Freitag, 5. Mai 2017

#DankeDonald

Es ist ein weiteres Album-Comeback, das irgendwann doch noch sein musste. Nachdem in den letzten fünf Jahren bereits diverse scheinbar Reunion-resitente Künstler*innen wie Godspeed You! Black Emperor, Faith No More, Blur oder Refused ganz plötzlich doch wieder neues Material veröffentlichten und Leute wie Rage Against the Machine, Tool und System of A Down wieder regelmäßige Konzerte spielen, war es auch für At the Drive-In irgendwann wieder soweit. Seit 2012 ging es mit den Texanern immer wieder hin und her: Erst die offizielle Wiedervereinigung mit exklusiver Live-Premiere auf dem Coachella, dann die erneute Trennung, dann doch wieder neue Songs und jetzt schließlich die erste richtige LP seit fast zwanzig Jahren. Es war dabei witzig anzusehen, wie viele Parallelen es erneut zur Entwicklung bei Refused gab, deren Schicksale ja bereits um die Jahrtausendwende sehr ähnlich waren. Da ist es nur konsequent, dass auch das Comeback auf Platte wieder ziemlich genau zwei Jahre später kommt. Die müssen sich doch abgesprochen haben. Was At the Drive-In abseits vom Sound und ihrer gemeinsamen Geschichte aber noch mit den Schweden verbindet, ist die Fähigkeit, auch nach so langer Abstinenz noch richtig was zu reißen. Die Voraussetzungen dafür sind hier zumindest gegeben: Die bisherigen Singles waren durchaus nicht übel, Spielerfahrung hat die Band durch diverse Gigs wieder gesammelt und zahlreiche Nebenprojekte haben uns gelehrt, dass sehr selten etwas schlechtes zustande kommt, wenn man Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez gemeinsam auf einer LP hört. Und zumindest für mich haben sich die guten Hoffnungen auf In•Ter A•Li•A auch bewahrheitet. Ähnlich wie beim Comeback von Refused (duh!) verfolgen die Texaner hier einen cleaneren, luftigeren Sound, dem aber nichts von der Energie fehlt, die das alte Material hatte. Man hört, dass die Band sich weiterentwickelt hat und hier auch neues ausprobieren will, klanglich könnten die Songs aber auch eine Woche nach dem Release von Relationship of Command geschrieben worden sein. Die fünf Musiker haben es nicht verlernt, über die komplette Dauer eines Albums einen konstanten roten Faden zu spannen, einen vielfältigen, progressiven Hardcore-Sound zu präsentieren und trotzdem in jeder Sekunde mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. All die Dinge, die den "Vorgänger" von In•Ter A•Li•A  zu einem meiner All Time Favorites machen, finden sich hier wieder und als Fan freut man sich darüber natürlich diebisch. Auch inhaltlich sind At the Drive-In damals wie heute politisch ähnlich aktuell. Was damals George W. Bush war, ist heute Donald Trump und man könnte mutmaßen, dass es diese Platte ohne ihn nicht gegeben hätte. Aber was auch immer die endgültige Motivation für die Texaner war, nun doch ein Album zu machen, man kann am Ende dankbar dafür sein. In•Ter A•Li•A ist sowohl großartiger Fanservice für Nostalie-Hörer*innen als auch konsequente Weiterführung einer starken künstlerischen Feder. Womit wir hier eines der seltenen LP-Comebacks haben, das die Diskografie seiner Interpreten tatsächlich bereichern kann. Ich hatte durchaus daran gezweifelt, dass es funktioniert, aber wer, wenn nicht At the Drive-In. Und jetzt wo das geschafft ist, hätte ich gerne noch neue Platten von Sparta, the Mars Volta, Bosnian Rainbows und Antemasque. Macht auch nichts, wenn es schnell geht.





Persönliche Highlights: No Wolf Like the Present / Continuum / Tilting at the Univendor / Incurably Innocent / Call Broken Arrow / Torrentially Cutshaw / Hostage Stamps

Nicht mein Fall: -

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