser. Insbesondere diese zweite Single ihres kommenden Albums ist ein echtes Highlight, das für sich spricht. Nicht nur ist der Song musikalisch bekömmlicher, es sind vor allem die Lyrics, die inspirieren. Danny Nedelko ist eine schillernde und optimistische Hymne an Migration und Toleranz, die mit der typischen Schnauzigkeit der Briten zu einem wunderbaren Statement wird und die so gar nichts von der Verbitterung manch anderer Tracks zum selben Thema hat. Danny Nedelko ist Musik, die man in einem Stadion singen kann. Und ich hoffe ein bisschen, dass genau das irgendwann mal passiert.

4. MATTY
I'll Gladly Place Myself Below You
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Während seine Band Badbadnotgood seit inzwischen zwei Jahren großzügig Bonusmaterial ihres letzten Albums raushaut, macht wenigestens ihr Keyboarder zur Abwechslung mal neue Musik, die noch dazu ziemlich cool klingt. Abseits der Jazz- und Soul-Avancen, für die man ihn sonst kennt, spielt er solo lieber Indiepop der Marke MGMT und Tame Impala, was zwar natürlich ein bisschen ausgelutscht, aber in diesem Falle mal okay ist. Ganz einfach, weil es dieser Typ einfach kann. Das Arrangement seiner ersten Single ist grandios, der Musiker nutzt seine Stärken als Instrumentalist voll aus und überzeugt nebenbei noch als Lyriker: Was will man mehr von einem Popsong? Ob ein Album auf dem Weg ist, darüber darf noch spekuliert werden, ich drücke aber auf jeden Fall die Daumen. Bei Badbadnotgood sieht es nämlich momentan nicht gerade danach aus.

5. THE SMASHING PUMPKINS
Solara
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Nach dem Totalausfall der letzten Alben und der zunehmenden geistigen Umnachtung des Billy Corgan hätte ich nie gedacht, nochmal so einen großartigen Track von dieser Band zu hören, doch die Gründe für diese Wende liegen ebenfalls auf der Hand: Der erste gute Pumpkins-Song seit Ewigkeiten ist auch der erste Song seit Ewigkeiten, auf dem die beiden Gründungsmitglieder James Iha und Jimmy Chamberlin wieder mitspielen. Zwar ist zu bezweifeln, dass sie an der Komposition von Solara maßgeblich beteiligt waren, doch irgendwas ist definitiv passiert. Anders kann zumindest ich mir nicht erklären, dass diese Band plötzlich wieder so klingt, als wäre Adore nicht 20, sondern gerade mal 2 Jahre alt. Aber egal was die Gründe letztendlich sind, ich freue mich, dass ich die Smashing Pumpkins wieder gerne hören kann. Fragt sich wie lange.

6. GANG GANG DANCE
Young Boy (Marika in Amerika)
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Sicherlich der seltsamste Pick in dieser Liste, aber definitiv seinen Platz wert. Young Boy ist experimentelle Elektronik irgendwo zwischen Die Antwoord, Grimes, Jamie XX und Arca, die definitiv Geduld und guten Willen braucht, sich jedoch mit selbigem zu einem extrem farbenfrohen und exotischen Musikerlebnis entfaltet, das trotz seiner Vertracktheit ziemlich viel Spaß macht. Für mich ist es die erste Begegnung mit dem Projekt Gang Gang Dance, die dieser Tage ein neues Album veröffentlicht haben, über das ich jetzt unbedingt sprechen möchte. Bis es soweit ist, mache ich erstmal Werbung für diesen Einzeltrack. Vielleicht kommen ja ein paar von euch auf den Geschmack.

7. CHRISTINA AGUILERA feat. GOLDLINK
Like I Do
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Ich wollte so unbedingt die Teasertracks vom neuen Album von Christina Aguilera gut finden, doch unter den paar ersten Singles war einfach zu viel lumpiger Kram dabei, dass ich eher enttäuscht war. Ausgerechnet mit Goldlink findet die Sängerin nun aber die Form, die sie für den beabsichtigten Stilbruch vielleicht gebraucht hat. Like I Do ist ein ziemlich versautes Slow-Funk-Duett, in dem sich der Rapper mit seinem soften Flow und die laszive Diva mit ordentlich Milf-Attitüde die Klinke in die Hand geben. Was auf dem Papier ziemlich komisch klingt, wird in der Umsetzung hier zum bisher besten Stück, das ich vom neuen Longplayer gehört habe und gleichzeitig auch einer der besten Songs, die ich von Goldlink kenne. Und ich hoffe ein bisschen, dass Aguileras fertige Platte mehr davon zu bieten hat und weniger von der gestelzten Trap-Pseudo-Artshow der anderen Tracks.

8. AUSTENYO
Personova
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Wer mich kennt und wem auch *räusper* gewisse andere Internet-Musikmedien *räusper* bekannt sind, weiß, woher ich diesen Austenyo kenne. Als Urgewächs aus den Untiefen von YouTube hat er gerade nur diesen einen Kanal, über welchen er vermutlich gerade viel Traffic bekommt. Aber wieso auch nicht? Personova ist ein verdammt guter Song mit einem verdammt guten Video und wenn mir gefällt was ich höre, warum soll ich es dann nicht weiterempfehlen, nur weil ich damit meine Quellen preisgebe? Austenyo selber ist wahrscheinlich der letzte, den das stören wird. Und mich stört es auch nicht. Also: Hört euch diesen Track an!

9. YASSIN, AUDIO88, MÄDNESS & DÖLL
Isso
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Als ich das Personal auf diesem Track in der YouTube-Beschreibung sah, wusste ich bereits, dass hier nur was gutes bei rauskommen kann. Denn nicht nur treffen hier mit Audio88 und Yassin beziehungsweise Mädness und Döll zwei der schärfsten deutschsprachigen Hiphop-Duos aufeinander, den Beat dazu hat auch noch der grandiose Eneka produziert, den ich ja seit Jahren verehre. Und obwohl das Ergebnis dann doch strukturell ziemlich chaotisch ist und die Hook ein bisschen zu wünschen übrig lässt, holen die beteiligten Rapper das ganze mit wie immer bombastischen Punchlines wieder raus. Persönlicher Favorit: Wenn Yassin vergessen hat, Papers zu kaufen.

10. TYLER, THE CREATOR
Gelato
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Dafür, dass Tylers aktuelle Songs zumeist Freestyles, Outtakes vom alten Album oder Remixes sind, ist die Qualitätsquote unglaublich hoch. Nicht zum ersten Mal landet einer dieser Tracks unter den zehn besten Stücken des Monats und was toll, aber auch ein bisschen bitter ist: In meinen Augen ist vieles von dem Zeug sogar besser als das auf Flowerboy. Für mich zeigt dieses Phänomen einwandfrei die Entwicklung des Künstlers Tyler, der schon immer seine besten Sachen eher aus der Hüfte geschossen hat, als sie akribisch zu strukturieren. Dass das mittlerweile auch mit seiner Musik funktioniert, spricht dafür, dass er sich mittlerweile endgültig stilistisch gefunden hat. Und wenn das bedeutet, dass es von ihm kein Album mehr gibt, sondern nur noch solche Tracks, finde ich das im Moment sogar okay.

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