Mittwoch, 21. März 2018

Einmal schnell und laut, bitte!




















Ich wusste ja gar nicht, dass Jericho Sirens das erste Album der Hot Snakes seit mittlerweile bereits 14 Jahren ist. Ich hätte schwören können, irgendwann für diesen Blog schon mal eine Platte von ihnen gehört zu haben, aber dem ist wohl nicht so. War wohl eine der anderen fünftausend Gruppen, in denen John Reis spielt. Aber auch die Tatsache, dass ich mal wieder überhaupt keine Ahnung hatte, mit was für einer Band ich es hier eigentlich zu tun habe, hat nichts daran geändert, dass ich diese LP mit jeder Menge Spannung erwartet habe und unbedingt wollte, dass sie gut wird. Denn die beiden Singles, die die Kalifornier im Vorfeld davon veröffentlichten, gehörten ohne Frage zu den besten Hardcore-Punk-Nummern, die ich 2018 bisher gehört habe. Und daran gemessen, dass Careful With That Edge seit einigen Jahren ein ziemliches Defizit in dieser Musikrichtung verzeichnet, waren diese Songs eine echte Verheißung. Hot Snakes klangen nach der Band, die den Fluch ablegen würde und dafür nichts weiter brauchte als ein gutes Album, das aus möglichst vielen von diesen Stücken bestand. Zwei Monate später wissen wir, dass sie das gar nicht mehr brauchen. Als Fluchbrecher sind ihnen im Februar schon Turnstile zuvor gekommen und auch sonst gab es zuletzt eine gewisse Renaissance des hochwertigen Punkrock auf diesem Format. Was natürlich nicht heißt, dass ich mich über ein tolles Album der Hot Snakes nicht trotzdem gefreut hätte. Und gut ist es allemal geworden. Nur als Erlösung hätte es wahrscheinlich eher nicht getaugt. Denn im wirklich so umzuhauen wie die Singles versprachen, ist es insgesamt einfach ein bisschen zu wenig. Zu wenig Fett im Sound, zu wenige Hooks und zu wenige Songs an sich. Zehn Songs fetzten Hot Snakes in gerade Mal 30 Minuten weg und für so ein Comeback ist das schon ein bisschen sehr knapp. Klar ist das ziemlich punk und so weiter, aber eben auch einfach unbefriedigend. Und auch klanglich hätte ich mir überall ein klein wenig mehr gewünscht. Man darf das nicht falsch verstehen: Die großen Pluspunkte von Jericho Sirens sind vor allem die, dass die Band ein unglaublich zackiges und trotzdem volles Songwriting an den Tag legt und hier so viele fantastische Riffs und Hooks versammelt wie wenige andere Künstler*innen. Fast jeder Track hier ist ein Hit und dazu auch noch höllisch gut produziert. Aber dafür, dass Hot Snakes sich für diese Ästhetik entscheiden, gehen sie zu selten wirklich aufs Ganze. So gut wie überall fehlt das letzte bisschen an Bombast, um aus dieser wahnsinnig guten Songs auch noch das letzte herauszuholen. Auf dem Papier mag das nach einer Lapalie klingen, doch zumindest bei mir sorgt es für jede Menge Frust. Denn es fehlt nur wenig und Jericho Sirens wäre die beste Punkrock-Platte des Jahres. So ist sie eben nur eine ziemlich gute, die ich ausnahmslos allen empfehlen möchte, die gute Rockmusik mögen. Insbesondere Fans der Cloud Nothings, von Ken Mode und Refused sollten hier auf ihre Kosten kommen. Und hoffentlich kommt ihr dabei auch so richtig in den Genuss dieser LP und habt nicht mit den gleichen Luxusproblemen zu kämpfen wie ich.






Persönliche Highlights: I Need A Doctor / Why Don't It Sink In? / Six Wave-Hold-Down / Death Camp Fantasy / Having Another? / Death Doula / Psychoactive

Nicht mein Fall: -

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