Freitag, 30. März 2018

Zehn Songs im März 2018 (Polis, Crack Ignaz, Beach House, Sade, Iceage und und und)






























1. KACEY MUSGRAVES
High Horse
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In den Staaten ist Kacey Musgraves als Countrysängerin schon ein paar Jahre ziemlich bekannt gewesen und weil das bei einer gewissen anderen Künstlerin schon sehr gut funktioniert hat, versucht sie auf ihrem bald erscheinenden neuen Album mit einer umfassenden Pop-Transformation, noch ein bisschen mehr Buzz zu erzeugen. Die erste Single High Horse klingt dabei schon mal ziemlich vielversprechend, auch wenn Musgraves hier keinen Hehl daraus macht, an wem sie sich stilistisch orientiert. Anklagende Lyrics über bescheuerte Ex-Typen, Americana im Hintergrund, Pop an der Spitze, eine catchy Bridge und die Hook mit Falsettgesang...irgendwo her kennen wir das doch. Aber solange sie das so gut macht wie hier, will ich darüber nichts schlechtes gesagt haben.

2. LEON BRIDGES
Bad Bad News
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Leon Bridges ist innerhalb der letzten Wochen eine meiner großen Hoffnungen geworden, was gute Jazzmusik angeht und sein im April erscheinendes Album ist gerade dick und fett auf meiner Liste markiert. Sein sehr leichter und federnder Stil bezieht viele Elemente aus Soul und Pop mit ein, was ihn vielleicht mit Leuten wie Aloe Blacc und Amy Winehouse vergleichbar macht, am Ende des Tages ist Bridges aber doch vor allem ein Jazz-Nerd, der in den frühen Sechzigern zu Hause ist. Bad Bad News ist dabei nur der beste von einigen guten Songs, weil er nicht nur über schöne Gitarrenlicks verfügt, sondern auch über eine ordentliche Hook. Das Video dazu ist vielleicht ein bisschen creepy, täuscht aber nicht über die Qualität der Musik hinweg.

3. BEACH HOUSE
Dive
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Es ist in den letzten Jahren immer sehr leicht gewesen, sich über Beach House aufzuregen, aber mehr und mehr bin ich inzwischen eigentlich der Meinung, dass sie eigentlich nie wirklich scheiße waren. Sie sind vielleicht nicht ganz die einflussreiche Band, als die sie immer dargestellt werden, aber immerhin schreiben sie coole Songs. Einer von diesen ist auch ihre neue Single Dive, vielleicht der Track mit der meisten Action seit langem, bei dem ich wirklich Lust auf ihr neues Album bekomme. Schuld daran ist hauptsächlich der Einsatz einer verflucht guten Bassline in der Mitte des Stücks, der die musikalische Präsenz der Nummer auf gefühlte 110 Prozent erhöht und die nach dem gemütlichen Schalala des ersten Teils sogar ein bisschen überrascht. Definitiv die stärkste Leadsingle des Duos seit langem. Und das sagt jemand, der die letzten Jahre über seeeehr skeptisch ob ihres Outputs war.

4. POLIS
Gedanken
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Eine richtige Studioversion des neuen Tracks gibt es bisher noch nicht, allerdings ist das beim großartigen Live-Sound dieser Aufnahme aus dem Plauener Malzhaus und der schieren Qualität des eigentlichen Songs nicht wirklich tragisch. Bei so einem genialen Stück hätte ich wahrscheinlich auch das dreckigste Bootleg gefeiert wie ein ganzes Albumrelease, wobei dieses ja hoffentlich noch in diesem Jahr ansteht. Nachdem 2018 schon zwei Live-Videos von der Band geleakt wurden, die beide fantastisch waren und auf Konzerten immer mal wieder neues Material gespielt wird, bin zumindest ich extrem neugierig, was Polis noch alles so vorbereitet haben. Wenn mich meine Vorahnungen nicht täuschen, könnte eine kommende LP der Plauener so gut werden wie der Vorgänger Sein. Mindestens.

5. CRACK IGNAZ
Oder Ned (Miko Waye Remix)
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Eigentlich erschien der Song Oder Ned von Crack Ignaz schon 2015 auf dem Kirsch-Mixtape des Österreichers, ist also alles andere als neu. Allerdings wurde die Nummer vor ein paar Wochen im Rahmen des Colors-Projekts von Converse mit einem Remix von Miko Waye neu aufgelegt, der den Track stilistisch noch einmal komplett neu erfindet. Statt des smoothen Trap-Beats bastelt der Producer hier ein erfrischend knalliges Tropical House-Instrumental im Major Lazer-Stil, das den Song auf einmal catchy macht und die Vocals von Iggy Crack völlig neu ins Bild setzt. Kurzum schafft Miko Waye hier das, was einen guten Remix ausmacht, nämlich das Original noch einmal mit anderen Augen zu betrachten und das auch auf mich als Hörenden zu übertragen. Nicht mehr und nicht weniger.

6. KING TUFF
Thru the Cracks
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Bereits seit seinem Debüt verfolge ich den Output des Vermonter Müsli-Rockers Kyle Thomas aka King Tuff, und mit diesem Song lohnt sich das ganze vielleicht zum ersten Mal. Wo seine bisherigen Platten immer etwas unter ihrem Retro-Bezug zu Bands wie Dinosaur Jr. und Hüsker Dü ächzten, dabei aber nie wirklich spannend wurden, schreibt er mit Thru the Cracks gefühlt das erste Mal einen Song mit einer Hook, was plötzlich alles verändert. Stilistisch bewegt sich Thomas eher ein wenig mehr in Richtung Slacker-Americana (ja, das soll heißen, dass er ein bisschen nach Mac DeMarco klingt), was ebenfalls keine schlechte Idee ist und dass er beim Singen mittlerweile die Zähne auseinander kriegt, schadet in keinem Fall. Ob King Tuff daraus jetzt noch ein gutes Album machen kann ist fraglich, aber zumindest für eine gute Single war er diesmal schon gut.

7. SADE
Flower of the Universe
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Dass Sade ausgerechnet mit dem Titelsong für einen Disney-Film ihr Comeback beginnt, ist, nun ja...nicht gerade der beste Business-Move, aber wenn der Track dahinter so gut ist, kann und will ich gar nicht meckern. Flower of the Universe ist dabei nicht nur klanglich und kompositorisch toll, er erfindet den Stil der Sängerin auch ein Stückweit neu. Fans der alten Alben werden froh sein, hier weiterhin ihre extrem subtilen, fantastischen Gesangsharmonien zu hören, gleichzeitig ist der Track musikalisch viel zurückhaltender und ernsthafter als die früheren Sachen. Statt Jazz-Instrumentarium reicht diesmal eine Akustikgitarre, die den Vorteil hat, den Fokus noch mehr auf Sades ziemlich gut geschriebene Lyrics zu setzen und wenn am Ende die Reprise kommt, wird das ganze mal kurz ziemlich episch. Vielleicht bleibt dieser Song ein Einzelfall in der Diskografie der Sängerin, ich könnte mir allerdings mehr davon vorstellen. Vielleicht auf einem baldigen neuen Album?

8. ZILLAKAMI & SOSMULA feat. THRAXX
33rd Blakk Glass
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Trap-Wahnsinn Nummer 1: 2018 ist definitiv das Jahr, in dem die Trap-Szene nur noch Aufmerksamkeit generiert, wenn jemand komplett austickt. Jemand wie ZillaKami und SosMula zum Beispiel, die mit 33rd Blakk Glass letzte Woche die sicherlich einzige spannende Worldstar-Premiere seit Ewigkeiten zustande brachten. Der Song wie das Video sind zwar irgendwo verwurzelt im Rap, klingen inzwischen aber mehr nach Metalcore, the Prodigy und Nu Metal und rufen visuell eher Assoziationen mit Acts wie Slipknot oder KoRn hervor. Das ganze ist sicherlich nicht für jeden was und auch ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die beiden Rapper vielleicht einfach nur cool finde, weil sie ziemlich krass sind. Dagegen spricht allerdings, dass es im März noch einen anderen, ziemlich ähnlichen Song gab, den ich auch sehr mochte...

9. SCARLXRD
Faded
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Trap-Wahnsinn Nummer 2: Die Parameter hier sind eigentlich die gleichen wie beim vorherigen Song, nur dass Faded vielleicht sogar noch ein bisschen krasser ist. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

10. ICEAGE
Take It All
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Bei allem Hass, den ich den Dänen seit Anbeginn dieses Formats entgegengebracht habe, mit diesem Song haben sie mich doch irgendwie gekriegt. Take It All ist schon die dritte Single vom neuen Album und die erste, die mich wirklich interessiert hat, dafür dann aber auch gleich so richtig. Der Track ist ein wunderbarer experimenteller Schmachtfetzen irgendwo zwischen Nick Cave, the Velvet Underground und Swans, der nicht von ungefähr auch sehr nach Marchig Church, dem Nebenprojekt von Sänger Elias, klingt. In der Diskografie von Iceage ist der Song bis dato ein Einzelfall und ich glaube nicht, dass ihre neue Platte meine generelle Meinung von ihnen ändern wird, aber immerhin. Bis vor einigen Jahren hätte ich so etwas noch für komplett unmöglich gehalten.

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