Mittwoch, 18. November 2015

Teil der Lösung

JUSTIN BIEBER
Purpose

Universal
2015
















Ja, ihr habt richtig gelesen. Ich schreibe ein Review über Justin Bieber. Und wisst ihr was? Es wurde langsam echt Zeit dafür. Denn kaum ein anderer Künstler hat in meinen Augen 2015 so einen Sympathie-Boost verdient wie der kanadische Teenie-Popstar. Weil er gerade sehr gut darin ist, genau das nicht mehr zu sein. Der Typ, der vor fünf Jahren mit Baby jeden Fan halbwegs ernsthafter Musik vergraulte, ist spätestens jetzt auch musikalisch ein anderer geworden. So gut es ihm beim obligatorischen Erhalt seiner Fan-Zielgruppe und der dazugehörigen Credibility möglich ist, sucht er seit geraumer Zeit nach alternativen zum klanglichen Image, das er sich am Anfang seiner Karriere aufgebaut hat. Dazu gehörten bisher Kollaborationen mit Skrillex, Diplo und Travis Scott, die meiner Meinung nach äußerst fruchtbar ausfielen (zumindest als erstklassiger Hook-Sänger hat sich Biebs etabliert) und zumindest der Versuch, anspruchsvollere Songs zu schreiben. Ich will nicht sagen, dass Justin Bieber jetzt auf einer Stufe mit Tyler, the Creator oder FKA Twigs steht, doch eine Veränderung ist in Ansätzen spürbar. Auch auf Purpose, seinem neuen Album. Der Drang zur Veränderung ist hier wohlgemerkt nicht ganz so stark wie auf den Arbeiten von anderen Künstlern, was sicherlich daran liegt, dass hier sein Name oben drauf steht und nicht nur hinter der "Featuring"-Kennzeichnung. Allerdings wurden die so geknüpften Beziehungen genutzt: Diplo hat die Platte produziert und es gibt Gastauftritte von Skrillex, Big Sean, Halsey und Travis Scott. An sich eine coole Sache, die die Performance von Biebs auch bereichert. Allerdings kommen komplett alle davon erst in der zweiten Hälfte der LP, was die ersten sechs Songs etwas eintönig macht, obwohl darunter auch die beiden Singles Sorry und What Do You Mean? sind. Insgesamt ist Purpose immer noch kein wirklich akzeptables Gesamtwerk, doch es ist auch von einer Art, die man noch vor nicht allzu langer Zeit nie von jemandem wie Justin Bieber erwartet hätte. Und immerhin den Leuten, die diesen Künstler immer als Präzedenzfall für schlechte Chart-Musik anbringen, kann man jetzt diese 13 Tracks vorhalten und mit Fug und Recht behaupten: Dieser Junge ist auf dem besten Weg, ein angemessen guter Popstar zu werden. Dieser Junge ist nicht mehr Teil des Problems, sondern Teil der Lösung geworden. Und zumindest von mir soll er dafür auch die Anerkennung bekommen, die er meiner Meinung nach verdient. Deshalb mache ich jetzt auch Reviews über Justin Bieber.
6/11

Beste Songs: Sorry / No Sense / the Feeling / Where Are Ü Now?

Nicht mein Fall: I'll Show You

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