Montag, 11. Juni 2018

Look What You Made Me Do




















Wenn ich mir im Nachhinein die Historie der Chvrches in diesem Format anschaue, sehe ich als Subjekt davon mittlerweile jede Menge Widersprüche. Zum einen ist das Trio aus Schottland einer der Acts mit den besten Bewertungen meinerseits, andererseits würde ich keines ihrer beiden Alben wirklich als persönlichen Favoriten einstufen. Und obwohl ich ihre letzte LP Every Open Eye dafür über den grünen Klee lobte, das perfekte Pop-Meisterwerk zu sein, habe ich seitdem keinen einzigen Song davon wieder bewusst gehört. Wenn es um meine Haltung gegenüber dieser Band geht, kann ich also bis heute keine eindeutige Position finden. Zum einen machen sie großartige, emotionale und eingängige Musik, die ich mir von vielen sehr viel erfolgreicheren Künstler*innen wünschen würde, auf der anderen Seite scheint diese bei mir bis auf gewisse Ausnahmen aber auch keinen langfristigen Eindruck zu hinterlassen. Stand 2018 sind wir beim dritten Album des Projekts angekommen und ich war mir bis kurz vor Veröffentlichung nicht sicher, ob ich mich darauf freuen sollte. Sicher ist es toll, diese Band wieder zu hören und einen Nachfolger für das trotz allem großartige Every Open Eye zu bekommen, allerdings riss mich keine der bisherigen Singles vom Hocker und wirkliche Vorfreude stellte sich bei mir nicht ein. Letztendlich waren Chvrches für mich aber auch schon immer eine Gruppe, die vor allem im Albumkontext überzeugen konnte, weshalb ich letztendlich beschloss, es einfach auf mich zukommen zu lassen. Was vor allem für eine Erkenntnis ganz gut war: Ich sehe diese Musik mittlerweile nicht mehr durch die rosarote Brille. Zum Glück, muss man sagen, denn viele Dinge an dieser Band mochte ich in der Vergangenheit vielleicht etwas mehr, weil ich sie so sehr mögen wollte. Insbesondere ihr Debüt war davon betroffen, das ich inzwischen sicherlich nicht mehr ganz so positiv bewerten würde. Und vielleicht sehe ich Chvrches jetzt endlich auch als das, was sie wirklich sind: Ein Mainstream-Projekt wie viele andere auch. Wenn ich mir Love is Dead so anhöre, fallen mir plötzlich unglaublich viele Parallelen zu Acts wie Taylor Swift, Goldfrapp oder den neuen Sachen von Coldplay auf. Das macht die SchottInnen jetzt auch nicht schlechter als sie sind, aber es zeigt auch, dass sie nichts wirklich besonderes sind. Klar, ihre Texte sind immer noch ein kleines bisschen besser und bei ihnen sitzt nach wie vor jeder Ton, doch das Handwerkszeug ist das gleiche. Auch wenn ein Avicii vielleicht nicht unbedingt Matt Berninger gefeatured hätte. Mit dieser Erkenntnis wiederum fällt es mir auch diesmal leicht, dieses Album über alle Maßen gut zu finden. Mir ist dabei auch gleichgültig, dass die Band auf ihrem mittlerweile dritten Longplayer komplett gleich klingt, Sängerin Lauren Mayberry mittlerweile immer mehr zur vokalistischen Maschine wird und in Sachen Sound generell immer häufiger Helene Fischer-Methoden Mode sind, die Songs sind nämlich nach wie vor verdammt gut. Es gibt wahnsinnig geile Synthesizer-Passagen, mit denen Iain Cook sich mal wieder selbst übertrifft und spätestens wenn in einem Track die Hook einsetzt, sind hier alle zu hundert Prozent am Start. Es gibt auf dieser Platte keinen einzigen Song, der nicht in irgendeiner Form geil ist auch wenn die Gesamtheit nicht so stark klingt wie der Vorgänger, leisten Chvrches hier mal wieder ganze Arbeit. Wahrscheinlich werde ich von dem ganzen Spaß schin in einer Woche nichts mehr wissen und dass Love is Dead am Ende des Jahres eine realistische Chance hat, bezweifle ich. Dennoch kann ich nicht häufig genug betonen, dass diese LP einfach mal wieder sehr unterhaltsam ist und zumindest für den Moment alle bunten Pop-Träume verwirklicht, die man sich wünschen kann. So verhält sich das nun mal eben mit Chvrches und mir und ein bisschen ist mir das inzwischen auch recht. Muss ja auch nicht immer gleich alles das allerbeste sein.






Persönliche Highlights: Graffiti / Deliverance / My Enemy / Forever / Miracle / Wonderland

Nicht mein Fall: -

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