Montag, 12. März 2018

Hundert Pro




















Nach nunmehr einigen Jahren, die von großer Passivität meinerseits bestimmt waren, was das Thema Debütalben angeht, habe ich 2018 erstmals wieder ein ziemlich gutes Gefühl, dass es anders werden könnte. Meine Radare bezüglich guter neuer Musik haben sich in letzter Zeit wesentlich verfeinert, meine Suchmechanismen sind besser geworden und vor allem habe ich die positive Angewohnheit kultiviert, mehr von dem zu hören, was mich selbst interessiert und weniger von dem, was Trends mir vorgeben. Nur so bin ich in den letzten Wochen zum Beispiel auf eine Band wie Moaning gestoßen, die vor kurzem einen Deal mit Sub Pop unterschrieben und dort gerade ihren LP-Einstand veröffentlicht haben. Dieser ist zwar durchaus ein Ereignis, von dem man zuletzt in vielen einschlägigen Blogs lesen konnte, dabei aber eher selten unter den Top-Themen. Dabei handelt es sich in meinen Augen hier durchaus um eine kleine Sensation. Die Kalifornier spielen ein spannendes Amalgam aus Gothrock und Shoegaze, das genau die richtige Mischung aus Ätherik und Catchiness in sich vereint und manifestierten die Wirkkraft dieses Stils seit dem letzten November auf insgesamt drei gigantischen Singles. Der Sound der Band dort war rockig und kaputt, aber auf irgendeine Weise auch sehr klar und nicht zuletzt richtig genial produziert. Dass jene Songs, die bis jetzt separat erschienen, nun auch das Album eröffnen, ist dann natürlich ziemlich geil. Aber wenn Moaning auf Gesamtlänge eines zeigen, dann dass es vollkommen egal gewesen wäre, welche Tracks sie für die Promo ausgewählt hätten. Denn auf ihrer ersten LP schreiben sie mehr oder weniger einen Hit nach dem anderen. Bei gerade mal zehn Songs in 33 Minuten mag das nach keinem großen Kunststück klingen, doch ist es in Wahrheit genau das: In eine halbe Stunde so viel Bombast zu packen wie die Band das hier tut ist wesentlich schwerer als bei 45 Minuten oder gar einer Stunde und die Tatsache, dass hier so gut wie jeder Ton sitzt, ist beeindruckend. Noch dazu, weil Moaning in dieser kurzen Zeit eine unglaubliche Bandbreite an Ästhetiken abklappern: Der Opener Don't Go ist die rockig-finstere Goth-Nummer, Tired blumiger Blubberwölkchen-Shoegaze, Does It Work for You die kantige Distortion-Abfahrt und in Close erinnern die Kalifornier stellenweise sogar ein bisschen an Coldplay. Und weil die britischen Weichspüler jetzt nicht der einzige stilistische Zusammenhang sein soll, den ich hier nenne: Wer auf Bands wie Nothing, the Horrors oder Preoccupations steht, sollte sich das hier vielleicht mal anhören. Dass Moaning auch extrem von Slowdive, Joy Division und My Bloody Valentine beeinflusst sind, ist natürlich klar. Doch statt wie viele Acts nur die Summe ihrer Vorbilder zu sein, schaffen es diese Musiker, auch aus sich selbst heraus einen ziemlich coolen Charakter zu entwickeln und hier ein Debüt aufzunehmen, das sich von vorne bis hinten gelohnt hat. Zwar gibt es auf dieser Welt schon viele sehr gute Bands, die sehr ähnliche Sachen machen wie Moaning, aber für sie muss definitiv noch Platz sein. Denn wer schon auf der ersten Platte so strahlt, aus dem kann nur was gutes werden.






Persönliche Highlights: Don't Go / Tired / Close / Does This Work for You / the Same / Somewhere in There

Nicht mein Fall: -

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