Donnerstag, 7. Juni 2018

Sie haben uns ein Denkmal gebaut...




















Aktuell kann man als geschmackvoller Musikhörer davon ausgehen, dass die Parquet Courts eine der spannenderen Rockbands der letzten Jahre sind. Ihr letztes Album Human Performance von 2016 war für mich seinerzeit eine ziemlich positive Überraschung und allgemein erfreut einen die Gruppe aus New York häufig mit ihrer unkonventionellen und skurrilen Art. Was viele dabei aber vergessen ist, dass das nicht immer so war und dass diese Jungs für eine ganze Weile einfach nur pretenziöse Snobs waren. Platten wie Sunbathing Animal oder Content Nausea mochte vor vier bis fünf Jahren eigentlich niemand ernsthaft und auch ich dachte damals, dass ich denen wohl nicht mehr lange zuhören würde. Und vielleicht war das ganze am Ende auch gar keine so gute Idee. Denn obwohl Human Performance mich zuletzt faszinierte, hält sich mein Interesse für ihr neues Album doch eher wieder in Grenzen. Trotz der Tatsache, dass es in Sachen Komplexität und Ernsthaftigkeit ihr bisheriger Karrierehöhepunkt sein dürfte. Denn inhaltlich gibt es hier definitiv einiges zu holen. Zunächst erscheint die Aussage, dass Parquet Courts jetzt auch politische Texte schreiben vielleicht erstmal sonderbar, zu ihrer sonstigen Sophisti-Blödelei-Mentalität passt das nämlich eigentlich so gar nicht. Doch so doof, wie das auf dem Papier klingt, ist das hier am Ende doch gar nicht, weil die Band bei den richtigen Leuten abguckt. Einen gewissen ironischen Schlag in den Botschaften haben sie von Joe Strummer, die brutale Direktheit erinnert an Gruppen wie Idles, der Swagger an die Stones, beziehungsweise Bowie, und wenn gar nichts mehr hilft, haben sie immer noch ihren sehr eigenen Humor, der hier immer noch funktioniert. Allerdings ist diese Dimension dann auch wirklich, was auf diesem Album ein bisschen flasht. In musikalischer Hinsicht zumindest haben die New Yorker schon wieder jegliche Substanz verloren. Wobei ich eigentlich dachte, dass das nach Human Performance nicht mehr passiert. So scharf und definiert, wie dort die Melodien und Riffs klangen, dachte ich eigentlich, Parquet Courts hätten nun endgültig ihren Sound gefunden. Wenn man sich allerdings anhört, wie verwässert diesmal alles klingt, war das wohl eine Fehleinschätzung. Über die gesamten fast 40 Minuten von Wide Awake! bekommt die Band kaum eine gescheite Melodie zustande, beruft sich auf langweilige Indie-Klischees und performt und produziert das ganze mit der Schlagkraft einer Scheibe Toast. Der zweite Teil hier ist deutlich besser als der Anfang und es gibt einige Ausnahme-Tracks wie den Titelsong, Almost Had to Start A Fight oder Death Will Bring Change, aber 60 Prozent des Albums ziehen einfach nur an mir vorbei, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Und das, obwohl diese LP laut ihrer Message eigentlich eher knallig und großkotzig daherkommen sollte. Eine Produktion wie die des neuen Jack White-Albums wäre hier Ideal gewesen, stattdessen entscheiden sie sich für den babbigen und langweiligen Sound einer Sixties-Pop-Platte, die heutzutage ohne Remaster auch keine Sau mehr hören würde. Womit diese Band vom großartigen Niveau ihres Vorgängers definitiv einen Rückschritt macht. Wide Awake! ist zwar nicht ganz so scheiße wie die kritische Zwischenphase der Gruppe 2014 bis 2016, doch meistens auch ein bisschen deshalb, weil der Stil der Parquet Courts von damals mit dem heute nicht mehr vergleichbar ist. Als die große und innovative Indieband, die viele Leute in ihnen sehen, schätze ich die New Yorker deshalb schon lange nicht mehr ein. Die Fehlbarkeit dieser Formation ist in meinen Augen sogar noch größer als ihre Überzeugungskraft. Richtig geniale Musik gibt es von ihnen, aber dann auch nur einmal in fünf Jahren. Damit sind sie für mich ein bisschen der Neymar Jr. der Indieszene. Womit ich übrigens definitiv sagen will, dass ich sie überbewertet finde.






Persönliche Highlights: Almost Had to Start A Fight/In and Out of Patience / Normalization / Wide Awake! / NYC Observation / Extinction / Death Will Bring Change / Tenderness

Nicht mein Fall: Violence / Back to Earth

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