Dienstag, 16. Mai 2017

Eigentlich logisch

Logic und ich haben es nicht leicht miteinander. Jedes Mal, wenn wieder ein neues Album des Marylander Rappers erscheint, habe ich irgendetwas zu nörgeln und das, obwohl der Junge meiner Meinung nach keine schlechte Musik macht. Wenn es darum geht, fantastische HipHop-Hits und durchdachte Konzeptplatten zu schreiben, ist er vielleicht einer der besten. Reden wir allerdings von Originalität, einer künstlerischen Vision und davon, wirklich etwas zu vermitteln, enttäuscht er mich jedes Mal wieder zutiefst. Sein letztes Mixtape Bobby Tarantino bekam von mir deshalb auch die rekordverdächtig niedrige Wertung von drei Punkten und ich dachte eigentlich, zwischen Logic und mir wäre alles gesagt. Doch dann hat es mich hier irgendwie doch wieder gepackt. Seine Kommentare über soziale Idetität, die in den letzten Monaten überall auftauchten, waren durchaus nicht ohne und ich wünschte mir einfach nur, auf Everybody noch mehr davon zu hören. Ferner war der vorab veröffentlichte Track Black Spiderman überraschend gut und ich räumte Logic ein, dass er unter Umständen eine ziemlich gute und vielsagende Platte machen könnte. Leider bleibt davon auf der Umsetzung wie immer wenig übrig. Zwar erschaffen die Songs hier erneut ein ziemlich umfangreiches Story-Konzept, das primär einen Dialog zwischen einem Typen namens Adam und Gott beinhaltet. Allerdings fällt schon das deutlich weniger kreativ aus als auf dem Vorgänger und bleibt am Ende trotzdem die größte Stärke der LP. Denn musikalisch ist Everybody nach wie vor ziemlich furchtbar. In ermüdenenden 70 Minuten Spielzeit erklärt uns Logic in aller Ausführlichkeit, was sein Erfolg ihm bedeutet, warum er es ja ach so schwer damit hat und verweist dabei ständig auf seinen afroamerikanisch-schwarz-weißen ethnischen Hintergrund. Dabei klingt er noch immer wie ein schlechter Kendrick Lamar und nervt die meiste Zeit einfach nur kolossal. Was diesmal übrigens auch dazu führt, dass die ganzen tollen Beats und Features nicht viel helfen. Die prätenziöse Geschichte, die beispielsweise Take It Back erzählt, ist so ekelhaft, dass man nicht lange davon getäuscht wird, was für ein hammermäßiger Banger der Track ist. Und um das mal klarzustellen: Ich nehme Logic nicht seine an sich sehr noblen Absichten übel, sondern dass er sie einem so plakativ aufs Brot schmieren muss. Ich finde es eigentlich sogar wahnsinnig toll, dass hier nicht so viel angegrenzt wird und stattdessen Versöhnung gepredigt wird. Allerdings ist die Umsetzung Stoff für einen Nachmittag bei RTL 2. Natürlich hat der MC bei der Gelegenheit auch noch einen Anti-Trump-Song im Gepäck. Wie originell! Ganz abgesehen davon, dass Logic hier seine eigene Message immer wieder durch blödes Angeber-Gewäsch und Fame-Gehabe verwässert. Das hat zuletzt nicht mal KDot ordentlich hinbekommen. So richtig überzeugt von seiner Message scheint er also selbst nicht zu sein. Und das ist am Ende das hauptsächliche Manko: Was dieses Album im Grunde sagen will ist etwas sehr wichtiges und tolles und vielleicht etwas, das Logic dem Rest der HipHop-Welt voraus hat. Doch er verpackt es hier in soviel Kram, dass man von der eigentlichen Intention nur noch wenig mitbekommt. Insbesondere auf einer Platte, die über eine Stunde geht. Wenn euch interessiert, was dieser Typ zu sagen hat, lest euch seine Interviews durch, denn in der Musik lenkt von diesem harten Kern einfach zu viel ab. Und es ist traurig, so etwas über Musik, insbesondere über Rap, sagen zu müssen. Aber Logic schafft es eben mal wieder, womit sich vielleicht erklärt, weshalb ich seine Songs immer so frustrierend finde. Wobei es andererseits wahrscheinlich auch diesmal wieder ein nächstes Mal geben wird. Ich will einfach ein gutes Album von ihm hören. Und Everybody ist diesem Ziel trotz allem ein weiteres Stückchen näher gekommen.





Persönliche Highlights: Ink Blot / Mos Definitely / Black Spiderman

Nicht mein Fall: Hallelujah / Take It Back / Anziety

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen