Montag, 9. November 2015

Blastbeat statt Banjo

PANOPTICON
Autumn Eternal

Nordvis
2015
















Die Verbundenheit zur Natur lag schon immer in den Grundfesten des Black Metal verborgen. Wo sich die Urväter der Szene aus Norwegen Inspiration in den verschneiten Wäldern ihrer Heimat holten, vertonten Wolves in the Throne Room die landschaftliche Weite des Nordostens der USA. Aus dieser Sichtweise betrachtet sind Panopticon eine besonders interessante Band. Ihr 2012 veröffentlichtes Debüt Kentucky huldigte der unvergleichlichen Schönheit eben dieses Staates und machte dies auch in Sachen Sound klar. Ihr Rezept bestand darin, die üblichen Schemen des Black Metal um Elemente aus Bluegrass und Country zu erweitern, die für diese Region Amerikas exemplarisch ist. Seitdem sind Panopticon für eben diese ungewöhnliche klangliche Mischung ziemlich bekannt geworden und es wurmte mich ziemlich, dass ihre Platten auch nur auf der anderen Seite des Atlantiks veröffentlicht wurden. Für ihren dritten Longplayer Autumn Eternal hat sich nun endlich das schwedische Label Nordvis ein Herz gefasst und einen europäischen Deal ausgehandelt. Das macht ein Review wie dieses erstmals möglich und auch sinnvoll. Dass die Platte dabei Teil einer mit Kentucky beginnenden Trilogie ist, muss ich dabei leider außen vor lassen. Klanglich verhält es sich ohnehin anders als seine Vorgänger und ist auch ohne dieses souverän genug. Was mir allerdings als erstes auffällt ist, dass einem mit dem fantastischen Stilmix ein bisschen viel versprochen wird. Elemente beider Genres sind hier nicht zu gleichen Teilen vorhanden, es sind eher Country-Momente, die in Metal-Songs eingearbeitet sind. Der Opener Tamarack's Gold Returns ist zwar ein akustisch-orchestraler Opener, der an sich wahnsinnig filigran klingt, doch danach auch gleich von zwei über sechs Minuten langen Bangern abgelöst wird. Und hier zeigt sich erstmals ein Missverhältnis im Sound von Panopticon: Denn wo die Country-Parts in vielerlei Form zu bezaubern wissen, klingt ein Song wie Into the North Woods eher ziemlich stumpf. Es gibt zwar hymnische Lärm-Momente wie zum Ende des Titeltracks, doch diese sind eher selten. Um es kurz zu machen: Das Genre, auf das die Band hier das Hauptaugenmerk legt ist das, welches sie weniger gut beherrscht. Im zweiten Teil des Albums deutet sich zwar eine leichte Verbesserung an, doch daran, dass ich in diesem Jahr schon besseren Black Metal gehört habe, ändert das nichts mehr. Und durch die Wichtung der stilistischen Parts sind Panopticon am Ende auch nicht viel innovativer als beispielsweise Agalloch oder Thantifaxath. Die Mär vom Country-Metal-Epos wird auf Autumn Eternal also nicht erfüllt und verbrandet in Ansätzen. Vielleicht waren aber auch nur die Erwartungen zu hoch. Man hat ja zur Zeit nicht gerade Mangelwirtschaft als Black-Metal-Fan. Als Country-Fan schon eher.
7/11

Beste Songs: Tamarack's Gold Returns / Sleep to the Sound of Waves Crashing / Pale Ghosts

Nicht mein Fall: Into the North Woods

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Wer hat's erfunden?:
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