Freitag, 16. März 2018

Mehr Songs über Kameras and Trump




















Dass David Byrne die letzten 14 Jahre keine neue Platten mehr gemacht hat und zumindest in meiner aktiven Zeit hier auch sonst nicht wirklich viel, ist aus meiner Position heraus eigentlich eine echte Erleichterung. So hat es ganze sieben Jahre gedauert, bis ich auch mal dazu kommen würde, meinen Senf zu diesem Mann dazuzugeben und mit im Zuge dessen den Hass meiner kompletten Leser*innenschaft zuzuziehen. Denn wenn man mich fragt, ist er einer der am furchtbarsten überbewerteten Musiker der letzten vier Jahrzehnte. Schon die Talking Heads sind, obgleich ich einige Songs von ihnen sogar mag, eine Band, die ich bis heute nicht so recht verstehe und was den Solo-Output ihres Ex-Frontmanns angeht, so ist dieser höchstens nur noch schlimmer. Melodien kann er nicht schreiben, singen kann er auch nicht und produktionstechnisch hat er in 39 Jahren Karriere höchstwahrscheinlich nicht ein ansatzweise gut klingendes Album fabriziert. Und obgleich ich seine Art, Texte zu schreiben dann und wann schätze, hat er mich als Gesamtpaket bis dato irgendwie nie erreichen können. Ich schließe nicht aus, dass das eventuell noch passieren könnte, aber bis jetzt war das eben nicht der Fall. Auch nicht mit American Utopia. Dabei mochte ich die ersten Singles der neuen LP sogar ein bisschen. Everybody's Coming to My House war Anfang des Jahres ein sehr energischer Song, der Byrne wieder als den vokalistischen Exzentriker aus den Achtzigern zeigte und zumindest mit Nostalgie überzeugte. Auch This is That war als Einzeltrack gar nicht mal so übel. Der sogenannte "Kontext", der alle Songs auf Albumlänge dann jedoch zusammenhalten soll, wirft diese eher wieder über den Haufen und richtet jede Menge Chaos an. American Utopia klingt auf Gesamtlänge eher wie eine Sammlung von B-Seiten, die rein zufällig ein loses lyrisches Konzept teilen, das irgendwie mit Dystopien, Facebook und Trump zu tun hat. Dieses an sich ist vielleicht das beste hier, erinnert es doch an das textlich sehr starke Everything That Happens Will Happen Today, das Byrne vor zehn Jahren zusammen mit Brian Eno machte. Wo andere Künstler*innen solchen Themenkomplexen sehr oft mit Plattitüden, Dad Jokes und Kulturpessimismus begegnen, treffen die Songs hier einen ziemlich guten Ton und schaffen es auch ohne moralischen Zeigefinger, Nägel auf Köpfe zu hauen. Schade nur, dass Byrnes Gesangsperformance mir dann jeglichen Genuss daran direkt wieder nimmt. Dass ich ihn als Sänger schon immer ziemlich hasse, wird sich wohl niemals ändern und da ist auch jeglicher guter Wille vergebens. Leider Gottes ist das eben meine Position. Dass ich mit diesem Menschen musikalisch nichts anfangen kann, wird sich vermutlich so schnell nicht ändern und ich kann euren Groll verstehen, wenn es euch dabei anders geht. Aber seht es doch mal so: Dass ich diese Platte nicht mag, heißt das nicht, dass sie euch nicht gefallen könnte. Und wenn ihr David Byrne bisher mochtet, stehen die Chancen ziemlich gut, dass euch auch das hier zusagt. Nur lasst mich damit bitte in Ruhe, mein Fall ist es eben nicht. Sorry not sorry.






Persönliche Highlights: I Dance Like This / Doing the Right Thing / Everybody's Coming to My House / Here

Nicht mein Fall: Dog's Mind / It's Not Dark Up Here

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen