Samstag, 28. November 2015

You Had My Curiousity...

BUSDRIVER

Thumbs

Hellfyre Club

2015
















Es ist eigentlich paradox, wie präsent seit Jahren die Platten von Leuten wie Gonjasufi oder Milo auf diesem Blog sind und wie wenig ich bisher über deren größtes Vorbild geschrieben habe. Busdriver, der Typ, der schon seit den Neunzigern die verkopft intelligente, experimentelle Seite der HipHop-Szene repräsentiert und der selbst trotz immensem Output nie wirklich über den Status eines komischen Kauzes und Eigenbrötlers hinaus kam, während ein Künstler nach dem anderen mit seinen Einflüssen schmückte. Einem von ihnen, Milo, habe ich vor kurzem elf Punkte für sein neues Album So the Flies Don't Come gegeben, auf dem sich mit Song About A Raygunn auch ein Track befindet, der das Schaffen und Wirken von Busdriver würdigt und für mich einer der Gründe war, mich noch einmal mit diesem Künstler zu beschäftigen. Ich muss dazu sagen, dass ich den sinnierenden, lethargischen Küchenphilosophen Milo seinem ungestümen Kunstrapper-Idol mit dem Flow eines zahnlosen Raggamuffins immer vorgezogen habe und fand, dass dieser die Einflüsse besser umzusetzen wusste. Busdrivers letzten Longplayer Perfect Hair fand ich außerdem viel zu unstet, um mich wirklich am Ball zu halten. Die gute Nachricht ist: Mit Thumbs gefällt mir der Altrap-Veteran schon ein ganzes Stück besser. Auf der neuen Platte ist nicht nur von vornherein eine Marschrichtung erkennbar, sondern sie klingt sogar einigermaßen zeitgemäß. Die Entschleunigung im instrumentalen Bereich bietet indes viel Platz für Busdriver, seine lyrischen Talente auszubreiten. In Ministry of the Torture Couch gibt es einen faszinierenden Übergang zwischen zwei Themen, die dann auch noch durch einen beneidenswerten Spit-Part abgerundet wird, nur damit der nächste Song Worlds to Run (in dem es übrigens ein Milo-Feature gibt) gleich danach fast gesungen wird. Solcherlei Momente jagen sich auf diesem Album und man kommt teilweise aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Hier zeigt sich das so oft heraufbeschworene Genie von Busdriver in seiner höchsten Perfektion. Allerdings auch nur Bruchstückweise. Denn ein Künstler, der so experimentell an ein Genre wie HipHop herangeht, riskiert logischerweise auch fehlgriffe. So ist beispielsweise das mit Clipping-MC Daveed Diggs eingespielte, hibbelige Surrounded By Millionaires ein Track, der beide Kollaborateure nicht gerade im besten Licht dastehen lässt. Viele Cuts hier sind kreativ, doch manchmal hat man eher den Eindruck, des guten zu viel zu bekommen. Dort wo Busdriver sich mit seinen Eskapaden zurücknimmt, entsteht die Magie, die seine besten Songs ausmacht. Zu hundert Prozent von Busdriver überzeugt bin ich nach Thumbs noch immer nicht, doch sagen wir es so: Ich beginne allmählich zu begreifen. Dieser Typ ist vielleicht nicht der beste Rapper, doch er hat immer etwas besonderes und neues zu bieten. Etwas, was mir hoffentlich auch noch auf seinen weiteren Releases begegnet. Denn neugierig bin ich auf jeden Fall...
8/11

Beste Songs: Hottentot Supercluster / Ministry of the Torture Couch / Worlds to Run

Nicht mein Fall: Black Labor / Surrounded By Millionaires

Weiterlesen:
Busdrivers junger Padavan (die Macht ist stark in ihm):
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Der Dernier Cri für Szene-Experten:
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