Freitag, 23. März 2018

Human After All




















Hätte ich eigentlich nicht gedacht, dass ich in diesem Leben noch einmal über Between the Buried & Me schreibe. Ich dachte, ich hätte aus dem letzten Mal gelernt. Vor drei Jahren, als ich ihr letztes Album Coma Ecliptic mit zwei von elf Punkten bewertete und damit eigentlich klar sein sollte, was ich von dieser Band halte. Nun ja, hier wären wir also. Es hat mich eben doch wieder gejuckt. Und das nicht etwa aus reiner Schadenfreude oder dem Drang dazu, die Diskografie dieser Formation nun auch in Gänze zu zersetzen, sondern tatsächlich aus einer Art positiv konnotiertem Interesse an ihrer neuen Platte. Automata I heißt die, ist Teil einer zweiteiligen LP-Serie und steht damit theoreitsch eigentlich sehr in der Tradition der Gruppe aus North Carolina: Progressive Epen, gerne irgendwas mit SciFi und Robotern, dazu jede Menge technische Finesse und eine Prise Emorock. So kannte man das bisher von ihnen. Doch als ich vor einigen Wochen dann die neue Single Condemned to the Gallows hörte, war ich von der klanglichen Dimension doch einigermaßen überrascht. Between the Buried & Me klangen zwar nicht groß anders als früher, aber in ihrem Stil irgendwie doch bunter, verspielter und kreativer als zuvor. Der Song kleidete in seinen sechseinhalb Minuten wesentlich mehr aus als nur die zwei Stimmungen, die die Band bisher drauf hatte und schuf zahlreiche Nuancen dazwischen. Kurzum: Condemned to the Gallows war ein ziemlich guter Song. Und an dieser Stelle wurde ich neugierig: Würden es die Amerikaner sogar schaffen, ein ganzes Album in diesem Stil aufzunehmen und damit ihren bisherigen Sound überwinden? Die Antwort wenige Wochen später ist ein ziemlich klares ja. Automata I ist das erste Projekt dieser Formation das ich kenne, das die robotische Ästhetik der Vorgänger ablegt, die Politur ein klein wenig zurücknimmt und dafür mit besserem Songwriting und sogar Retro-Bezügen aufwartet. In nicht wenigen Momenten hier sind durchaus Einflüsse klassischer Prog-Bands wie Gentle Giant, King Crimson, Yes oder Genesis zu erkennen, wenngleich immer etwas aufgepeppt mit modernem Instrumentarium und Metalcore-Versatzstücken. Insbesondere Yellow Eyes und Millions beeindrucken in dieser Hinsicht, schaffen sie es doch erstmals, in der Musik von Between the Buried & Me so etwas wie Emotionen zu erzeugen und zudem viel Abwechslung zu bieten. Von den insgesamt sechs Stücken auf Automata I ist im Endeffekt keines wirklich schlecht, nur ein paar peinliche Math-Posen kann sich die Band nach wie vor nicht verkneifen. Auch als wirklich toll produziert würde ich das hier nicht bezeichnen, zu oft ist beispielswiese der Gesang sehr glatt zurechtgemacht oder hat ein Break nicht den richtigen Punch. Vor allem der erste Paukenschlag in Condemned to the Gallows versackt im Albumkontext ziemlich peinlich, verschuldet allein durch mieses Mastering. Und auch sonst hätte ich mir manchmal noch größere Abgründe und mehr Härte gewünscht, um alles abzurunden. Verglichen mit dem allerdings, was Between the Buried & Me bisher zu bieten haben, ist das hier musikalisch ein kleines Wunder. Vom schlimmsten Alptraum aus der Welt des technisch-nerdigen Progmetal werden die mit diesem Album zu einer der Bands, von denen ich mir vorstellen könnte, dass sie mir diese Art von Musik schmackhaft machen. Das ist in meinen Augen ein riesiger Schritt für sie und zeigt, dass man eben niemals nie sagen sollte. Und es wundert mich, das zu sagen, aber ich freue mich ein wenig auf den zweiten Teil von Automata, der vielleicht noch in diesem jahr erscheint. Vielleicht wird der ja sogar noch besser...






Persönliche Highlights: Condemned to the Gallows / Yellow Eyes / Millions / Gold Distance / Blot

Nicht mein Fall: -

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