Mittwoch, 25. November 2015

C'mon, das geht auch klüger!

FATONI & DEXTER

Yo, Picasso!

WSP Entertainment

2015
















Was kann man von einem Collab-Projekt zweier Künstler erwarten, die beide gerne in den Hintergrund treten und generell eher mit Plattitüden rumdrucksen, als interessanten HipHop zu fabrizieren? Eine Frage, die mir mindestens im Kopf schwirrt, seit Yo, Picasso! allerorten von der Kritik umjubelt wird und sich dreist "Deutschrap-Album des Jahres" nennt. Sicherlich haben wir es hier mit durchaus renommierten MCs zu tun, die in der hiesigen Szene längst keine No-Names mehr sind. Zumindest ihre besten Kumpel 3Plusss, Yassin, Audio 88 und Weekend, mit denen sie jede Menge Material eingespielt haben, sollte man kennen. Für mich jedoch haben Fatoni und Dexter selbst immer im Schatten ihrer eigenen Kollegen gestanden. Wo der eine der textlich besseren Kopie von Sido gleichkam, war der andere der Typ, der ziemlich coole, chillige Instrumentals produziert,  inhaltlich dafür aber auf Cro-Niveau absackt. Ihre Platten waren okay, aber. Ich hatte eigentlich nicht unbedingt vor, mich näher mit ihnen zu beschäftigen, doch das wird durch den Hype um dieses neue Projekt langsam unmöglich. Dass es jetzt ein gemeinsames Album gibt, bedeutet zwar, dass hier ebenbürtige Künstler aufeinander treffen, doch nicht, dass dieses Album dann auch interessant sein muss. Und in der Tat ist das Ergebnis bei Yo, Picasso! bisweilen ziemlich traurig. Es gibt eine Reihe guter Songs hier, mit ADHS und 32 Grad sogar richtige Hits, doch man merkt schnell: So ziemlich alles bewegt sich innerhalb eines langweiligen Standard-Genre-Definitionsbereichs, der etwaige Überraschungen und Experimente per Default Setting außen vor lässt. Die immer gleichen Themen werden in Fatonis Lyrics aufgetischt. Es geht um Geld, Das Älterwerden, Spießertum, Realkeeperei und HipHop an und für sich. Dazu hat Dexter ähnlich schablonenartige Beats gebastelt, die locker fünfzehn Jahre auf dem Buckel haben könnten. Es ist alles nicht schlecht, aber. Und wenn dann so ein furchtbarer Track wie Dienstag Nacht oder Semmelweisreflex dazukommt und Kryptik Joe (der einzige Gast auf dieser LP) den beiden in Kann nicht reden ich esse die Show stiehlt, wird dieses Aber immer größer. Genau so wie die Liste der viel zu offensichtlichen Einflüsse, die sich nicht mit Oldschool-Referenztum rausreden können. Am Ende ist Yo, Picasso! genau das mittelmäßige Album, das ein mittelmäßiger MC und ein mittelmäßiger Produzent erwartungsgemäß machen würden und einige Ewigkeiten entfernt von der Deutschrap-Platte des Jahres. Mit etwas gutem Willen kann ich das noch gerade okay finden, aber wirklich viel bleibt davon sowieso nicht hängen. Das beste an der LP ist der Picasso auf dem Cover. Aber nicht mal der ist echt.
6/11

Beste Songs: 32 Grad / ADHS

Nicht mein Fall: Semmelweisreflex / Dienstag Nacht

Weiterlesen:
Das Deutschrap-Album des Jahres (in Echt):
zum Review

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